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Modellprojekt "Sicherung der medizinischen und gesundheitlichen Versorgung von nicht krankenversicherten und papierlosen Menschen in Bremen (MVP)" hat laut Evaluation Ziele erreicht!

Die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz legt Abschlussbericht des Evaluationsprojektes der Abteilung Versorgungsforschung des IPP unter der Leitung von Prof. Dr. Ansgar Gerhardus vor

Die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz hat Prof. Dr. Ansgar Gerhardus vom Institut für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen mit der Evaluation des 2022 in Bremen gestarteten Modellprojektes zur medizinischen Versorgung von Menschen ohne Krankenversicherung beauftragt. Mit den Ergebnissen sollte die Grundlage für eine Entscheidung über eine Weiterführung des Modells über das Jahr 2023 hinaus geschaffen werden. Ziele der Evaluation waren: (1) die Analyse der Klient:innen mit Perspektive auf den bedarfsgerechten Zugang; (2) die quantitative Bewertung der Versorgung; (3) die Erfassung der Zufriedenheit mit den Versorgungsabläufen; (4) die Erhebung der wahrgenommenen Qualität und Angemessenheit der Versorgung und (5) die Bewertung des Einsatzes von Ressourcen / Ökonomische Aspekten. Für die Evaluation wurde ein Methodenmix aus qualitativen und quantitative Methoden gewählt. Das Team des IPP führte semi-strukturierte Leitfadeninterviews mit Mitarbeitenden der Beratungs- und Behandlungsstelle des MVP, mit abrechnenden Versorgenden, mit Klient:innen des MVP und mit Organisationen, die auf den MVP verweisen durch. Außerdem erfolgte eine Fragebogenstudie mit abrechnenden Versorgenden. Zusätzlich wurden Routinedaten ausgewertet, die in der Beratungs- und Behandlungsstelle und bei der GeNo erfasst werden.
Die drei zu Projektbeginn definierten Ziele des MVP wurden laut den Urheberinnen und Urhebern der Evaluationsstudie erreicht:

  • Menschen, die bisher keinen Zugang zu einer ambulanten oder stationären Behandlung oder zur Versorgung mit Medikamenten und Hilfsmittel gefunden haben, wurde der Zugang mit Hilfe von Behandlungsscheinen ermöglicht. Insgesamt fanden von Juli 2022 bis Ende 2023 5.086 Beratungen, Behandlungen oder Ausstellungen von Behandlungsscheinen in der Beratungs- und Behandlungsstelle statt.
  • Durch das Clearingverfahren konnten bisher Nichtversicherte in eine reguläre Krankenversicherung aufgenommen werden.
  • Durch das niedrigschwellige Angebot des MVP kann die Erstversorgung in einem frühen Stadium beginnen, so dass vermutet werden kann, dass somit schwerwiegenden Krankheitsverläufen entgegengewirkt werden kann.

Zu den Zahlen:
Die Evaluation ermittelte, dass seit Juli 2022 durchschnittlich 180 Menschen die Beratungs- und Behandlungsstelle pro Monat nutzen. Rund 60 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer wurden dort medizinisch untersucht und behandelt. Von Juli 2022 bis Ende Dezember 2023 wurden 2.933 Behandlungsscheine ausgestellt. Seit Projektbeginn konnten über das Beratungsangebot insgesamt 168 Personen Zugang zur gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung erhalten, 142 waren versichert, ohne es zu wissen oder ihre Krankenversicherung in Anspruch zu nehmen. Insgesamt nahmen 886 Menschen das Angebot zur Klärung ihres Versichertenstatus wahr.
Zum Hintergrund:
Menschen ohne Nachweis eines Aufenthaltsstatus sowie bestimmte Bürger:innen der Europäischen Union und einige Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit haben keinen oder eingeschränkten Zugang zu einer adäquaten Gesundheitsversorgung in Deutschland. In Bremen wurde am 3.5.2022 in der Deputation für Gesundheit und Verbraucherschutz die Beschlussvorlage zur „Sicherung der medizinischen und gesundheitlichen Versorgung von nicht krankenversicherten und papierlosen Menschen in Bremen – ein Modellprojekt“ eingebracht um drei Ziele zu erreichen:  

