Globalgeschichte des Christentums
Forschungsprofil
Das Christentum wird heute im Allgemeinen als eine der großen Weltreligionen verstanden. Diese Sichtweise unterscheidet sich wesentlich von älteren Konzepten, nach denen das Christentum als die einzige, wahre Religion galt, während andere Glaubensformen als Häresie, Abgötterei oder Götzendienst betrachtet wurden.
Die neuere historische Religionsforschung hat gezeigt, dass es sich bei dem Konzept der Weltreligion um keine quasi-natürliche Form menschlicher Existenz handelt, sondern vielmehr um eine Idee, die sich erst im Rahmen des europäischen Kolonialismus im 19. Jahrhundert weltweit etablieren konnte. Angestoßen durch die junge Religionswissenschaft in Europa und den USA sowie die liberale Theologie begannen in dieser Epoche Intellektuelle in allen Kontexten der Welt, bestimmte Denktraditionen unter einem gemeinsamen, globalen Verständnis von (Welt-)Religion zu reformulieren. Diese Entwicklung setzte einen Normierungsprozess in Gang, der dazu führte, dass die verschiedenen Weltreligionen, wie beispielsweise der Hinduismus, der Islam oder das Christentum, zu den vergleichbaren Größen wurden, als die sie uns heute erscheinen.
Der Arbeitsbereich hat zum Ziel, die Neuaufstellung der christlichen Religion im Sinne des globalen Konzepts der Weltreligion ab dem 19. Jahrhundert zu erforschen. Im Fokus stehen dabei die globalen Verflechtungen, welche die christliche Religion im Prozess ihrer Neuaufstellung geprägt haben – sei es mit anderen religiösen Akteuren, den sich neu formierenden universitären Wissenschaften oder den (kolonial-)politischen Akteuren der sich globalisierenden Welt. Anhand wirkungsmächtiger Beispiele werden dabei die globalen Aushandlungsprozesse analysiert, die in den verschiedenen Kontexten zur Neuformierung und konzeptuellen Vereinheitlichung von christlicher Identität, Geschichtsverständnis und Theologie geführt haben.
WoC Lab "Religion Glokal - Religiöse Diskurse im Spannungsfeld von Globalität und Lokalität"
Das Lab widmet sich der Untersuchung von Ausprägungen des Lokalen im Kontext des globalen Religionsdiskurses. Hier stehen insbesondere Aushandlungsprozesse im Fokus, in deren Rahmen das Lokale in expliziten Widerspruch zum Globalen gesetzt wird.
mehrForschungsprojekte
Lokale Religionsgeschichte als globalhistorisches Projekt
Prof. Dr. Yan Suarsana
Die lokale Religionsgeschichte ist bestrebt, auch vermeintlich ‚kleine‘ Orte in ihrer Verflechtung zu überregionalen und teilweise auch globalen Diskursen zu untersuchen. Dabei erweist sich, dass auch die ‚Provinz‘ nicht allein als unvollkommenes Abbild der ‚großen weiten Welt‘ verstanden werden darf. Vielmehr präsentiert sie sich bei näherem Hinsehen als ein Schnittpunkt einer Vielzahl von Diskursen mit ihren ganz eigenen Dynamiken, die ihrerseits Auswirkungen auf breitere Kontexte entwickeln können.
mehrDie Mission der Rheinischen Missionsgesellschaft im kolonialen Diskurs.
Lara Lindhorst
Dieses Projekt untersucht mit einer regionalen Beschränkung auf Sumatra sowie einer zeitlichen Eingrenzung beginnend mit der Mission der RMGbis hin zur Etablierung der Huria Kristen Batak Protestan, die Geschichte der Mission der RMG bei den Batak.
mehrDie Entdeckung des Buddhismus
Dr. Ulrich Harlass
Im 19. Jahrhundert wurde durch die koloniale Ausbreitung und Ausbeutung europäischer Staaten die wissenschaftliche Erforschung der Welt vorangetrieben. Allerdings ist das nicht als wertfreie oder „objektive“ Erforschung zu verstehen, die parallel zum Imperialismus dieser Zeit verläuft. Auch handelt es sich nicht schlicht um die „Entdeckung“ des schon vorhandenen Buddhismus. Sondern Forschung ist immer auch von politischen Interessen, Machtstrukturen und Zwängen geprägt, die ihre Ergebnisse mitbestimmen.
mehrIdentitätsarbeit deutschsprachiger lutherischer Gemeinden im Ausland
Dr. Thorsten Wettich
Das Projekt hat deutschsprachige lutherische Gemeinden außerhalb Deutschlands zum Gegenstand. Fokussiert wird die jeweils vorfindliche Identitätsarbeit (Keupp/Höfer 1997) in Hinblick auf die konfessionelle bzw. religiöse und die kulturelle/ethnische/nationale Dimension.
mehrAbgeschlossene Projekte
Esoterik auf Bali (2023)
Esoterik auf Bali (2023)
Prof. Dr. Yan Suarsana, Lena Beisel
Esoterik auf Bali ist ein bislang wenig erforschtes Feld, und das obwohl in Film und Literatur als auch im Rahmen zahlreicher Touristenangebote als esoterisches Paradies angepriesen wird...
mehrGott, ein Gefüge (2022)
Poststrukturalistische Überlegungen zur Theologie der Religionen
Prof. Dr. Yan Suarsana
Die durch die poststrukturalistische und postkoloniale Theorie geprägten Debatten um den globalen Religionsbegriff, wie sie aktuell in der Religionswissenschaft geführt werden, haben zum Teil auch in der Theologie zu einer Neureflexion althergebrachter Konzepte geführt. Der vorliegende Band hat zum Ziel, diese Debatten zu bündeln und für die Theologie der Religionen fruchtbar zu machen. Dabei werden zum einen zentrale Kategorien wie Wahrheit, Universalität oder Religion einer Dekonstruktion unterzogen, um diese in ihrer historischen Bedingtheit sowie ihrer Verflechtung mit gesellschaftlichen Diskursen sichtbar zu machen. Zum anderen werden neue Räume des Sagbaren skizziert, die als Grundlage einer alternativen, nicht-essentialistischen Form religionstheologischen Sprechens dienen können
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Die orientalische Wende der Theosophischen Gesellschaft (2021)
Dr. Ulrich Harlass
Auf der Basis postkolonialer Ansätze wird gezeigt, dass die theosophischen Lehren ein Ergebnis zeitgenössischer Aushandlungen und harter Streitigkeiten sind. Sie werden erst vor dem Hintergrund einer sich globalisierenden Welt kolonialer Machtbeziehungen und der Annahme einer weltweiten Geschichte der Religionen verständlich. Damit wird ein gängiges Narrativ von der Kontinuität westlicher Esoterik-Strömungen seit der Antike, der orientalischen Wende und die damit einhergehenden Unterscheidung von Ost und West infrage gestellt.
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Mapping Religionswissenschaft
Mapping Religionswissenschaft
Dr. Ulrich Harlass, Lara Lindhorst
Durch eine Zusammenarbeit des wissenschaftlichen Nachwuchses der Universitäten Bonn, Bremen & München entstanden, gab das Projekt „Mapping Religionswissenschaft“ den Anstoß für eine inhaltliche Kartierung der deutschsprachigen Religionswissenschaft. Dabei verband es Maßnahmen zur öffentlichkeitswirksamen Darstellung des Faches mit digitalen Workshop-Formaten und Videoclips mit zentralen Fachvertreter*innen.
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