Dienstag, 8. Januar 2019, 12.30 Uhr, Theatersaal, Eintritt frei
Neue und alte Innnigkeit
Post-romantische Klaviermusik von und mit Juan María Solare/Klavier
Juan María Solare
(Buenos Aires, 1966) vereint in seiner Person diverse Spannungen: Neue Musik und Tango Argentino, Süden und Norden, Komposition und Interpretation.
Biographisches
Der in Argentinien geborene Komponist und Pianist Juan María Solare lebt seit 1993 in Deutschland. Nach seinem Konzertexamen in Argentinien (UNA - Universidad Nacional de las Artes) absolvierte er an der Musikhochschule Köln sein Kompositionstudium (Fritsch, Kagel, Barlow, Humpert). In Stuttgart studierte er bei Helmut Lachenmann. Dazu, Kurse bei Karlheinz Stockhausen, Luciano Berio oder Jaap Blonk.
Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), die Heinrich-Strobel-Stiftung (Baden-Baden), die Künstlerhäuser Worpswede, die Waldemar-Koch-Stiftung, der Senat für Kultur Bremen und der Deutsche Musikrat haben an ihn Stipendien vergeben.
Oeuvre
Komponiert hat er über 777 Werke, die europaweit aufgeführt und vom Rundfunk gesendet werden (Berlin, München, Amsterdam, Graz, Genf, Madrid, London, Sevilla, Seinäjoki, Thesaloniki, Istanbul, Sydney, Tokyo, Buenos Aires, New York...). Repräsentative Gattungen: Solo- und Kammermusik, Elektroakustik, Tangomusik. Fünfzehn CDs von diversen InterpretInnen beinhalten mindestens ein Werk von Solare.
Kompositionsaufträge: Radio Nacional de España (Spanien), Centro para la Difusión de la Música Contemporánea (CDMC, Spanien), Kunststiftung NRW (Düsseldorf), Tanzverein Passages Sauvages (Genf), Landesmusikrat Bremen, Karin und Uwe Hollweg Stiftung (Bremen), Fundación Encuentros Internacionales de Música (Argentina).
Die Verlage Dohr (Köln), Ricordi (München), Edition Tre Fontane (Münster), Peermusic (Hamburg) und GCC (Buenos Aires) haben mehrere seiner Kompositionen veröffentlicht. Für den Musikverlag Ricordi München hat Solare vier Alben mit Klaviermusik herausgegeben und für den Peters Verlag (Leipzig) ein Album mit 20 Tangos für Gesang und Klavier.
Aktuelle pädagogische Aktivität
Solare unterrichtet an der Universität Bremen Tangomusik (Leitung des Orquesta no Típica) und an der Hochschule für Künste Bremen Komposition und Arrangement für die Schulpraxis. Zusätzlich leitet er das Orchester der Bremer Orchestergemeinschaft.
Stil
Die stilistischen Elemente seines musikalischen Oeuvres schließen eine Tendenz zur Aphoristik, eine Prise unbestechlicher Melancholie, eine Dosis Ironie und Humor (verbunden mit dem surrealistisch Absurden) und ein Sich-Sehnen nach dem Erhabenen ein.
Sein Musikstil stammt aus dem Zusammenfluss vom post-Piazzolla Tango Nuevo und der zeitgenössischen, "post-tonalen" Musik. "Kunstmusik und Unterhaltungsmusik sind keine unversöhnliche Extreme, sondern Pole in einem Kraftfeld", schrieb Solare über seine "musikalische Zweisprachigkeit".
Klavier
Als Pianist hat sein Repertoire zwei Schwerpunkte: klassische Musik unserer Zeit (Cage, Schönberg, Scriabin, Liszt - Spätwerk -, Berio, Pärt) und argentinische Komponisten (inklusive Tango) mit eigenen Werken in jeder Kategorie.
Seine Aufnahmen sind in iTunes oder Spotify erhältlich (11 CDs, mehrere Singles). Seine Musik hat auf Spotify knapp 25 Millionen Streams erreicht.
http://www.juanmariasolare.com/
Programm
Neue -und alte- Innigkeit
Post romantische Klaviermusik von und mit Juan María Solare
We Never Close [Wir schliessen nie]
Mote of Dust Suspended in a Sunbeam [In einem Sonnenstrahl schwebendes Staubkorn]
La voz del sur [Die Stimme des Südens]
Glockenvogel (UA)
WaltzApp
Andromeda by Night
Zwischen den Jahren
Flora (UA)
Turmalina (UA)
Entradora (UA)
Alle Kompositionen von Juan María Solare
Musik von Juan María Solare finden Sie auf Spotify, Apple Music und weitere Streaming Plattformen
- Das heutige Konzert widmet der Pianist Frau Helga Beier (1935 - 2018) in memoriam. -
Der Begriff "Neue Innigkeit" bezeichnet zwei Dinge: einen historischen Moment und (was mich hier am meisten interessiert) eine ästhetische Haltung.
Als historischer Moment ist "Neue Innigkeit" eine der Kategorien, die sich auf die "Neue Einfachheit" beziehen, eine Richtung, die in der mitteleuropäischen klassischen Musik um 1975 als Reaktion gegen die Avantgarde der Hyperkomplexität und gegen den Anspruch an Objektivität auftrat. Andere verwandte Bezeichnungen waren "Neue Subjektivität" oder "Neoromantik", aber auch "Neue Vielfalt" oder "Neue Eindeutigkeit". Jedes Etikett betont dabei unterschiedliche Werte und Perspektiven.
In Bezug auf die ästhetische Richtung (unabhängig von einem historischen Moment) betont "Neue Innigkeit" weder Einfachheit noch Klarheit, da das Innige nicht immer klar oder einfach ist, wie schon der Alltag beweist. Der Schwerpunkt liegt eher auf der Subjektivität, auf dem direkten Ausdruck, auf der Unmittelbarkeit zwischen dem schöpferischen Impuls und seinem musikalischen Ergebnis (im Gegensatz zur aufwändigen präkompositorischen Planung der Avantgarde).
Die "Neue Innigkeit" impliziert eine Warnung /ein Alarm vor den Verlust des Subjekts in der (neuen) Musik. Aus Sicht der "Neuen Innigkeit" liegt der Wert der Authentizität viel höher als der der Objektivität, an den sie -im Grunde- nicht glaubt.
Juan María Solare
La nueva interioridad
Neue -und alte- Innigkeit - Notas al concierto del martes 8 de enero de 2019 en el teatro de la universidad de Bremen, con obras para piano de Juan María Solare.
El término "Neue Innigkeit" designa dos cosas: un momento histórico y (lo que más me interesa aquí) una actitud estética.
Como momento histórico, "Neue Innigkeit" es una de las categorías relacionadas con la Nueva Simplicidad (Neue Einfachheit), tendencia que surgió hacia 1975 en la música clásica centroeuropea como reacción contra la vanguardia musical de la hipercomplejidad y contra la aspiración a objetividad. Otras etiquetas relacionadas fueron neue Subjektivität o Neoromantik, pero también "Neue Vielfalt" oder "Neue Eindeutigkeit". Cada etiqueta acentúa distintos valores, distintas perspectivas.
En cuanto a la tendencia estética (independiente de un momento histórico), "Neue Innigkeit" no pone el acento ni en la simplicidad ni en la claridad, porque lo innig no es siempre ni claro ni simple, como ya la vida cotidiana se encarga de evidenciar. El acento está más bien en la subjetividad, en la expresión directa, en la inmediatez entre el impulso creativo y su resultado musical (en contraste con la elaborada planificación precompositiva característica del vanguardismo).
La "Neue Innigkeit" implica una Alerta /Warnung contra den Verlust des Subjekts in der (neuen) Musik. Desde la perspectiva de la "Neue Innigkeit" el valor de la autenticidad se ubica mucho más arriba que el de la objetividad, de la cual en el fondo descree.
Juan María Solare