Nichtwissenszuschreibungen an Soziale Gruppen

Unsere sozialen Identitäten sind begleitet von positiven und negativen Vorurteilen, die auch Vorstellungen darüber beinhalten, was wir wissen können. Die Zuschreibung von Wissen oder Nichtwissen an soziale Gruppen ist jedoch nicht immer nur auf Vorurteile zurückzuführen, sondern kann auch theoretisch begründet sein. Ein bekanntes Beispiel hierfür sind die Standpunkttheorien, die argumentieren, dass Marginalisierung zu einem besonderen Zugang zu Wissen führen kann. Dies impliziert einen eingeschränkten Zugang zu Wissen für Menschen, die keine Marginalisierung erfahren, was zu einer ganzen Reihe von Theorien des Nichtwissens in der sozialen und feministischen Epistemologie geführt hat. Diese Zuschreibungen von Nichtwissen spielen eine wichtige soziale und erkenntnistheoretische Rolle: Sie zeigen Ungerechtigkeiten in den Wissenschaften auf und korrigieren gleichzeitig falsche, einseitige Überzeugungen, die daraus entstanden sind. In ihrer äußersten Konsequenz laufen sie jedoch Gefahr, genau das Nichtwissen zu reproduzieren, das sie zu beschreiben versuchen. Wenn die dominanten Gruppen so verstanden werden, als seien sie zum Nichtwissen bestimmt, dann reduziert dies auch die Verantwortung sich weiter zu informieren und auszubilden. Angesichts der problematischen Auswirkungen dieser Arten von Nichtwissen stellt sich die Frage, wie die soziale Erkenntnistheorie weiterhin Nichtwissen zuschreiben kann, ohne es gleichzeitig zu reproduzieren.

 

: Olivia Erna Maegaard Nielsen

Olivia Erna Maegaard Nielsen

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