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„Traut euch!“ – Karriere in der Wissenschaft - Besuch von Vertr.-Prof. Dr. Pia Lange, LL.M. (UCT) im Juni 2021

Als wir unseren Zusammenschluss „Frauen im Recht“ im Februar 2021 gründeten, war es ein großes Anliegen all‘ unserer Mitglieder, weibliche Vorbilder für einen gemeinsamen Austausch zu gewinnen, die uns in unserem weiteren Werdegang inspirieren könnten.

Umso mehr freuen wir uns, dass wir am 8. Juni 2021 als erstes Vorbild die Vertretungsprofessorin Frau Dr. Pia Lange, LL.M. (UCT) in unserem Forum zu einem spannenden Impulsvortrag mit anschließender Diskussion begrüßen konnten. An den Namen unseres Zusammenschlusses „Frauen im Recht“ anknüpfend eröffnete Frau Dr. Lange ihren Besuch mit der sog. „Leaky Pipeline“ (Stand 2019), die den in der Rechtswissenschaft absinkenden Frauenanteil auf den verschiedenen Qualifizierungsebenen und Karrierestufen veranschaulicht: Während der Frauenanteil unter Studierenden der Rechtswissenschaften bei 56,5 % lag, belief er sich bei den Wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen auf 36,9 %. Dies gipfelte in einem Frauenanteil von lediglich 21,6 % unter den Professuren. Wir seien mit unserer Forderung „Frauen im Recht“ somit vollkommen „im Recht“ scherzte Frau Dr. Lange. Für das messbare „Verlorengehen“ von Frauen im Wissenschaftssystem im Verlauf der akademischen Karrierestufen diskutierte Frau Dr. Lange einige nicht abschließende Faktoren. So habe sie selbst bisher keine direkte Diskriminierung erfahren, glaube aber, dass Frauen häufig weniger zugetraut werde als ihren männlichen Kollegen. Auf das von Frauen selbstbewusst geäußerte Berufsziel einer Professur reagierten manche Kollegen beispielsweise mit ungläubiger Überraschung. Teilweise trauten sich Frauen (daher) auch selbst weniger zu. Neben der langen akademischen Qualifikationsdauer und der nicht gesicherten Aussicht auf eine Dauerstelle, fiele außerdem in vielen Fällen die Familienplanung mit der wissenschaftlichen Qualifikationsphase zusammen. Dies mache eine Karriere in der Wissenschaft – zwar auch für Männer aber – insbesondere für Frauen wenig attraktiv. Frau Dr. Lange betonte abschließend das Zusammenspiel weiterer struktureller Barrieren und individueller Hemmnisse, das es unmöglich mache, einen einzigen Grund für den absinkenden Frauenanteil im Wissenschaftssystem zu identifizieren.Um uns dennoch zu einer Karriere in der Wissenschaft zu motivieren, rundete Frau Dr. Lange ihren Vortrag mit einem Text der ersten weiblichen Vorsitzenden des Deutschen Juristen-Fakultätentag (DJFT) Frau Prof. Dr. Dr. hc. Tiziana J. Chiusi ab. In ihrem „Brief an eine junge Juristin“ mit dem Titel „Trau es dir zu!“ appellierte diese nachdrücklich an das weibliche Selbstbewusstsein junger Rechtswissenschaftlerinnen. Im Anschluss beantwortete Frau Dr. Lange unsere zahlreichen Fragen, die sowohl den Prozess der Promotion und die Vorzüge des LL.M.-Abschluss, als auch die Phase der Habilitation und die Familienplanung behandelten. Neben den jeweiligen Herausforderungen schilderte Frau Dr. Lange stets auch die Bereicherungen, die sie im Laufe ihres Werdegangs erfahren konnte. Die Ansprache von Frau Dr. Lange sowie die von ihr dargestellten Zahlen und Fakten bestätigten uns darin, dass unsere Initiative „Frauen im Recht“ nicht nur möglich, sondern vielmehr erforderlich ist, um der „Leaky Pipeline“ aktiv entgegenzuwirken. Wir danken Frau Dr. Lange sehr herzlich für ihre Zeit und vor allem für ihre ehrliche sowie sympathische Offenheit, die uns im Hinblick auf unsere eigenen Ziele als Frauen im Recht inspiriert und motiviert hat.