Gröschel, Sophia
Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin im Bereich Neuere und Neueste Geschichte
Kontakt
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Postfach: GW2, Ebene 2B, bei Turm D, Fach Nr. 28
Postanschrift
Universität Bremen
Sophia Gröschel
Fachbereich 08 – Sozialwissenschaften
Postfach 33 04 40
28334 Bremen
Akademische Laufbahn
Seit 2020 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin im Bereich Neuere und Neueste Geschichte der Universität Bremen Thema der Dissertation: Das Casinoglücksspiel in der Bundesrepublik Deutschland (1949-2020): Eine Emotionsgeschichte |
2018 – 2019 | Studentische Mitarbeiterin am Forschungsbereich zur Geschichte der Gefühle des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung Berlin |
2017 – 2019 | Masterstudium der Geschichtswissenschaft an der Freien Universität Berlin Thema der Masterarbeit: Emotionalized Ecology – Umstrittene Gefühle in der Debatte um „Silent Spring“ und „Animal Machines“ im anglo-amerikanischen Raum der 1960er Jahre |
2016 | Studentische Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte der Freien Universität Berlin |
2013 – 2016 | Kombinationsbachelor der Geschichte, Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Freien Universität Berlin Thema der Bachelorarbeit: Frauen in der britischen Antivivisektionsbewegung – Tierrechte und Feminismus bei Frances Power Cobbe |
Promotionsprojekt: Das Casinoglücksspiel in der Bundesrepublik Deutschland (1949-2020): Eine Emotionsgeschichte
Das Forschungsprojekt untersucht die Geschichte des Glücksspiels in bundesdeutschen Spielbanken und -hallen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte das Glücksspiel eine forcierte Liberalisierung und Kommerzialisierung, geriet seit den frühen 1980er Jahren jedoch zugleich in den Fokus der psychologisch-medizinischen Kritik, die das Krankheitsbild des „pathologischen Spielers“ etablierte. Der Untersuchungszeitraum des Projekts beginnt 1949 mit der ersten Gründungswelle von Casinos und endet im Jahr 2020, als die corona-bedingte Schließung aller Spielbanken und -hallen den Trend in Richtung Online-Casino beschleunigte. Ohne die transnationale Bewegung von Kapital, Akteuren und Konzepten aus dem Blick zu verlieren, liegt der räumliche Fokus des Projekts auf der Bundesrepublik Deutschland. Anhand dieses Fallbeispiels beabsichtigt das Projekt nachzuzeichnen, wie sich das Casinoglücksspiel im 20. Jahrhundert nicht nur in den weltweit bekannten Casinometropolen wie Las Vegas und Macau, sondern flächendeckend als allgemein akzeptierte Freizeitaktivität durchsetzen konnte. Damit leistet es nicht nur einen Beitrag zur bisher kaum erforschten Geschichte des Glücksspiels, sondern bewegt sich zugleich an der Schnittstelle von mehreren Kernthemen der Zeitgeschichte, wie sie Konsum, Freizeit, Risiko, Sucht, Therapie und die Rolle des Staates zwischen Normensetzung und fiskalischem Interesse darstellen.
Das Projekt geht von einem emotionshistorischen Ansatz aus, der in besonderer Weise geeignet ist, den zeitgeschichtlichen Aufstieg des Glücksspiels in Wirtschaft, Freizeit und Medizin zu analysieren. Gefühle tauchen in dieser Geschichte einmal als zu bewirtschaftendes, einmal als zu erlebendes und einmal als zu behandelndes Phänomen auf. Das Projekt betrachtet den Umgang mit Emotionen entlang dieser drei zentralen Dimensionen: Erstens fragt es nach dem sich verändernden Stellenwert von Gefühlen im ökonomischen Denken der Casinobetreibenden und wie sich dieser in der Gestaltung der Spielorte niederschlug. Zweitens untersucht es, was Spielende motivierte, ihre Freizeit in Spielbanken und -hallen zu verbringen und inwiefern sich das Glücksspiel als emotionale Praktik begreifen lässt. Drittens schaut es auf die diskursive Karriere der sogenannten Spielsucht und darauf, wie das als pathologisch angesehene Spielverhalten durch Strategien des Emotionsmanagements in einem therapeutischen Kontext bearbeitbar gemacht wurde. Ziel des Projekts ist es, die geschichtlichen Prozesse und Mechanismen aufzudecken, die das Casinoglücksspiel zu dem lukrativen Markt, zu der Mainstream-Freizeitaktivität und dem psychologisch-therapeutischen Problem gemacht haben, das es heute ist. Es weist dabei auf die historische Entwicklung eines emotionalen Stils der Freizeit- und Konsumgesellschaft hin, in der die Bearbeitung von Gefühlen zunehmend als Schlüssel für wirtschaftlichen Erfolg, persönliches Glück sowie psychische Gesundheit betrachtet wird.
Das Forschungsprojekt wird gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/526389960?language=de).
