Projekte
In unserer Forschung verbinden wir sozial- und umweltepidemiologische Methoden und Fragestellungen aus einer Public-Health-Perspektive.
Das übergreifende Ziel ist, zu einer Verringerung sozial- und umweltbedingter gesundheitlicher Ungleichheiten beizutragen.
Hierfür ist es essentiell, das Ausmaß der sozial- und umweltbedingten gesundheitlichen Ungleichheiten in der Bevölkerung zu kennen, die Ursachen
und Mechanismen zu identifizieren und Interventionen zur Verringerung dieser Ungleichheiten zu entwickeln, zu erproben und zu evaluieren.
Chancengleichheit bei Umwelt und Gesundheit zu erhöhen kann nur gelingen, wenn sektorenübergreifend die Wirkungen von Interventionsmaßnahmen
und Programmen auf Gesundheit und gesundheitliche Chancengleichheit berücksichtigt werden.
Daher ist die Etablierung von Health Equity in All Policies die übergreifende, langfristige Mission unserer Forschung.
Weltweit nimmt die Urbanisierung zu: Inzwischen lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten, in Europa bereits mehr als 70 %. In dem Forschungsfeld "Urban Health" wird der Einfluss der städtischen Umwelt auf Gesundheit und gesundheitliche Chancengleichheit untersucht. Im Mittelpunkt unserer Forschung stehen die Bedeutung der gebauten Wohnumwelt und der sozialen Umwelt/des sozialen Kontextes sowie der Zugang zu Versorgungsstrukturen für die Gesundheit der Bevölkerung. Wir untersuchen physische und psychische Dimensionen der Gesundheit einschließlich des subjektiven Wohlbefindens.
Der urbane Raum ist ein komplexes System mit Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Faktoren der gebauten und sozialen Umwelt. Kumulative Expositionen und Effekte von Mehrfachbelastungen sind zu berücksichtigen. Wir nehmen dabei nicht nur eine pathogenetische Sicht ein durch Untersuchung gesundheitsschädigender Auswirkungen von Expositionen im Sinne von Risikofaktoren im städtischen Lebensumfeld wie zum Beispiel Lärm, Luftschadstoffe oder Hitze, sondern auch eine salutogenetische Sicht durch Untersuchung von Ressourcen in der Wohnumwelt, die gesundheitsfördernd und -erhaltend wirken. Beispiele hierfür sind zugängliche Grünflächen mit einer hohen Aufenthaltsqualität und soziale Unterstützung in der Nachbarschaft. Hinzu kommt die Analyse des Einflusses der gebauten und sozialen Wohnumwelt auf gesundheitsrelevantes Verhalten wie beispielsweise die körperliche Aktivität.
Auf Basis der Erkenntnisse zu Gesundheitsrisiken und -ressourcen im urbanen Raum und deren Beitrag zu gesundheitlicher Chancengleichheit entwickeln wir Ansätze für eine gesundheitsfördernde Stadtentwicklung. Aspekte hiervon sind beispielsweise die Gestaltung bewegungsfreundlicher Wohnumwelten oder die Erhöhung der Teilhabechancen bei umweltpolitisch relevanten Entscheidungsprozessen wie z. B. im Rahmen der Lärmaktionsplanung. Für die Entwicklung und Umsetzung von Gesundheitsförderungsstrategien im urbanen Raum ist eine enge Kooperation zwischen Public Health und Stadtplanung essenziell. Darüber hinaus ist ein Health (Equity) in All Policies-Ansatz grundlegend für eine sektorenübergreifende, gesundheitsfördernde Stadtentwicklung.
