Diversität
Ein mehrdimensionales Verständnis von Diversität fördert die Chancengleichheit und wirkt Diskriminierungen in ihrer Lehre entgegen.
Diversität - Chance und Herausforderung
Hochschulen im Allgemeinen erkennen Vielfalt zunehmend als Chance und möchten diese fördern und gestalten. Für Sie als lehrende Person kann Vielfalt aber auch zur Herausforderung werden. Denn egal wie unterschiedlich Studierende auch sein mögen, wollen sie doch alle zu gleicher Maßen die vorgegebenen Lernziele erreichen, die für den jeweiligen Studiengang definiert sind.
Menschen unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht: z.B. durch das Alter, das Geschlecht, die sexuelle Orientierung, die soziale und nationale Herkunft, physische und psychische Fähigkeiten, Religion oder die Weltanschauung. Aus dieser Vielfalt an Unterscheidungsmerkmalen setzt sich auch Ihre Studierendenschaft zusammen. Auch wenn das Denken in Diversitätskategorien die Komplexität der Wirklichkeit reduziert, kann durch deren Bewusstmachung gezielt gegen Benachteiligungen vorgegangen werden. Für die Konzeption Ihrer Veranstaltung heißt das, Ihre Studierenden genau kennen zu lernen (Siehe auch Zielgruppe bestimmen).
Diversität und barrierefreies Studieren an der Universität Bremen
Auf der Seite Informationen für Lehrende der Kontakt- und Informationasstelle für Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung (KIS) finden Sie u. a. einen Leitfaden für Lehrende, der gemeinsam von kivi (Kritische Initiative für Vielfalt und Inklusion) und KIS (Kontakt- und Informationsstelle für Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung) erstellt wurde und nähere Informationen zum Thema Lernen mit Beeinträchtigungen enthält. Hier erhalten Sie auch praktische Hinweise, wie Sie es schaffen können, Barrieren erst gar nicht entstehen zu lassen.
Auf der Seite Chancengleichheit bei Studienleistungen erfahren Sie mehr über den sog. Nachteilsausgleich, der Behinderten oder chronisch kranken Studierenden gewährt wird. Um trotz verschiedener Unterschiede allen Studierenden gleiche Bildungschancen zu ermöglichen, ist eine „faire Ungleichbehandlung“ notwendig. Ziel ist es, die Rahmenbedingungen für Studienleistungen und Prüfungen individuell und bedarfsgerecht zu gestalten, so dass etwaige Nachteile ausgeglichen werden, ohne die fachlichen Anforderungen zu tangieren. Auf dieser Seite ist auch die jeweils aktuelle Broschüre zum Nachteilsausgleich verlinkt, mit der Sie sich umfassend und aktuell über das Thema informieren können.
Im Rahmen eines Diversity-Managements wurde von der Universität Bremen eine Diversity-Strategie formuliert. Dazu gehören sieben Leitsätze, die das Diversitätsverständnis der Hochschule definieren. Als Mitglied der Universität sollten Sie sich beim Ausüben Ihrer Tätigkeit an den Leitsätzen orientieren.
Zudem finden Sie hier Informationen, die insbesondere die Gestaltung und Durchführung von digitaler Lehre betreffen.
Praxistipps
Was können Sie als lehrende Person tun?
Im Umgang mit Diversität gibt es weder ein Patentrezept noch eine spezielle Didaktik. Dennoch können Sie viel dazu beitragen, die Studierenden trotz ihrer Verschiedenheiten beim Erreichen ihrer Lernziele zu unterstützen:
- Feststellung der unterschiedlichen Voraussetzungen: Lernen Sie Ihre Studierenden kennen und machen Sie sich bewusst, wer Ihnen gegenübersitzt (siehe hierzu Zielgruppe bestimmen).
- Achten Sie auf eine gendergerechte Formulierung: Versuchen Sie bei Ihrer Ansprache darauf zu achten, alle Studierenden mit einzubeziehen.
- Methodenvielfalt: Begegnen Sie Ihren Studierenden mit verschiedenen Lehr- und Lernformen. Über die verschiedenen Methoden können Sie sich in den Kapiteln Lehr-Lern-Methoden kennenlernen und Lehr-Lern-Methoden auswählen informieren.
- Lerntechniken thematisieren: Manchen Studierenden fällt der Übergang vom angeleiteten Lernen in der Schule zum eigenständigen Lernen an der Hochschule schwer. Legen Sie Ihren Studierenden bestimmte Lerntechniken nahe, die ihnen das Lernen erleichtern können. Anreize dazu finden unter Selbstlernphasen unterstützen.
- Sichern Sie barrierefreie Zugänge: Hierzu zählt nicht nur der barrierefreie Zugang zu den einzelnen Räumlichkeiten, sondern auch die Barrierefreiheit der eingesetzten Medien und didaktischen Methoden (mehr dazu unter Barrierefreie PDF-Dokumente).
- Stehen Sie den Studierenden immer als Ansprechpartner zur Seite: Signalisieren Sie Ihre Gesprächsbereitschaft. Machen Sie dies zu Beginn der Veranstaltung deutlich und verweisen Sie darauf auch immer wieder während der Veranstaltungszeit.
- Fachkultur vermitteln: Ein Studium ist auch immer eine Sozialisation in die Fachkultur. Formulieren Sie klar und transparent Ihre Anforderungen und Erwartungen.
- Evaluation und Rückmeldungen: Fragen Sie Ihre Studierenden, wie Ihre Lehre ankommt und überprüfen Sie, ob die Lernergebnisse erfüllt werden (siehe hierzu auch Feedback geben und annehmen und Lehrveranstaltungen reflektieren und evaluieren).
Diversitätssensible Lehre
Der Umgang mit verschiedenen Studierendengruppen hängt auch von der eigenen Haltung, von Werten und Überzeugungen ab. Dies ist ein sehr persönlicher Aspekt Ihrer Lehrtätigkeit. Folgende Fragen sollen Sie daher nicht mit JA oder NEIN beantworten. Sie dienen lediglich dazu, sich Ihrer eigenen Haltung zur Vielfalt der Studierendenschaft bewusst zu werden. Bestimmt merken Sie bei genauerem Nachdenken selbst, an welchen Aspekten sie (noch) offener für Diversität werden können.
- Habe ich über bestimmte Studierende oder Gruppen von Studierenden Vorannahmen oder hege ich ihnen gegenüber Vorurteile?
- Gehe ich davon aus, dass bestimmte Studierende besser sind als andere?
- Unterschätze ich Wortmeldungen solcher Studierender, deren Muttersprache scheinbar nicht Deutsch ist?
- Gehe ich automatisch davon aus, dass Studierende, die ich einer bestimmten Gruppe zuordne, zusätzliche Hilfe benötigen?
- Gehe ich automatisch davon aus, dass Studierende, die mutmaßlich keine Migrationsgeschichte haben, leistungsfähiger sind?
- Fühle ich mich unwohl, wenn ich von Studierenden umgeben bin, deren kulturelle, ethnische, sexuelle oder geschlechtliche Identität sich von meiner eigenen unterscheidet?
Gehe ich davon aus, dass Studierende, die mutmaßlich eine Migrationsgeschichte haben, ihre Wortbeiträge in einer nichtakademischen Weise äußern? Und gehe ich davon aus, dass diese Studierenden schlecht vorbereitet und weniger leistungsfähig sind?
Von innen nach außen betrachtet, wird im Diviseritätsrad die Heterogenität der Individuen deutlich.