Lehre
Grundlagen historischen Arbeitens | SeminarDas Seminar begleitet die Vorlesung zur Einführung in das Studium der Geschichte und führt in das praktische wissenschaftliche Arbeiten ein. Folgende Themen finden dabei Berücksichtigung:
Das Seminar dient auf diese Weise der Vertiefung und Einübung der Inhalte der Vorlesung und leistet eine weitergehende Einführung in das Studium der Geschichtswissenschaft an der Universität Bremen. |
Theoretische und methodische Grundlagen der Gefühlsgeschichte | Seminar |
Theoretische und methodische Grundlagen der Gefühlsgeschichte | Seminar
Nachdem wir uns in diesem Seminar zunächst allgemein mit den Grundlagen und Perspektiven der Geschichte der Gefühle vertraut gemacht haben, blicken wir in der Folge auf den konkreten methodischen und theoretischen Unterbau von aktuellen Forschungsarbeiten, die sich beispielsweise mit der Emotionsgeschichte der Homosexualität, der Krebskrankheit oder der Körperpolitik in BRD und DDR auseinandersetzen. Darauf aufbauend diskutieren wir verschiedene grundlegende methodische und theoretische Konzepte der Geschichtswissenschaft und üben uns in Quellenkritik und -interpretation. Im letzten Teil des Seminars wird das Erlernte umgesetzt, d. h. es werden ein Thema, eine Fragestellung, eine Quellengrundlage und ein theoretischer Rahmen für eine Hausarbeit entwickelt und miteinander diskutiert. Im Seminar beleuchten wir also zum einen die Emotionsgeschichte als Forschungsfeld und damit verbundene geschichtswissenschaftliche Methoden und Theorien, und beschäftigen uns zum anderen damit, wie man mit diesen Methoden und Theorien im Rahmen einer Haus- oder Abschlussarbeit umgeht.
Emotionshistorische Perspektiven auf den Ersten Weltkrieg | ÜbungIn dieser Übung beschäftigen wir uns mit der Rolle von Gefühlen im Ersten Weltkrieg. Anhand von aktueller Forschungsliteratur und historischen Quellen schauen wir uns an, wie Gefühle des Stolzes, der Ehrhaftigkeit, der Treue und der Liebe im Rahmen des Ersten Weltkriegs mobilisiert wurden. Zudem tauchen wir in die Gefühlswelt der Soldaten ein und betrachten zum einen den soldatischen, zum anderen den kriegspsychiatrischen Umgang mit beispielsweise Angst, Scham und Trauer. Gefühle hatten zudem stets geschlechterspezifische Konnotationen, weshalb wir uns auch mit der Verbindung von Emotionalität, Geschlecht und Sexualität beschäftigen werden. Zuletzt wollen wir uns außerdem mit der Rolle von Gefühlen in der Erinnerung an der Ersten Weltkrieg auseinandersetzen. |
Geschlechtergeschichtliche Perspektiven auf den Ersten Weltkrieg | ÜbungIn dieser Übung beschäftigen wir uns anhand von aktueller Forschungsliteratur und historischen Quellen mit Gender im Ersten Weltkrieg. Zum einen spielten Geschlechterbilder bei der Kriegsmobilisierung der Gesellschaft eine zentrale Rolle. Während Männer beispielsweise als tapfere Beschützer des Heimatlandes dargestellt wurden, appellierte man an Frauen als mütterlich fürsorgliche Krankenschwestern. Zum anderen beschäftigen wir uns damit, wie sich Geschlechterbilder im Ersten Weltkrieg veränderten. Inwiefern veränderten sich Vorstellungen von Männlichkeit, Emotionalität und Sexualität in den Schützengräben? Beförderte der Erste Weltkrieg die Frauenemanzipation? Wie veränderten körperliche und psychische Versehrtheit Männlichkeitsbilder in der Folge des Ersten Weltkriegs? |
Grundlagen historischen Arbeitens | Seminar
Das Seminar dient begleitend zur Vorlesung der Einführung in das geschichtswissenschaftliche Arbeiten. Wir beschäftigen uns zunächst mit der Frage, was historische Forschung leisten kann und sollte. Dafür werfen wir einen Blick auf sowohl klassische als auch neue Forschungsfelder der Geschichtswissenschaft. Der Fokus liegt hier in erster Linie auf dem 20. Jahrhundert aus vornehmlich deutscher, aber auch europäischer und globalhistorischer Perspektive. Anhand aktueller Untersuchungen beschäftigen wir uns mit dem Erkenntnisinteresse und den Methoden geschichtswissenschaftlicher Forschung. Anschließend setzen wir uns mit den konkreten praktischen Arbeitsschritten auseinander, die Sie im Laufe Ihres Studiums beim Verfassen von Texten begleiten: Themenfindung und Entwicklung der Fragestellung, Literaturrecherche und Quellenarbeit, effizientes Lesen und wissenschaftliches Schreiben. Der Kurs wirft ein Licht auf die Relevanz und Vielfalt der Geschichtswissenschaft, gibt Ihnen das Handwerkszeug zum historischen Arbeiten mit auf den Weg und ermöglicht es Ihnen, eigene Forschungsinteressen zu entwickeln. Gemeinsam ergründen wir in Bezug auf die Geschichtswissenschaft die drei W-Fragen: Warum? Was? Wie?
