Lehrveranstaltung reflektieren und evaluieren
Die eigene Reflexion sowie die Evaluation durch die Studierenden kann wesentlich dazu beitragen, dass Sie Ihre Lehre inhaltlich und didaktisch weiterentwickeln und optimieren können.
Reflexion und Evaluation
Die Selbstreflexion
Bei der Durchführung Ihrer geplanten Lehrveranstaltung klappte manches besser, anderes schlechter als Sie erwartet haben. In beiden Fällen sollten Sie überlegen, warum das so war. Wenn Sie die Gründe verstehen, können Sie Elemente einer erfolgreichen Veranstaltung wiederholen oder Verbesserungen erarbeiten. In den Praxistipps finden Sie Leitfragen, die Ihnen bei Ihrer persönlichen Reflexion helfen sollen.
Merke: Eine Selbstreflexion muss nicht erst am Ende der Veranstaltungszeit stattfinden. Für Ihre Lehre kann es nur positiv sein, wenn Sie sich regelmäßig Gedanken über Ihr Lehrverhalten machen (siehe auch Eigene Rolle reflektieren).
Stellen Sie nach dem Reflexionsprozess fest, dass Sie einiges hätten besser machen können, scheuen Sie sich nicht, diese Erkenntnis produktiv zu nutzen. Sehen Sie es als Verbesserungsmöglichkeit für Ihr zukünftiges Lehrhandeln. Durch stetiges Ausprobieren und Zulassen möglicher Fehler verbessern Sie die Qualität der Lehre erfolgreicher als durch krampfhafte Fehlervermeidung.
Die Lehrevaluation
Über das Instrument der Lehrevaluationen kann studentisches Feedback eingeholt werden. Es gibt zahlreiche Methoden der Rückmeldung, allerdings ist eine anonyme Evaluation per Fragebogen aller studentischen Teilnehmenden Mitte oder Ende der Veranstaltungszeit ein valides Instrument.
Ein Evaluationsfragebogen sollte zum einen Fragen zur eigenen Einschätzung des Lernerfolgs also auch zum Lehrverhalten der Lehrenden in der Veranstaltung aufweisen. I.d.R. gibt es an Hochschulen bereits vorgefertigte Fragebögen zur Lehrevaluation. Die Fragen sind standardisiert und können ggf. durch einige individuelle Fragen ergänzt werden. In den Praxistipps erfahren Sie, wo genau sie diese Fragebögen finden und welche anderen Methoden der Lehrevaluation an der Univeristät Bremen zur Verfügung stehen.
Die Ergebnisse von Fragebögen am Ende des Semesters können Sie nutzen um daraus Rückschlüsse für zukünftigen Veranstaltungen zu ziehen. Wenn Sie Ihre Lehre aber bereits während des laufenden Semesters überdenken möchten, können Sie z. B. auf dieTeaching Analysis Poll-Methode (TAP-Methode) zurückgreifen. Dabei handelt es sich um eine strukturierte Evaluationsmethode, die Lehrende dabei unterstützt, Studierendenfeedback bereits während des laufenden Semesters einzuholen. In den Praxistipps finden sie dazu genaueres.
Nach dem Reflektieren und Evaluieren, können Sie nun Ihre Lehre und Ihre Veranstaltung(en) optimieren. Lesen Sie dazu das Kapitel "Lehrveranstaltung optimieren".
Praxistipps
Leitfragebogen zur Selbstreflexion
An folgende Kategorien und Leitfragen (angelehnt an Winteler 2011) können Sie sich bei einer Selbstreflexion Ihrer Lehrveranstaltung orientieren.
Den Leitfragebogen mit Platz für Ihre Notizen finden Sie hier als PDF-Dokument zum Herunterladen.
- Was bedeutet für mich Lehren und Lernen?
- Wie und warum entscheide ich mich für bestimmte Lehr-Lernmethoden?
- Erreiche ich die Mehrheit meiner Studierenden mit diesen Methoden?
- Was weiß ich von meinen Studierenden?
- Wie wirke ich auf meine Studierenden?
- Wie viel rede ich? Wie viel reden meine Studierenden?
- Was sollen meine Studierenden von mir lernen?
- Gibt es Fragestellungen und Probleme inhaltlicher Art, die für die Studierenden regelmäßig schwer zu verstehen sind?
- Wie überprüfe ich den Lernfortschritt meiner Studierenden?
- Gebe ich meinen Studierenden Rückmeldungen?
- Was erwarte ich von meinen Studierenden außerhalb der Lehrveranstaltungen (Selbststudium)?
- Wie sind die Präsenz und die Beteiligung der Studierenden?
- Arbeiten die Studierenden aktiv mit?
- Organisieren sich die Studierenden in Lern- und Arbeitsgruppen?
- Entwickeln die Studierenden eigene Konzepte und Ideen?
- Hat meine Erwartung an die Kompetenzen und an das Vorwissen der Studierenden gestimmt?
- Haben die Studierenden ausreichende Kenntnisse für das Arbeiten mit wissenschaftlicher Literatur?
