Orte und Motive solidarischen Handelns in transnationalen Arbeitsbeziehungen (SOHA)

Forschungsfragen und -ziele

Im Projekt SOHA wird der Zusammenhalt in Europa über die Interaktionsverhältnisse der unterschiedlichen Akteure der Arbeitswelt erforscht. Ziel ist es, solidarisches Handeln als verbindendes Element spezifischer Interaktionen zu beleuchten. Das Vorhaben folgt der Annahme, dass gesellschaftlicher Zusammenhalt nicht an sich thematisiert werden kann, sondern sich an Perspektiven über/in der Auseinandersetzung mit spezifischen Aspekten von Lebensführung (wie Arbeit, Bildung, Teilhabe etc.) zeigt. Dabei wird im Projekt davon ausgegangen, dass der kooperative Umgang mit den verschiedenen Konfliktlinien (zwischen Kapital und Arbeit, zwischen Arbeitnehmer*innen und deren Interessenvertretungen in verschiedenen Branchen und aus verschiedenen Ländern) in zunehmend international gestalteten Arbeitsmärkten ein wesentliches Element für das Gelingen des europäischen Projektes und die demokratische Gestaltung von Zusammenhalt ist. Damit steht transnationale Solidarität in der Arbeitswelt als umfangreicher, wechselseitiger Problemlösungswille verschiedener europäischer und nationaler Akteure auf verschiedenen Handlungsebenen und in unterschiedlichen Regulierungs- bzw. Implementationskontexten im Fokus von SOHA.

Ziel ist es, die Komplexität von Solidarität in den transnationalen Arbeitsbeziehungen auf verschiedenen Ebenen bzw. Orten abzubilden, entlang verschiedener Dimensionen zu systematisieren und dabei die jeweiligen Voraussetzungen oder Gelingensbedingungen verschiedener Formen kooperativ-solidarischen Handelns und damit einhergehender Motive zu identifizieren. Des Weiteren gilt es, die gewonnenen Erkenntnisse zu komprimieren und als „Verstehens- und Handlungshilfen“ zu formulieren, um sie an unterschiedliche Stakeholder und Multiplikatoren zu vermitteln. Dieser breite Ansatz spiegelt sich in der allgemeinen Forschungsfrage:

Wie und unter welchen Voraussetzungen entsteht Solidarität in den transnationalen Arbeitsbeziehungen?

Die beiden Teilprojekte nehmen die Ausgangsfrage auf, indem sie unterschiedlichen Orte und Motive in transnationalen Arbeitsbeziehungen in ihren jeweiligen Spezifikationen untersuchen. Im Transferteil kondensiert SOHA die Ergebnisse und Konzepte solidarischen Handelns in transnationalen Arbeitsbeziehungen, um sie europafeindlicher Meinungsbildung und Vorurteilen entgegenzustellen.

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    Overall project

    Teilprojekt 1 am Zentrum für Arbeit und Politik (zap)

    Das zap verbindet in TP1 politikwissenschaftlich-theoretische Kenntnisse zu transnationalen Sozialen Dialogen mit der sozialwissenschaftlich, methodischen Kompetenz zur Aufbereitung einer entsprechenden Datenbank sowie der Erstellung von Unternehmensfallstudien. Dies zielt auf die Erweiterung der wissenschaftlichen Kenntnisse transnationaler solidarischer Praktiken auf Unternehmensebene.

    Von SOHA werden dabei sowohl die regulativen Voraussetzungen, die Motive der beteiligten Akteure wie auch die Reichweite der geschlossenen Abkommen vergleichend analysiert. Entsprechend gilt es folgende Forschungsfragen zu klären:

    • Wie und unter welchen Voraussetzungen entsteht und verstetigt sich auf europäischer Unternehmensebene solidarisches Handeln? Welche Rolle spielen verschiedene regulative Kontexte?
    • Welche Akteure sind dabei besonders aktiv in der Etablierung transnationaler Dialoge, und was sind ihre Motive dafür?

    Teilprojekt 2 am Institut Arbeit und Wirtschaft (iaw)

    Ergänzend untersucht das iaw in TP 2 Positionen und Netzwerke der Sozialpartner im Zusammenhang mit der europäischen Mindestlohnnorm sowie transnationale Kooperationen und Projekte zur Umsetzung bestehender Rechtsnormen für entsandte Arbeitnehmer*innen.

    Um nationalen Egoismen entgegenzuwirken fokussiert SOHA auf Gelingensbedingungen von bereits bestehende Formen der Kooperation in den genannten Themenfeldern, wie z.B. das Kooperationsprojekt „faire Mobilität“, das Beratungszentren für mobile Arbeitnehmer*innen unterstützt. Vor diesem Hintergrund werden folgende Fragen gestellt:

    • Welche Positionen werden im aktuellen Diskurs zur Gestaltung einer europäischen Mindestlohnregelung vertreten und wie gestalten sich die transnationalen Kontakte und Netzwerke innerhalb als auch zwischen den verschiedenen Lagern der Sozialpartner auf Branchenebene?
    • Welche konkreten Kooperationen zur Umsetzung der (neuesten) Entsenderichtlinie bzw. zur Beratung und Vertretung entsandter Arbeitnehmer*innen gibt es?
    • Was sind jeweils Voraussetzungen für transnationales solidarisches Handeln, worin bestehen Restriktionen?

    Kontakt

    Ansprechpartner*innen für das Teilprojekt 1

    Dr. Philipp Gies (Projektleitung)

    Tel: +49 (0) 421 - 218 567 24
    E-Mail:  philipp.gies(at)uni-bremen.de
     

    Franziska Laudenbach

    Tel: +49 (0) 421 - 218 567 13
    E-Mail: f.laudenbach(at)uni-bremen.de

    Marcus Franke

    E-Mail: MFranke1(at)uni-bremen.de

    Ansprechpartner*innen für das Teilprojekt 2 (am iaw)

    PD Dr. Irene Dingeldey

    Tel.: +49 (0) 421 - 218 617 10
    E-Mail:  dingeldey(at)uni-bremen.de

    Dr. Ilana Nussbaum Bitran

    Tel.: +49 421 218-61725
    E-Mail: nussbaum(at)uni-bremen.de

     

    Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung