Sonntag, 27. Januar 2019, 19 Uhr, Dom
„A Child of Our Time“, Oratorium von Michael Tippett

Eintritt VVK 18€/erm. 9€, Abendkasse 20€/erm 10€

Anja Petersen/Sopran, Kerstin Stöcker/Alt, Clemens Löschmann/Tenor, Martin Kronthaler/Bass
Orchester & Chor der Universität Bremen, Leitung: Susanne Gläß

Plakat: „A Child of Our Time“, Oratorium von Michael Tippett
Plakat: „A Child of Our Time“, Oratorium von Michael Tippett

Der Brite Michael Tippett hat sein nachdenkliches und ergreifendes Oratorium für Chor, Orchester und Solostimmen in den Jahren 1939 bis 1941 komponiert. Der Titel - deutsch: „Ein Kind unserer Zeit“ - bezieht sich auf die Person des 17jährigen jüdischen Jungen Herschel Grynszpan, der im November 1938 in Paris ein Attentat auf den deutschen Botschaftsrat Ernst vom Rath verübt hat, das die Nazis zum Anlass nahmen für die Pogrome gegen die jüdische deutsche Bevölkerung, die „Reichskristallnacht“. Tippett hatte im britischen Ausland durch die Medien von dem Attentat und den Pogromen erfahren und reagierte darauf unmittelbar mit der Komposition dieses Oratoriums. Er reflektiert die Hintergründe und Motive von Grynszpans Tat und ihre Konsequenzen. Tippett war entschiedener Pazifist. Deshalb betrachtet er die Pogrome mit Abscheu, steht aber auch dem  Attentat von Herschel Grynszpan kritisch gegenüber.

Tippett hat sein Oratorium formal in Anlehnung an die barocken Vorbilder von Händels „Messias“ und J.S. Bachs Johannes- und Matthäuspassion komponiert: Es gibt Entsprechungen zu Bachs erzählenden Rezitativen, zu den betrachtenden Arien, zu den dramatischen Chören und zu den Chorälen. Daneben finden sich aber auch Anklänge an Weills Dreigroschenoper und, am Ende des Werks, an die dramatische Szene der Oper. Die Musik klingt in der Tonsprache modern; sie ist verwandt mit der Musik seines Freundes Benjamin Britten. Sie hat eine innere Logik, die alle, die sich darauf einlassen, intuitiv mitnimmt in die dunklen Untiefen des Menschseins, in die die Musik tiefer vordringen kann als alle Worte. So wie die Choräle in den Bach‘schen Passionen das unfassliche Leiden in Worte fassen und damit erträglich machen, so sind es in Tippetts Oratorium fünf schlichte, jedoch darum umso bewegendere Spirituals, die den Gefühlen Ausdruck verleihen und damit das Publikum an die Hand nehmen und Trost spenden.

Weitere Informationen: www.uni-bremen.de/orchester-chor

Öffentlicher Einführungsvortrag:
Sonnabend, 19. Januar, 11 – 11.30 Uhr, in der Reihe „Wissen um 11“ im Haus der Wissenschaft/Sandstraße, Eintritt frei

Auf Anfrage kann didaktisches Material zur Vorbereitung eines Konzertbesuchs im Schulunterricht zugesandt werden (Kontakt: sglaess@uni-bremen.de).