Unsere Forschungsprojekte in diesem Schwerpunkt sind:
Aktuell
- Equal-Life: Die Bedeutung der Lebensumwelt von Kindern für deren Entwicklung und psychische Gesundheit, mehr
- Entwicklung und Erprobung eines Konzeptes für ein integriertes kleinräumiges Monitoring zur Entscheidungsunterstützung für eine nachhaltige und gesundheitsfördernde Stadtentwicklung, mehr
- International Working Group „Urban Planning for Health Equity“, mehr
- Forschungscluster „Gesunde Stadt Bremen: interprofessionell, digital, nachhaltig“, mehr
Abgeschlossen
- SalusTransform: Evaluierung von Maßnahmen zur gerechten gesundheitsfördernden Stadtentwicklung und großen Transformation hinsichtlich der Förderung von Gesundheit, der Verringerung sozialer Ungleichheiten und des Schutzes von Klima und Umwelt, mehr
- Integriertes Indikatorenset Urbane Gesundheit, mehr
- Klimawandel und gesundheitliche Chancengleichheit: eine Public Health-Perspektive auf Klimagerechtigkeit in Deutschland, mehr
- Hitzeaktionsplan für die Städte Bremen und Bremerhaven, mehr
- AFOOT – Alternd zu Fuß oder mit dem Fahrrad – urban mobil ohne Stress (1. Förderphase), mehr
- AFOOT – Alternd zu Fuß oder mit dem Fahrrad – urban mobil ohne Stress (2. Förderphase), mehr
- Stresstest resilientes Quartier: Betroffenheit von Quartieren durch Epidemien und Strategien zur Erhöhung der Resilienz – am Beispiel der SARS-CoV-2-Pandemie, mehr
- Co-Designing des öffentlichen Raums: In Politik und Praxis, mehr
- Gesundheitsförderliche Verwaltungskooperation im Stadtteil stärken. Health In All Policies in Bremen, mehr
- Subjektive Wahrnehmung der Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen, mehr
- Künstliche Beleuchtung und Krebserkrankungen, mehr
- COST ES 1204 Loss of the Night Network – LoNNe, mehr
Soziale Ungleichheiten bei Gesundheit, die vermeidbar sind und als ungerecht eingeschätzt werden, stellen eine wesentliche Herausforderung für Public Health dar. Soziale Unterschiede bei Umweltbelastungen und -ressourcen tragen wesentlich zu gesundheitlichen Ungleichheiten bei.
Umweltgerechtigkeit / Environmental Justice nimmt auf soziale und räumliche Ungleichverteilungen von Umweltbelastungen und -ressourcen (Verteilungsgerechtigkeit) sowie auf soziale Ungleichheit bei den Möglichkeiten zur Beteiligung bei Entscheidungsprozessen (Verfahrensgerechtigkeit) Bezug.
Im Forschungsgebiet soziale Lage, Umwelt und Gesundheit analysieren wir auf der Schnittstelle von Sozial- und Umweltepidemiologie soziale Unterschiede in Umweltbelastungen und -ressourcen und in der Vulnerabilität gegenüber Umweltfaktoren. Des Weiteren untersuchen wir, ob bestimmte Bevölkerungsgruppen geringere Teilhabechancen bei politischen Entscheidungsprozessen haben, die für umweltbezogene Gesundheit relevant sind.
Das Ziel der Forschung ist, auf Basis der Erkenntnisse Strategien und Maßnahmen zur Verwirklichung von Chancengleichheit bei Umwelt und Gesundheit zu entwickeln. Mit unserer Forschung tragen wir zur internationalen Environmental-Justice-Diskussion und in Deutschland zur theoretischen Fundierung, praktischen Umsetzung und Weiterentwicklung des Umweltgerechtigkeitsansatzes bei.
Als WHO Collaborating Centre for Environmental Health Inequalities führen wir ein Monitoring von sozialen Ungleichheiten in Umweltbelastungen und -ressourcen in Europa durch und entwickeln hierfür Indikatoren weiter. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit Methoden zur Abschätzung und Quantifizierung der Gesundheitsfolgen dieser Ungleichheiten.
