Ofrath, Avner, Dr.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Neueren und Neuesten Geschichte
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Universität Bremen
Dr. Avner Ofrath
Fachbereich 08 – Sozialwissenschaften
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28334 Bremen
Forschung
Avner Ofrath forscht zur Geschichte der Staatsbürgerschaft und Öffentlichkeit im Nahen Osten und Nordafrika.
Sein erstes Buchprojekt geht den kolonialen Ursprüngen des moderner französischen Staatsbürgerschaftsbegriffs nach. Anhand des Fallbeispiels Algerien zeigt das Buch, wie Religion und Ethnizität zu entscheidenden rechtlichen Kriterien von Inklusion und Exklusion gemacht wurden. Basierend auf französisch-, arabisch- und judäo-arabischsprachigen Quellen wird gezeigt, wie sich die algerische Bevölkerung über Dekaden hinweg dieser entstehenden politischen Terminologie widersetzte.
Sein aktuelles Projekt untersucht die Auflösung der mediterranen Stadt als sozialpolitischen Bewegungsraum im 19. und 20. Jahrhundert. Durch die Erforschung von Migration, Siedlung und Stadtplanung im Jerusalem der spätosmanischen und britisch-kolonialen Zeit analysiert das Projekt das Zusammenspiel lokaler, regionaler und globaler Akteure, welches einen vormals gemeinsamen öffentlichen Raum nach den rigiden Kategorien von ethnisch-religiösen „Minoritäten“ neuordnete.
Seine Forschung wurde durch die Mellon Foundation, die Gerda Henkel Stiftung und die Society for the Study of French History unterstützt.
Publikationen
Monographien
- Colonial Algeria and the Politics of Citizenship (Bloomsbury 2023).
Zeitschriftenartikel und Buchkapitel:
- “’We Shall Become French’: Reconsidering Jewish citizenship in Algeria, c. 1860-1900”, French History, 2021, https://doi.org/10.1093/fh/craa073.
- “South, North and the Mediterranean.” In The Hinder Sea: Exhibition Catalogue, edited by Roni Cohen-Binyamini, 67-77. Ashdod: Ashdod Museum of Art, 2015 (Hebrew).
- “Von Ostpreußen nach Palästina: Die Erinnerungen des Gideon Cohen. Emigration, Bruch und Auseinandersetzung mit der Vergangenheit,.” In »Das war mal unsere Heimat...« Jüdische Geschichte im preußischen Osten, 101-7. Berlin: Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung, 2013.
Übersetzungen:
- Sami Adwan et al.:Die Geschichte des Anderen kennen lernen: Israel und Palästina im 20. Jahrhundert. Übersetzt aus dem Arabischen von Imke Ahlf-Wien und aus dem Hebräischen von Avner Ofrath. Frankfurt: Campus Verlag 2015.
Weitere Publikationen:
- ‘A Question of Sensitivity: The ethical issues posed by the Sophie Hingst case.’European Journalism Observatory, September 4, 2019
- ‘On Leaving the Archive.’ OAR: The Oxford Artistic and Practice Based Research Platform Issue 1 (2017), http://www.oarplatform.com/on-leaving-the-archive/.
- Verschiedene Artikel zur europäischen, mediterranen und Globalgeschichte, Alaxon Onlinemagazin (auf Hebräisch).
Vita
Seit Oktober 2019 | Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Neueren und Neuesten Geschichte, Universität Bremen |
2014 – 2018 | D.Phil, University of Oxford |
2008 – 2014 | BA, MA, Freie Universität Berlin |
Lehre
Jüdische Geschichte im Mittelmeerraum, 1798-1962 | SeminarDas 19. Jahrhundert brachte grundlegende, teils radikale Veränderungen im Leben fast aller jüdischen Gemeinden in Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten: europäische Moderne und Expansion, osmanische Reformen, neue Medien, religiöse und kulturelle Erneuerungsbewegungen. Wie wirkten sich diese Veränderungen auf das jüdische Leben im größeren Mittelmeerraum, auf Selbst- und Fremdbilder und auf die Beziehungen der jüdischen Gemeinden mit den sie umgebenden Mehrheitsgesellschaften? Inwiefern lassen sich die Entwicklungen des 20. Jahrhunderts – aufkommende Nationalismen, neue Nationalstaaten und zunehmende Gewalt – auf solche Veränderungen zurückführen? Und welche Ansätze oder Initiativen von Zusammenleben und Dialog lassen sich selbst in Zeiten von Verhärtung und Gewalt erkennen? Solchen Fragen wollen wir in diesem Seminar nachgehen, um damit erste Einblicke in die dynamische, vielschichtige und zunehmend auch in der neuen Forschung diskutierte jüdische Geschichte des Mittelmeerraums zu gewinnen. |
Introduction to Archival Work | Vorlesung |
Arabische Frühlinge, 1861-2011: Politik, Religion, Kultur | Seminar
Als 2011 in Westeuropa und Nordamerika die Reihe von Demonstrationen, Aufständen und Regierungsstürzen in der arabischen Welt als „der Arabische Frühling“ bezeichnet wurde, wurden somit die europäischen Revolutionen von 1848 – im Englischen und Französischen als Springtime of the Peoples bzw. printemps des peuples bekannt – als historische Vorlage suggeriert. Dabei knüpften die Forderungen nach Teilhabe und Freiheit vor allem an eine lange und vielschichtige Geschichte von Protest und Erneuerung in der arabischen und islamischen Welt – eine Geschichte, die innovative Formen gesellschaftlichen Lebens und politischen Handelns hervorrief- und ruft, und die es in diesem Seminar zu erkunden gilt.
Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft, englischsprachige Texte regelmäßig zu lesen und aktiv mitzudiskutieren. Für Studierende mit Arabischkenntnissen besteht die Möglichkeit, alternative Lektüren mit dem Dozenten zu verabreden und diese in die Diskussionen einfließen zu lassen.
Keine Lehre
Street life: Coexistence, protest and violence in the modern city | Seminar
Cities have long been an important setting of encounter and exchange between different religions, ethnic communities, social classes, and political movements. At the same time, the major currents of the nineteenth and twentieth centuries – capitalism and revolution, religious revival and secularism, colonialism and nationalism – exerted a formidable pressure on the modern city as a stie of encounter. As new political movements emerged and rigid collective identities coalesced, the city became the arena in which new rivalries and antagonisms were played out. Looking at different cities along the shores of the Mediterranean, this seminar explores the various, often conflicting dynamics of coexistence, protest, and violence in the modern age.
Kolonisierte, Ausgebürgerte, Geflüchtete: Staatsbürgerschaft und ihre Grenzen, 1789-2015 | Seminar
Jeder Staat inkludiert einige und schließt andere aus. Diese stets umkämpfte Dynamik prägt seit zwei Jahrhunderten unsere Politik, Gesellschaft und Kultur. Wie universal kann Staatsbürgerschaft sein? Welche Kriterien gelten als legitim? Und welche Rolle spielt solch ein nationaler Rahmen in einer zunehmend globalisierten Welt? Solchen Fragen wollen wir in diesem Seminar nachgehen. Beginnend mit der Französischen Revolution, in der die Unterscheidung zwischen Menschen- und Bürgerrechten zum ersten Mal formuliert wurde, diskutieren wir das Spannungsverhältnis zwischen Inklusion und Exklusion im nationalstaatlichen, imperialen und postkolonialen Kontext.
Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft, anspruchsvolle Texte auf Deutsch und Englisch regelmäßig zu lesen und aktiv mitzudiskutieren.
Die andere Moderne? Die nahöstliche Öffentlichkeit zwischen osmanischer und europäisch-kolonialer Herrschaft | Seminar
Im 19. Jahrhundert erlebten der Nahe Osten und Nordafrika einen sozialen, politischen und kulturellen Wandel, der die Grenzen zwischen privat und öffentlich, eigen und fremd, profan und sakral neu definieren lies. Im Osmanischen Reich – in Europa häufig als „der kranke Mann am Bosporus“ verspottet – wurden ambitionierte Reformen initiiert. Neue Städte, Infrastrukturen, Verwaltungsaparte und nicht zuletzt Grundkonzepte von Staatsbürgerschaft und politischer Teilhabe schufen neue öffentliche Sphären. Gleichzeitig bekam man die europäische Expansion immer näher und unmittelbarer zu spüren. Im Laufe des 19. und frühen 20. Jahrhunderts kamen immer mehr Territorien unter direkte koloniale Herrschaft, die von entfesselter Gewalt und einem aggressiven Modernisierungsanspruch charakterisiert war.
Wie interagierten verschiedene Bevölkerungsgruppen in diesen neuen öffentlichen Sphären? Wie wurden religiöse, ethnische und politische Bestreben artikuliert? Und welche Vorstellungen von Fortschritt und Modernität entstanden aus dieser Epochenwende? Solchen Fragen wollen wir in diesem Seminar nachgehen, und somit erste Einblicke in die Geschichte des Nahen Ostens und Nordafrikas gewinnen. Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft, regelmäßig englischsprachige Texte zu lesen.
Die Überwindung des Eurozentrismus: Methoden und Ansätze der Globalgeschichte | Seminar
Die Geschichtswissenschaft erlebt in den letzten Jahren einen beachtlichen Paradigmenwechsel. Der Vorrang nationaler oder höchstens regionaler Geschichtsschreibung wird durch einen immer stärkeren Fokus auf transnationale, oft sogar globale Verflechtungen ersetzt. Von Teehandel zu Städtebau, von der Französischen Revolution zur Industrialisierung, überall werden neue Ansätze entwickelt und altvertraute Fragen neu aufgegriffen. Dieser Entwicklung wollen wir in unserem Seminar nachgehen. Dabei gilt es, Entstehungsimpulse und Grundtexte der Globalgeschichte zu diskutieren und über Chancen und Herausforderungen dieser Stoßrichtung gemeinsam nachzudenken.