  1. Menschen, die temporär oder dauerhaft keinen Zugang zur regulär abgerechneten Gesundheitsversorgung haben, einen Zugang über Behandlungsscheine zu ermöglichen
  2. Die Integration eines Clearings, sodass diese Personen in eine Regelversorgung integriert werden können
  3. Der niedrigschwellige Zugang und die Erstversorgung sollen langfristig schwere Krankheitsverläufe verhindern oder abmildern, indem gesundheitliche Probleme frühzeitiger erkannt und behandelt werden.

Seit dem 15.8.2022 werden in der „Beratungs- und Behandlungsstelle des Vereins zur Förderung der gesundheitlichen und medizinischen Versorgung nichtversicherter und papierloser Menschen in Bremen e.V.“ ärztliche Sprechstunden und Beratung im Clearing in eigenen Räumlichkeiten angeboten. Für eine ggf. weitergehende Versorgung werden Behandlungsscheine ausgegeben, die bei ärztlichen und nichtärztlichen Versorger:innen eingelöst werden können.
Zur Zahl der Nicht-Krankenversicherten im Land Bremen liegen keine belastbaren Zahlen vor. Schätzungen gehen von einer Zahl in einem kleineren vierstelligen Bereich aus. Dies zeigte aus Sicht des Bremer Senats den dringenden Handlungsbedarf auf, den Zugang der genannten Personengruppen zum Versorgungssystem zu ermöglichen oder zumindest zu erleichtern. So hat die Bürgerschaft den Senat am 23. Oktober 2019 auf Antrag der Fraktion Die Linke, der SPD und Bündnis 90/Die Grünen (Drucksache 20/112) aufgefordert, ein Konzept zu erstellen, um insbesondere die fachärztliche Versorgung von papierlosen Menschen sicherzustellen und ihre weitgehende Integration in die Regelversorgung zu gewährleisten. 2022 wurde der Verein zur Förderung der gesundheitlichen und medizinischen Versorgung von papierlosen und nichtversicherten Menschen in Bremen e.V. (MVP) als Projektträger für die Stadt Bremen gegründet. Für die Kosten der gesundheitlichen und medizinischen Versorgung, das Management und die personellen Ressourcen wurden 2022 Mittel in Höhe von 550.000 Euro, 900.000 Euro in 2023 aus dem Bremen Fonds und 1,2 Millionen Euro 2024 im regulären Haushalt bereitgestellt.
Quelle:
Pressemitteilung der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz vom 13.08.2024
https://www.senatspressestelle.bremen.de/pressemitteilungen/abschlussbericht-der-gesundheitsdeputation-vorgelegt-451573?asl=bremen02.c.732.de
Abschlussbericht:
Gerhardus A, Oeltjen L, Schaaf M, Göbberd L, Gerstl S. Abschlussbericht. Evaluation des Projekts: „Förderung der medizinischen und gesundheitlichen Versorgung von nichtversicherten und papierlosen Menschen in Bremen – ein Modellprojekt“ im Auftrag der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz. Bremen: Universität Bremen Institut für Public Health und Pflegeforschung; 2024. Abrufbar unter:  URL: www.sd.bremische-buergerschaft.de/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZUEIo45atxh4mPxu5hNPOlSWjHKYmGVvj9qVIMZbsOhp/L_Teil_B_Abschlussbericht_MVP_Anlage.pdf

Kontakt:
Prof. Dr. med. Ansgar Gerhardus, M.A., MPH
Institut für Public Health und Pflegeforschung, Universität Bremen
E-Mail: ansgar.gerhardus@uni-bremen.de
Tel: +49(0)421-218 688 00
https://www.uni-bremen.de/institut-fuer-public-health-und-pflegeforschung/abteilungen-arbeitsgruppen/public-health-forschung/versorgungsforschung

 

Menschen am Bremer Bahnhofsvorploatz
Aktualisiert von: IPP-Content