Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) können Beschäftigte im Gesundheitswesen entlastet und die Patientenversorgung verbessert werden. KI löst nicht alle Probleme, es ist nur eines der Werkzeuge, mit denen man in bestimmten Bereichen Versorgung sinnvoll besser gestalten kann und es braucht ethische Standards. Eine Befragung unter Gesundheitsfachkräften im medizinischen und pflegerischen Bereich durch die ‚Plattform Lernende Systeme’ hat festgestellt, dass Beschäftigte aufgeschlossen sind, dafür jedoch Veränderungen im Arbeitsalltag fordern. Prof. Karin Wolf-Ostermann vom IPP Bremen ist Mitautorin des aus der Befragung entstandenen Whitepapers. Im Interview mit MEDICA.de spricht sie über Voraussetzungen und Möglichkeiten von KI im Gesundheitswesen. Gerade in der Langzeitpflege ist noch wenig von neuen Technologien im Versorgungsalltag angekommen. Viele Studien beschäftigen sich mit Alarm Management, Sturzerkennung, Schmerz-Assessment bis hin zu Dokumentation und Dienstplanung. In der Pflege wird aber oft noch mit der fehlenden digitalen Infrastruktur und der Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigen Daten gekämpft. Gerade die Individualisierbarkeit von KI-Entscheidungen ist abhängig von einer guten Datenlage. Wesentlich ist auch, dass die Kompetenzen für den Umgang mit KI-Systemen weiterentwickelt und die neuen Technologien in bestehende Strukturen und Arbeitsabläufe integriert werden können. Für den Erfolg in der Praxis sind eine hohe Nutzerfreundlichkeit und eine große Akzeptanz wichtig. Akademische Lehr-Pflege-Einrichtungen – wie das Bremer TCALL-Projekt - können dabei Transferbrücken bilden zwischen Wissenschaft und Praxis.
Prof. Dr. Karin Wolf-Ostermann
Universität Bremen
Fachbereich 11
Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP)
Abt. Pflegewissenschaftliche Versorgungsforschung
E-Mail: wolf-ostermann@uni-bremen.de