Unsere Forschungsprojekte in diesem Schwerpunkt sind:
Aktuell
- Equal-Life: Die Bedeutung der Lebensumwelt von Kindern für deren Entwicklung und psychische Gesundheit, mehr
- Monitoring von umweltbezogenen gesundheitlichen Ungleichheiten in Europa, mehr
- Soziale Ungleichheiten in Umweltexpositionen: Analyse der NAKO-Daten, mehr
- International Working Group „Urban Planning for Health Equity“, mehr
Abgeschlossen
- Integriertes Indikatorenset Urbane Gesundheit, mehr
- Addressing Global Environmental Health Inequalities: Digital Assessment of Subjective Environmental. Exposure and Environmental Injustice – A Feasibility Study in Nepal (DASEIN-NP), mehr
- Studie „Umwelt und Gesundheit von Kindern in Dortmund“, mehr
- Juniorforschungsgruppe Salus: Stadt als gesunder Lebensort unabhängig von sozialer Ungleichheit, mehr
- Transforming noise action planning into an instrument for more health equity, mehr
- Erforschung kognitiv-motivationaler Determinanten gesundheitlicher Chancen(-ungleichheit) im Kontext der europäischen Umgebungslärmrichtlinie, mehr
- DASEIN: Digital assessment of subjective environmental exposure and environmental injustice, mehr
"Quite simply, if research is not gender sensitive then it is not good research and if policies do not take gender differences into account then they will most probably perpetuate inequalities rather than address them successfully."
(Ilona Kickbusch, International Journal of Public Health 2007, 52: S. 3)
Die Integration der Kategorie Geschlecht in die gesundheitswissenschaftliche Forschung ist grundlegend für Relevanz und Validität der Forschungsergebnisse. Geschlecht (Dimension Gender) ist eine komplexe soziale Determinante für Gesundheit. Ausgehend von Ansätzen aus der biomedizinischen Forschung und der Geschlechterforschung beschäftigen wir uns mit der Frage, wie die Kategorie Geschlecht adäquat in der epidemiologischen Forschung berücksichtigt werden kann. Die Epidemiologie als eine Kerndisziplin der Gesundheitswissenschaften beschäftigt sich mit der Häufigkeit und den Determinanten von gesundheitsbezogenen Zuständen und Ereignissen in Bevölkerungen einschließlich der Untersuchung von Gesundheitspotenzialen und Versorgungsaspekten. Im Mittelpunkt unserer Forschung stehen die Konzeptualisierung und Operationalisierung der biologischen und sozialen Dimensionen von Geschlecht in epidemiologischen Studien sowie die Konsequenzen für multivariate statistische Analysen.
Wir untersuchen, welche Potenziale der Intersektionalitätsansatz für die Sozialepidemiologie mit ihrem Schwerpunkt auf der quantitativen Forschung zur Erfassung und Erklärung von geschlechtsbezogenen gesundheitlichen Ungleichheiten bietet. Insbesondere geht es um die Analyse von Interaktionen von gesundheitsrelevanten Ungleichheitslagen sowie von Gesundheitseffekten der dynamischen Beziehungen zwischen gesellschaftlichen Strukturen und der individuellen Handlungsebene.Wir entwickeln geschlechtersensible Datenanalysestrategien, die die Konzepte der Intersektionalität und Verwobenheit der verschiedenen Geschlechterdimensionen (sex/gender) integrieren. Das Teilprojekt AdvanceDataAnalysis in dem Forschungsverbund AdvanceGender hat zum Ziel, intersektionalitätsbasierte und geschlechtersensible Datenanalysestrategien in bevölkerungsbasierten Studien zu identifizieren und bedarfsgerecht für die Gesundheitsberichterstattung anzupassen.
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die Bedeutung der Kategorie Geschlecht für umweltbezogene Gesundheit und für Chancengleichheit bei Umwelt und Gesundheit. Dieses Forschungsfeld haben wir mit dem Forschungsnetzwerk Geschlecht – Umwelt – Gesundheit (GeUmGe-NET) erschlossen und haben es im Rahmen des Verbundprojekts INGER weiterentwickelt. Zur Verbesserung der Datenerhebung in bevölkerungsbasierten Studien zu umweltbezogener Gesundheit wurden in dem Forschungsverbund INGER neue Fragen bzw. umweltepidemiologische Studien getestet.