- Können die Studierenden Texte nach wissenschaftlichen Standards verfassen?
- Wie vertraut ist den Studierenden die Recherche in wissenschaftlichen Datenbanken?
- Passte der zeitliche Rahmen der Veranstaltung zur ausgewählten Stoffmenge?
- Konnte ich in den Veranstaltungsräumen meine didaktischen Konzepte umsetzen?
- Hatte ich genügend Zeit für die Vor- und Nachbereitung?
Kriterien eines Evaluationsbogens
Egal, ob Sie einen vorgefertigten Fragebogen zur Evaluation Ihrer Lehrveranstaltung nutzen oder selbst einen erstellen möchten, ein angemessener Fragebogen sollte i.d.R. folgende Kriterien erfassen (nach Brinker & Schumacher 2014):
- Lehrverhalten
- Strukturierung der Veranstaltung
- Trennung von Wesentlichem und Unwesentlichem
- Ausdrucksweise
- Einsatz visueller Hilfsmittel und schriftlicher Unterlagen
- Tempo der Vorlesung
- Fähigkeit, die Vorlesung interessant zu machen
- Eingehen auf Zwischenfragen
- Engagement des Lehrenden
- Behandlung der Themen und Anzahl der behandelten Themen
- Aktualitätsbezug der Veranstaltung
- Einbindung ins Studium
- Gesamteindruck der Veranstaltung
- Aufgabenqualität
- Einschätzung des eigenen Aufwands und des Lernerfolgs der Studierenden
Methoden der Lehrevaluation an der Universität Bremen
Das QM-Portal der Universität Bremen bietet hier einen umfangreichen Überblick über verschiedene Methoden der Lehrevaluation. Sie erfahren auch, wer Ihnen bei den einzelnen Methoden bezüglich der Anwendung weiterhelfen kann.
Außerdem finden sie dort auch weitere Hinweise zur Lehrevaluation und erhalten Tipps zur Erstellung von Fragebögen.
Tipp: Informieren Sie sich auch bei Ihrem Fachbereich nach der Lehrervaluation. Es kann sein, dass die spezifischen Fachbereich unterschiedliche Anforderungen an die Lehrevaluation stellen.
Die TAP-Methode
Hier erfahren Sie (angelehnt an Informationen aus dem Methodenkoffer des Zentrum für Hochschul- und Qualitätsentwicklung an der Universität Duisburg-Essen) alles wichtige zur TAP-Methode:
Was ist die TAP-Methode? | TAP steht für Teaching Analysis Poll und und ist eine Evaluationsmethode, die Lehrende dabei unterstützt, Feedback von Studierenden bereits während des laufenden Semesters einzuholen. |
Welches Ziel verfolgt die TAP-Methode? | Das Ziel eines TAPs ist es, spezifische handlungsorientierende Informationen zur Veränderung und Verbesserung einer konkreten Lehr- und Lernsituation zu erhalten. |
Wie funktioniert die TAP-Methode? | Eine externe, geschulte Person führt die Methode in einer Sitzung Ihrer Lehrveranstaltung durch (am Ende einer regulären Veranstaltung, möglichst in der Semestermitte). Diese Person ist so einerseits „Sprachrohr“ der Studierenden und unterstützt andererseits die Lehrenden bei der Auswertung der Ergebnisse. |
Wie ist der Ablauf der TAP-Methode? |
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Welche Ergebnisse liefert die TAP-Methode? | Sie erfahren, was die Studierenden beim Lernen unterstützt, was diese als hinderlich empfinden und welche konkreten Vorschläge die Studierenden zur Verbesserung der Lehrveranstaltung haben. |
Welche Grenzen hat die TAP-Methode? | Die Methode ist keine hochschuldidaktische Beratung, kann aber bei Bedarf Ausgangspunkt einer solchen sein. |
Wenn Ihre Lehre bereits für die Weiterbildung geöffnet ist und Sie die TAP-Methode einbringen möchten, können Sie sich an die Akademie für Weiterbildung wenden.
Ansprechpartnerin: Berit Godbersen, Tel.: 218 61608, Mail: godbersen@uni-bremen.de
Quellen, Downloads und Autorinnen
Quellen
Bonnes, M. (2016). Zentrum für Hochschul- und Qualitätsentwicklung an der Universität Duisburg-Essen (Hrsg.). Studierendenfeedback nutzen. Impulse für die Weiterentwicklung der Lehre gewinnen. Abgerufen am 29. Juli 2020 unter https://www.uni-due.de/imperia/md/content/zhqe/161208_methodenkoffer_text_final.pdf
Brinker, T. & Schumacher E.-M. (2014). Befähigen statt belehren: Neue Lehr- und Lernkulturan Hochschulen. Bern: hep.
Ulrich, I. (2016). Gute Lehre in der Hochschule: Praxistipps zur Planung und Gestaltung von Lehrveranstaltungen. Wiesbaden: Springer.
Winteler, A. (2011). Professionell lehren und lernen. Darmstadt: WBG.
Autorinnen
Sunita Mandon, Maren Praß, Annette Weber