Das gewaltsame Verschwindenlassen ist eine staatsterroristische Praxis, um den Widerstand der Bevölkerung zu brechen, sie zu spalten und ihre Arbeitskraft und natürliche Ressourcen auszubeuten. Durch den bewaffneten Konflikt in Kolumbien und den Drogenkrieg in Mexiko sind die beiden Länder mit insgesamt über 200.000 desaparecidos lateinamerikaweit am stärksten betroffen. Da die Aufklärung und Verhinderung der Verbrechen staatlich blockiert werden, sind Opfer und Angehörige auf sich selbst gestellt.
Das Verbrechen, bei dem Menschen entführt und ermordet, gefangen gehalten oder zur Zwangsarbeit genötigt werden, zeichnet sich durch Abwesenheit von Information und Imagination aus und hinterlässt bei den Hinterbliebenen eine schmerzhafte Leerstelle. Daran setzt das Medium Film als Gegenerinnerung an und nimmt eine zentrale Rolle in der Erinnerungspolitik ein, indem es auf eine künstlerische und emotionale Weise die dahinterliegenden Mechanismen erforscht und der offiziellen Geschichtsschreibung marginalisierte Stimmen der Betroffenen entgegensetzt.
Die Filmreihe Desaparecidos möchte besonders die Perspektive der Angehörigen aufzeigen. Während Tantas almas (Valley of Souls) und Yo vi tres luces negras (I Saw Three Black Lights) von kolumbianischen Vätern und ihren Möglichkeiten des Erinnerns und Bestattens erzählen, zeichnen La civil und Sin señas particulares (Identifying Features) die unerbittliche Spurensuche mexikanischer Mütter nach. Die Filme handeln von Gewalt und Trauma, aber auch von Solidarität und Widerstand.
Die Filmreihe mit begleitenden Gesprächen wurde kuratiert von Anastasia Parinow und basiert auf ihrer Masterarbeit „Desaparecidos – Geisterhafte Ästhetiken im zeitgenössischen kolumbianischen und mexikanischen Film“, mit der sie ihr Studium an der Universität Bremen abschloss.
Die Veranstaltungsreihe ist eine Kooperation von Instituto Cervantes, City46/Kommunalkino Bremen und der Universität Bremen.