Detailansicht

Gemeinsam gegen Sportwettenwerbung: Bremer Glücksspielforscher Dr. Tobias Hayer (IPP) und der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung Burkhardt Blienert bei Senator Ulrich Mäurer

Austausch bei Bremer Innensenator zu besserem Schutz vor den persönlichen und gesellschaftlichen Folgen von Sportwetten

Vor rund anderthalb Jahren hat Bremens Innensenator Ulrich Mäurer angesichts der durch Sponsoring und Werbung zunehmenden Verquickung von Sport und Wetten erstmalig ein Werbeverbot für Sportwetten gefordert und damit eine bundesweite Debatte angestoßen. Am Donnerstag, 16. Februar 2023, traf sich Mäurer gemeinsam mit dem Sucht- und Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Burkhard Blienert, und dem Bremer Glücksspielforscher Dr. Tobias Hayer vom Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) der Universität Bremen zu einem intensiven Austausch. Ziel des Treffens war es, auszuloten, wie der Schutz vor den oft erschreckenden persönlichen und gesellschaftlichen Folgen von Sportwetten weiter vorangetrieben werden kann.

Seit dem Vorstoß von Mäurer sind nicht nur die Glücksspielbranche und die Werbelobby auf die Barrikaden gegangen, sondern aus der Mitte der Gesellschaft formierte sich auch eine stetig wachsende breite Unterstützung für die Forderung des Bremer Innensenators. Neben zunehmend kritischer öffentlicher Berichterstattung zum Thema stimmten insbesondere die Suchtverbände der Forderung zu.

Blienert: "Der Boom für Sportwetten und Glücksspiel aller Art ist problematisch, schließlich leiden nicht nur die Betroffenen selbst unter Sucht und problematischem Spiel, sondern auch die Angehörigen. Kaum eine andere Sucht treibt so viele Menschen in den Suizid wie die Glücksspielabhängigkeit. Hinzu kommt, dass die Werbung heute wirklich immer und überall zu sehen ist: auf Trikots, vor der Sportschau, im Internet. Sie verführt gerade junge oder spielaffine Menschen zum 'Zocken'. Ich sehe diesen Hype sehr kritisch und unterstütze daher gern das Aktionsbündnis als Schirmherr und die Initiative Bremens beim Thema Werbebeschränkungen: Werbung raus aus der Primetime und mehr Engagement von Bund, Ländern und Kommunen bei Prävention und Hilfe. Glücksspiel ist kein Kinderspiel!"

Mitglied des Aktionsbündnisses ist auch der Suchtforscher Dr. Tobias Hayer vom IPP der Universität Bremen. Insbesondere aufgrund seiner wissenschaftlichen Expertise in Sachen Jugend- und Spielerschutz bestand sein Beitrag am Austausch in der Beratung in Bezug auf eine an aktuellen Forschungserkenntnissen ausgerichteten Glücksspielpolitik.

Hayer: "Die massive Flut an Werbung für Glücksspiele im Allgemeinen und Sportwetten im Speziellen ist aus gesundheitswissenschaftlicher Sicht deutlich zu kritisieren. Produkte mit hohen Suchtgefahren werden auf der einen Seite normalisiert, auf der anderen Seite rücken die damit verbundenen Risiken und Gefahren in den Hintergrund. Forschung hat gezeigt, dass Werbung wirkt und mit erheblichen Kollateralschäden einhergeht: Unter anderem werden impulsiven Konsumentscheidungen Vorschub geleistet, unrealistische Gewinnerwartungen gefördert und Rückfallgefährdungen bei ehemals glücksspielsüchtigen Personen erhöht. Hier sollte dringend ein politisches Umdenken erfolgen, damit der Jugend- und Spielerschutz nicht abermals zu Lasten von finanziellen Interessen einzelner Privatunternehmen auf der Strecke bleibt."

Bisher verhallten sämtliche Appelle an die Sportvereine und –verbände sowie an die Politik. Erstere berufen sich darauf, sich im Rahmen des Erlaubten zu bewegen und beklagen allenfalls hinter vorgehaltener Hand wirtschaftliche Zwänge. Die überwiegende Mehrheit der Länder hat bereits auf der Herbstkonferenz der Innenministerinnen und -minister 2021 signalisiert, dass vor einer Evaluierung des Glücksspielstaatsvertrags 2021 keine Änderung der Werberegelungen vorgenommen werden. Der Evaluierungsbericht steht jedoch erst Ende 2026 an.

"Die Zeit haben wir nicht", stellt Mäurer fest. "Wir sprechen nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen inzwischen von 1,3 Millionen Menschen mit einem krankhaften Glücksspielverhalten. Weitere 3,25 Millionen stehen auf der Kippe."

Aus der Pressemitteilung der Freien Hansestadt Bremen, Pressestelle des Senats, Der Senator für Inneres 16.02.2023

Lesen Sie die gesamte Pressemitteilung unter:

https://www.senatspressestelle.bremen.de/pressemitteilungen/gemeinsam-gegen-sportwettenwerbung-senator-maeurer-empfaengt-sucht-und-drogenbeauftragten-der-bundesregierung-blienert-und-gluecksspielforscher-dr-hayer-418074?asl=bremen02.c.732.de

Quelle: Rose Gerdts-Schiffler, Pressesprecherin beim Senator für Inneres

Kontakt:

Dr. phil.Dipl.-Psych. Tobias Hayer

Universität Bremen

Institut für Public Health und Pflegeforschung

Abteilung für Gesundheit und Gesellschaft

Leitung der Arbeitseinheit Glücksspielforschung

E-Mail: tobhaprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de

Web: http://www.tobha.de

www.ipp.uni-bremen.de 

Dr. Tobias Hayer
Aktualisiert von: IPP-Content