Erkenntnistheoretische Probleme der Teilchenphysik
In diesem Projekt geht es um eine kritische Auseinandersetzung mit den verschiedenen und zugleich jeweils erfolgreichen theoretischen Zugängen in der gegenwärtigen Quantenfeldtheorie. Der momentane Zustand der Physik wird vor dem Hintergrund einer Symbolphilosophie diskutiert, die ansatzweise auf Arbeiten von Hermann von Helmholtz und Heinrich Hertz zurückgeht und dann insbesondere von Ernst Cassirer entwickelt wurde.
Physikhistorisch scheint es kein Zufall zu sein, dass ein solcher Zugang zuerst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auftritt. Denn die Neuerungen, die zu dieser Zeit im Zusammenhang der Maxwellschen Theorie des Elektromagnetismus auftreten, entziehen sich teilweise einer mechanistischen Interpretation. Und spätestens seit der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts hat sich diese erkenntnistheoretische Problemlage mit der Auslegung der Quantenfeldtheorie weiter verschärft.
Von philosophischer Seite wurde ein symbolphilosophischer Zugang zu Feldtheorie und Quantenphysik erstmals von Ernst Cassirer systematisch dargestellt und interpretiert. Seine Arbeiten sind für dieses Projekt weiterhin relevant und erlauben den Anschluss (wenn auch mit anderer, nicht transzendentalphilosophischer Gewichtung) an gegenwärtige Debatten innerhalb der analytischen Wissenschaftsphilosophie zum Thema "Strukturrealismus".
Ein weiteres Anliegen dieses Projekts ist es, dem interessierten Nichtfachmann ein Einblick in die Konzepte der Teilchenphysik und ihren Anschluss an Experimente gegeben. Aus aktuellem Anlass beinhaltet das eine kritische und populärwissenschaftliche Auseinandersetzung mit den neuen Grossexperimenten am CERN. In diesen Darstellungen geht es insbesondere um die Begrenztheit dessen, was erforscht wird und inwiefern in den Medien überzogene Erwartungen und Befürchtungen geschürt wurden.
Publikationen zum Thema:
H.G. Dosch, V.F. Müller, N. Sieroka (2009): Symbolic Constructions in Quantum Field Theory. In: Constituting Objectivity: Transcendental Approaches of Modern Physics (The Western Ontario Series in Philosophy of Science), ed. by M. Bitbol, P. Kerzsberg and J. Petitot. Springer, Dordrecht, pp. 403-413.
N. Sieroka (2008): Tückenreiche Analogien (Interview). connect (Alumni Magazin der ETH), Nr.15, November 2008.
N. Sieroka (2008): Der Urknall regt die Fantasie an: Die Angst vor dem Experiment des CERN. Tagesanzeiger, 23.09.2008.
N. Sieroka (2008): Das CERN auf den Spuren Gottes? Horizonte, 14.09.2008.
N. Sieroka (2008): Die Grenzen des Wissens: Religion und Philosophie werden die neusten Forschungen überleben. bazkultur (Kulturmagazin der Basler Zeitung), 30.07.2008.
N. Sieroka (2007): Hertzian Pictures of Quantum Field Theory. Philosophia Naturalis 44 (1), pp. 88-113.
H.G. Dosch, V.F. Müller, N. Sieroka (2005): Quantum Field Theory in a Semiotic Perspective. Springer Verlag, Heidelberg.
Norman Sieroka
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