Rechtliche Grundlagen
Gesetze und der Allgemeine Teil der Prüfungsordnungen bilden die rechtliche Grundlage für den Umgang mit Diversität an Hochschulen. An der Universität Bremen müssen Sie folgendes beachten:
- Bremisches Hochschulgesetz
- Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz
- Allgemeiner Teil der Bachelor- bzw. Masterprüfungsordnungen (§14)
Barrierefreiheit an der Hochschule
Studierende mit physischer oder psychischer Beeinträchtigung haben im Vergleich zu Studierenden ohne Beeinträchtigung einen erheblich erschwerten Alltag. Um diese Studierenden in der Studienzeit so gut wie möglich zu unterstützen, gilt es für Hochschulen Barrieren entgegenzuwirken. Doch damit sind natürlich nicht nur die Durchführung von baulichen Maßnahmen gemeint sondern auch die Einrichtung entsprechender Beratungs- und Begleitangebote, die Bereitstellung von angemessenen technischen Hilfsmaterialien sowie die Aufstellung gesetzlicher Regelungen.
Barrierefreie PDF-Dokumente
PDF-Dokumente sind für Lehre und Lernen weit verbreitet. Menschen mit Behinderung können aber Probleme haben, diese auch zu lesen. Deshalb ist es wichtig, beim Erstellen von PDF-Dokumenten auf Barrierefreiheit zu achten. Doch wie erstellt man ein barrierefreies PDF-Dokument?
- Erstellen eines strukturierten Quell-Dokuments
Assistenzsysteme für beeinträchtigte Menschen können diese beim Lesen von PDF-Dokumenten unterstützen. Voraussetzung hierfür ist, dass das Quell-Dokument gut strukturiert ist. Verwenden Sie Format-Vorlagen, um Überschriften hierarchisch zu gliedern und von Fließtext abzugrenzen. Wenn Sie ein mehrspaltiges Layout verwenden, erzeugen Sie dies mit der Spaltenformatierung und nicht mit dem Tabulator. Bei umfangreichen Dokumenten ist ein Inhaltsverzeichnis, das mit einer entsprechenden Funktion erstellt wurde, hilfreich.
- Umwandlung des Quell-Dokuments in ein PDF-Dokument
Leider erstellen die meisten PDF-Konvertierer keine barrierefreien PDF-Dateien. Auch die PDF-Dateien, die mit der PDF-Funktion der MS-Office-Programme erzeugt wurden, sind nicht barrierefrei. Welche Produkte geeignet sind und was Sie bei der Anwendung beachten müssen, können Sie hier nachlesen.
- Beschreibung von Bildmaterial
Wenn Ihr PDF-Dokument Bilder enthält, denken Sie bitte auch an alternative Texte für diese Bilder. Acrobat bietet z.B. ein Werkzeug an, um Bildelementen eine Textbeschreibung zu hinterlegen.
Quellen, Downloads und Autorinnen
Quellen
Boomers S., Nitschke A. K. (o.J.). Diversität und Lehre: Empfehlungen zur Gestaltung von Lehrveranstaltungen mit heterogenen Studierendengruppen. Freie Universität Berlin. Abgerufen am 29.Juli 2020 von https://www.fu-berlin.de/sites/diversitaet-und-lehre/index.html
Burger C. & Glathe A. (2016). Diversity-sensible Hochschullehre: Hintergründe und Lehrempfehlungen. In Berendt, B., Fleischmann, A., Schaper, N., Szczyrba, B. & Wildt, J. (Hrsg.). Neues Handbuch Hochschullehre (25-40). Berlin: DUZ Verlags- und Medienhaus GmbH.
Hanft A., Zawacki-Richter O. & Gierke, W.B. (2015). Herausforderung Heterogenität beim Übergang in die Hochschule. Münster: Waxmann.
Schulze M., Kondratjuk M., Pohlenz P., Rathmann A., Anacker J, Flügge T. & Wendt C. (2015). Lehrauffassung, Lehrhandeln und Wahrnehmung der Studierenden: Aus- und Wechselwirkungen. In: Rheinländer, K. (Hrsg.): Ungleichheitssensible Hochschullehre. Wiesbaden: Springer.
Seidel, S. (2015). Wenn Vielfalt Chance sein soll: Der produktive Umgang mit den Kompetenzen beruflich qualifizierter Studierender in Lehre und Studium. In: Hanft, A., Zawacki-Richter, O., Gierke, W.B. (Hrsg.). Münster: Waxmann. S. 68-80.
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Autorinnen
Maren Praß, Annette Weber