Unsere Forschungsprojekte in diesem Schwerpunkt sind:
Aktuell
Die Erfassung von geschlechtlicher Vielfalt in der quantitativen Gesundheitsforschung. Herausforderungen der Berücksichtigung geschlechtlicher Multidimensionalität und Fluidität und einer intersektionalen Perspektive, mehr
Abgeschlossen
- DIVERGesTOOL – Toolbox zur Operationalisierung von geschlechtlicher Vielfalt in der Forschung zu Gesundheitsversorgung, Gesundheitsförderung und Prävention, mehr und https://www.uni-bremen.de/divergestool-projekt/divergestool-toolbox
- INGER – Integration von Geschlecht in die Forschung zu umweltbezogener Gesundheit: Aufbau einer fundierten Evidenzbasis für geschlechtersensible Prävention und umweltbezogenen Gesundheitsschutz, mehr und https://www.uni-bremen.de/inger
- AdvanceGender – Geschlechtersensible Gesundheitsberichterstattung: Methoden für einen geschlechtersensiblen Forschungsprozess in populationsbasierten Studien. AdvanceDataAnalysis – Methodenentwicklung zur geschlechtersensiblen multivariablen Datenanalyse, mehr und https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Studien/Geschlecht_Gesundheit/FP_AdvanceGender.html
- GeUmGe-Net – Forschungsnetzwerk Geschlecht – Umwelt – Gesundheit, mehr
- PROFIL Gender: Projektbasiertes forschendes und interdisziplinäres Lernen, mehr
Die Reduktion von als ungerecht und vermeidbar angesehenen sozialen Ungleichheiten bei Gesundheit ist ein zentrales Ziel von Public Health. Public-Health-Maßnahmen zur Gesundheitsförderung bzw. Prävention können jedoch ungewollt soziale Ungleichheiten bei Gesundheit hervorrufen oder bereits bestehende gesundheitliche Ungleichheiten weiter verstärken. Ungleichheitseffekte, auch als Intervention-generated Inequalities bezeichnet, wurden bisher in Evaluationen von Public-Health-Interventionen jedoch selten erfasst. Insbesondere fehlt es an innovativen Methoden, Ungleichheitseffekte komplexer Interventionen umfassend quantitativ abzuschätzen.
In unserer Forschung konzentrieren wir uns auf den Equity Impact von Public-Health-Interventionen, d. h. deren Wirkung auf gesundheitliche Chancengleichheit. Am Beispiel der Tabakkontrollpolitik haben wir untersucht, ob soziale Ungleichheiten in der Tabakrauchexposition von Kindern durch Nichtraucherschutzgesetze beeinflusst werden. Im Rahmen des Präventionsforschungsnetzwerks AEQUIPA analysieren wir in dem Projekt EQUAL, ob Interventionen zur Förderung der körperlichen Aktivität bei älteren Menschen Ungleichheitseffekte haben. Hierfür arbeiten wir konzeptionell an der Entwicklung innovativer Methoden zur Abschätzung von Ungleichheitseffekten komplexer Interventionen. Der systematische Einsatz entsprechender Methoden kann wichtige Anknüpfungspunkte für die zukünftige Entwicklung und Priorisierung von Public-Health-Interventionen liefern, die das Potenzial bieten, zu einer Reduktion gesundheitlicher Ungleichheiten beizutragen.
Unsere Forschungsprojekte in diesem Schwerpunkt sind:
Aktuell
- Equal-Life: Die Bedeutung der Lebensumwelt von Kindern für deren Entwicklung und psychische Gesundheit, mehr
Abgeschlossen
- EQUAL – Ungleichheitseffekte von Interventionen zur Förderung der körperlichen Aktivität (2. Förderphase), mehr
- EQUAL – Ungleichheitseffekte von Interventionen zur Förderung der körperlichen Aktivität (1. Förderphase), mehr
- IGIs-SHS – Effekte der Tabakkontrollpolitik auf soziale Ungleichheiten bei der Tabakrauchexposition von Kindern, mehr