Projektdetails

Buchprojekt: Public Health Humanities. Interdisziplinäre Zugänge für gesundheitswissenschaftliche Forschung, Ausbildung und Praxis

Laufzeit: 01.01.2024 - 31.12.2025
Forschungsteam:

PD Dr. Solveig Lena Hansen (Herausgeber:innen);

 

Prof. Dr. Henning Schmidt-Semisch (Herausgeber:innen);

 

Leonie Renelt B.A. (studentische Mitarbeit);

 
Projekttyp: Eigenprojekt
Finanzierung: Open-Access-Publikationsfonds, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen (SuUB)

Beschreibung

Bei dem Begriff der Humanities handelt es sich um eine angelsächsische Kategorisierung, die sowohl die Human-, Sozial -und Geisteswissenschaften (einschließlich der Philosophie, Geschichts-, Sprach-, Kultur-, Religions- und Literaturwissenschaften) umfasst als auch die Künste (Literatur, Theater, Film und Bildende Kunst) selbst. Dabei umreißen die Medical Humanities seit den 1960er Jahren ein breites Spektrum an kultur- und geisteswissenschaftlichen Forschungs-, Lehr- und Praxisfeldern, das weit über eine historische Reflexion von Krankheitskonzepten hinausreicht. Ihr Ziel ist es, den medizinischen Fachpersonen durch kreative Tätigkeiten und die intellektuelle Auseinandersetzung mit fachfremden Disziplinen Möglichkeiten zu erschließen, um u.a. ihre eigene Arbeit zu reflektieren, interdisziplinäres Arbeiten zu erfahren oder die Sichtweise von Patient:innen zu verstehen.

Inzwischen ist die gewinnbringende Perspektive der Humanities von anderen Human- und Gesund-heitswissenschaften aufgegriffen worden. So bildeten sich einerseits z.B. die Health Humanities, Psychological Humanities sowie die Nursing Humanities heraus. Andererseits wollen die Critical Medical Humanities die geistes- und sozialwissenschaftliche Reflexion innerhalb der Medizin stärken. Sie sorgen deswegen nicht nur innerhalb des medizinischen Feldes für neue Perspektiven, sondern machen die Medizin selbst zum Gegenstand kritischer Befragungen und epistemologischer Reflexionen.

Die Multidisziplin Public Health kann sowohl auf der theoretisch-konzeptionellen als auch auf der methodologischen und praktischen Ebene durch das Potential der Humanities gewinnen: Neben die etablierten Felder der Krankheitsverhinderung und Gesundheitsförderung sowie die systemischen Fragen der gerechten Ressourcenverteilung treten dann z.B. die Beantwortung philosophischer und historischer Fragen oder die Analyse künstlerischen Werke, in denen Gesundheit und Krankheit repräsentiert werden. Indem auch künstlerische Werke stets die biografischen und (psycho)sozialen Wechselwirkungen von Individuen und Kollektiven im Blick haben, verhandeln sie Gesundheit und Krankheit als Ergebnis gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse und der damit verbundenen Machtverhältnisse. Besondere Bedeutung kommt schließlich auch dem Anspruch von Public Health zu, gesundheitliches Verhalten in „gut“ bzw. „schlecht“ einzuteilen und dadurch indirekt moralisch zu bewerten. Die Werte, die diesen professionsspezifischen, konstruierten Normativitäten und den dahinterliegenden Menschenbildern zugrunde liegen, können zu Vorstellungen von „Normalität“ und „Abweichung“ führen, die bisher innerhalb der Disziplin noch zu wenig reflektiert werden.

In diesem Sinne ist es das Ziel des geplanten deutschsprachigen Buches, exemplarisch das Spektrum unterschiedlicher Perspektiven und Fragen sowie theoretischer und methodischer Zugänge der Public Health Humanities auszuleuchten, ohne einen Kanon festzulegen. Inhaltlich adressieren die Beiträge vier übergeordnete Fragen: 1. Warum sollte sich Public Health mit Kunst und/oder geisteswissenschaftlichen Forschungsansätzen beschäftigen? 2. Welche gesellschaftlich normierten Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit werden durch Kunst/Medien vermittelt und wie lassen sich diese analysieren? 3. Wie können Kunst und geisteswissenschaftliche Zugänge zur Reflexion gesundheitlich relevanter Diskurse beitragen? 4. Welche Impulse können die Public Health Humanities zur Gesundheitsförderung und Prävention geben?

Der Band, herausgegeben von Solveig Lena Hansen und Henning Schmidt-Semisch, erscheint Anfang 2026 open access im Transcript-Verlag.




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