Anforderungen an die Professionalität des Bildungspersonals im Übergang von der Schule in die Arbeitswelt
Laufzeit: 2010 bis 2011
Gegenstand des Forschungsprojektes war die Ermittlung der inhaltlichen Gestaltung der Kooperationsbeziehungen von Lehrenden im beruflichen Übergangssystem. Ziel war die Stärkung der (Selbst-)Reflexionsfähigkeiten der Professionen vor dem Hintergrund der veränderten Anforderungen des beruflichen Übergangssystems sowie die Formulierung von Handlungsempfehlungen für eine zielgerichtete Aus-, Fort- und Weiterbildung der untersuchten Berufsgruppen.
Mit steigender quantitativer Bedeutung des Übergangssystems und mit seinem zunehmendem Einfluss als Pufferfunktion für fehlende betriebliche und schulische Ausbildungsplätze im deutschen Berufsbildungssystem werden die Akteure in Bildungsinstitutionen vor neue pädagogische und strukturelle Anforderungen gestellt. Zur Vermeidung von Warteschleifen ist die aktuelle bildungspolitische Ausrichtung auf den Aufbau kohärenter Förderstrukturen in einem regionalen Übergangsmanagement angelegt. Ziel ist es, die gesamte Gestaltung des Übergangsbereichs von einer integrierten Berufsorientierung in der allgemein bildenden Schule bis zur Einmündung in das berufliche Bildungssystem und in erweiterter Perspektive in das Erwerbssystem neu zu justieren.
Die bildungspolitische Neuausrichtung von einer Abschlussorientierung hin zu einer Anschlussorientierung stellt das pädagogische Lehrpersonal der am Übergangsmanagement beteiligten Institutionen vor neue Aufgaben und Herausforderungen. Die Akteure nehmen in ihren Tätigkeitsfeldern und in ihren Aufgaben veränderte Schwerpunkte wahr, die in einen übergreifenden regionalen Kontext eingeordnet werden müssen. Neben der engen Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Akteuren im Feld ist eine Kooperation mit weiteren Professionen erforderlich, die einen anderen Zugang zur Zielgruppe eröffnen.
Zur Wahrnehmung der veränderten Aufgaben der im Feld agierenden Professionen am Übergang Schule-Arbeitswelt wurden im Projekt zunächst die bestehenden Kompetenzprofile der Berufsgruppen herausgearbeitet, um die spezifischen Aufgaben und Anforderungen im Sinne eines Übergangsmanagement zu ermitteln. Ziel dabei war es, eine Qualifikationsstruktur eines Bildungsberaters/-Beraterin und Lernbegleiters/-Begleiterin als neue pädagogische Rolle zu definieren. Ausgehend vom Erfahrungswissen der einzelnen Akteure wurden reflexive Prozesse angestoßen, um neue Sichtweisen und Begründungen zuzulassen und um zu prüfen, wie diese in die tägliche Arbeitspraxis überführt werden können
Die am Übergangsmanagement beteiligten zentralen Personen (Lehrkräfte an allgemein bildenden Schulen, Lehrkräfte an beruflichen Schulen, Sozialpädagoginnen/-Pädagogen bei Bildungsträgern sowie Ausbilderinnen/Ausbilder in den Praktikumsbetrieben) sind bei der Gestaltung des Übergangssystems in besonderer Weise auf Kooperationen und Vernetzungen angewiesen. Im Sinne einer biografischen Berufswegebegleitung von benachteiligten Lernenden im Übergangssystem sind Schnittstellen und Zuständigkeitsbereiche unterschiedlicher Professionen nicht immer klar zuzuordnen und weisen teilweise Überschneidungen auf. Bei der Gestaltung von Förderketten statt Warteschleifen sind die Kooperationsbeziehungen auszuloten. Angelehnt an das Modell zur Komplexität von Professionalität nach Arnold/Gomez Tutor (2007) wurden die Reflexion des beruflichen Handelns sowie die Entwicklung der Persönlichkeit des Bildungspersonals neben den Komponenten Wissen und Können als zentrale Kategorien verstanden. Durch Reflexion befähigt sich die Lehrperson selbst, eigene Qualifikationserfordernisse und strukturbildende Notwendigkeiten im täglichen beruflichen Handeln umzusetzen. Die Fähigkeit zur (Selbst-)Reflexion wird damit zu einer zentralen Dimension professionellen Handelns.
Forschungsziele und Hypothesen
In der Studie wurde der Forschungshypothese nachgegangen, dass die Fähigkeit der Selbstreflexion eine zentrale Dimension professionellen Handelns darstellt und zur Voraussetzung wird, um eine biografische Berufswegebegleitung im Sinne eines Übergangsmanagements umsetzen zu können. Dabei wurde die Fragestellung verfolgt, über welche Kompetenzprofile das Bildungspersonal verfügt und wie diese ausgebildet bzw. weiterentwickelt werden müssen, um Übergänge von der Schule in die Arbeitswelt gestalten zu können. Zur Orientierung wurden die Kompetenzprofile der Kultusministerkonferenz (KMK, 2004) zugrunde gelegt.
Methodisches Vorgehen
Die Studie nahm exemplarisch Akteure in den Blick, die am Übergangsmanagement zentrale Positionen einnehmen:
- Lehrkräfte an allgemein bildenden Schulen,
- Lehrkräfte an beruflichen Schulen,
- Sozialpädagoginnen und –pädagogen, die bei den Bildungsträgern tätig sind und
- Ausbilderinnen und Ausbilder in Praktikumsbetrieben.
Mit ausgewählten Akteuren der oben genannten Berufsgruppen wurden leitfadengestützte Experteninterviews durchgeführt. Die generierten Daten wurden in das computergestützte Analyseprogramm Maxqda eingegeben und inhaltsanalytisch ausgewertet.
Ein Gruppeninterview in den jeweils drei Regionen diente der Exploration des Forschungsfeldes und des zu untersuchenden Gegenstandsbereichs. Dabei wurde ein besonderer Fokus auf die Austauschprozesse der vier Berufsgruppen sowie auf deren kommunikativen Strategien gelegt. Auch die Kenntnisse über die jeweils anderen Professionen sowie die Akzeptanz der jeweils anderen Akteure im Themenfeld wurden herausgearbeitet.
Vier leitfadengestützte Einzelinterviews (jeweils vier Interviews in jeder der drei Regionen) sollten die subjektiven Sichtweisen und Einschätzungen der einzelnen Berufsgruppen gezielt in den Blick nehmen. Dabei wurden einerseits die individuellen Haltungen der einzelnen Professionen und anderseits das Agieren im Übergangsmanagement beleuchtet.
Im Ergebnis wurden Kompetenzprofile der jeweiligen Berufsgruppen herausgearbeitet und Empfehlungen für die Aus, Fort- und Weiterbildung der Berufsgruppen formuliert.
Kontakt
Dr. Eva Anslinger
Telefon (Büro): +49 (0) - 421 218 56 712
E-Mail: eva.anslinger(at)uni-bremen.de
Finanzierung
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)