Nichts geht mehr! – Geschichte des Glücksspiels vom 19. Jahrhundert bis heute | Proseminar
gemeinsam mit Prof. Dr. Cornelius Torp
Wenn beim Roulette keine Einsätze mehr angenommen werden, kommt in deutschen Spielbanken die Ansage: „Nichts geht mehr“. Schaut man sich die Entwicklungen in der Glücksspielindustrie an, so geht hier wiederum so einiges. Aktuell sind insbesondere Debatten um das Livestreamen von Glücksspielen bei Twitch und die bundesweite Legalisierung von Online-Casinos im Sommer 2021 in den deutschen Medien präsent. In diesem Modul verfolgen wir die bewegte Geschichte des Glücksspiels bis ins 19. Jahrhundert zurück. Wir betrachten die historische Entwicklung des Glücksspiels dabei sowohl aus deutscher als auch aus globalgeschichtlicher Perspektive. Die Auseinandersetzung mit der Thematik wirft ein Licht auf verschiedene Kernthemen der Moderne – beispielsweise darauf, wie Freizeit, Geld und Konsum, Glück, Zufall und Risiko sowie Moral, Krankheit und Wirtschaftlichkeit verhandelt wurden. Anhand von Forschungsliteratur sowie historischen Quellen schauen wir uns verschiedene Dimensionen des Glücksspiels in den vergangenen beiden Jahrhunderten an. So bekommen wir einen Einblick nicht nur in Casinos dieser Welt sondern auch in die methodische Vielfalt und verschiedene Perspektiven der Neueren und Neuesten Geschichte.
Grundlagen historischen Arbeitens | Seminar
Das Seminar dient begleitend zur Vorlesung der Einführung in das geschichtswissenschaftliche Arbeiten. Wir beschäftigen uns zunächst mit der Frage, was historische Forschung leisten kann und sollte. Dafür werfen wir einen Blick auf sowohl klassische als auch neue Forschungsfelder der Geschichtswissenschaft. Der Fokus liegt hier in erster Linie auf dem 20. Jahrhundert aus vornehmlich deutscher aber auch europäischer und globalhistorischer Perspektive. Anhand aktueller Untersuchungen beschäftigen wir uns mit dem Erkenntnisinteresse und den Methoden geschichtswissenschaftlicher Forschung. Anschließend setzen wir uns mit den konkreten praktischen Arbeitsschritten auseinander, die Sie im Laufe Ihres Studiums beim Verfassen von Texten begleiten: Themenfindung und Entwicklung der Fragestellung, Literaturrecherche und Quellenarbeit, effizientes Lesen und wissenschaftliches Schreiben. Der Kurs wirft ein Licht auf die Relevanz und Vielfalt der Geschichtswissenschaft, gibt Ihnen das Handwerkszeug zum historischen Arbeiten mit auf den Weg und ermöglicht es Ihnen, eigene Forschungsinteressen zu entwickeln. Gemeinsam ergründen wir in Bezug auf die Geschichtswissenschaft die drei W-Fragen: Warum? Was? Wie?
Gefühlte Moderne: Auf der Suche nach Emotionen in multiplen Modernen | Seminar
Ausgehend vom Konzept der multiplen Modernen, das nicht Variationen einer einzigen globalen Moderne nach westlichem Vorbild sondern eine Vielzahl von Modernen annimmt, machen wir uns in diesem Seminar auf die Suche nach Gefühlen der Moderne rund um den Globus. Neben dem Konzept und Begriff der Moderne(n) an sich werden wir uns anfangs mit zentralen theoretischen Grundlagen der Geschichte der Gefühle beschäftigen. Anhand neuerer emotionshistorischer Forschung betrachten wir dann Gefühlswelten des insbesondere späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Asien, im Nahen Osten und in der westlichen Welt. Dabei werden wir dem Stellenwert von sowohl Emotionen allgemein als auch konkreten Gefühlen in unterschiedlichen Gesellschaften nachgehen. Welche Gefühle spielten im Umgang mit Moderne und Zivilisation eine Rolle? Welche emotionalen Standards gingen mit Modernisierungs- und Zivilisierungsansprüchen einher? Bei der Beantwortung dieser Fragen legen wir ein besonderes Augenmerk auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede emotionaler Standards in verschiedenen Modernen und untersuchen, inwiefern sich unterschiedliche Emotionskulturen in Bezug oder Kontrast zueinander entwickelten.
Dieses Seminar setzt die Bereitschaft zum Lesen englischer Texte voraus. Dies ermöglicht uns einen gefühlsgeschichtlichen Blick über den westlichen Tellerrand hinaus auf die Entwicklung moderner emotionaler Standards in Indien, Korea und im Nahen Osten, den die deutschsprachige Emotionsforschung bislang nicht hergibt.