In dem Tandem-Projekt wird eine Klassenraumsimulation zum Themenbereich Diagnostik entwickelt mit dem Ziel, bei Lehramtsstudierenden die Vernetzung von Wissensbereichen aus Fachdidaktik und Bildungswissenschaften zu fördern. In einer disziplinverbindenden Betrachtung ermitteln die angehenden Lehrkräfte dazu Lernvoraussetzungen und -prozesse von Schüler*innen: Sie übernehmen die Funktion der Lehrkraft und setzen sich im Rahmen von schulischen Standardsituationen mit pädagogischer und fachdidaktischer Diagnostik auseinander. In diesen Simulationen treffen sie diagnostische Entscheidungen unter quasi-realistischen Bedingungen und erfahren deren mögliche Konsequenzen. Die Simulationen werden als Rollenspiel realisiert durch die Kombination aus Spielkarten und QR-Codes, anhand derer Informationen zur virtuellen Klasse erworben werden. Eine Feldrecherche (Unterrichtsmitschnitte, Interviews) dient dazu, praxisrelevante Situationen zu identifizieren. Die curriculare Verankerung erfolgt phasenübergreifend sowohl vor dem Praxissemester als auch im Anschluss daran.
Mit diesem Format einer quasi-authentischen Simulation schulen wir die Selbstreflexion von Studierenden, da die von ihnen getroffenen Entscheidungen unerwartete bzw. erwartungswidrige Reaktionen hervorrufen können. Studierende haben in diesem Lernsetting – anders als im regulären Seminar oder in der konkreten Unterrichtssituation – die Gelegenheit, in quasi-authentischen Simulationen gefahrlos auch “falsche” Entscheidungen zu treffen, deren Tragweite sie reflektieren können; durch die Möglichkeit von “freien Entscheidungen” wird eine soziale Erwünschtheit in den Antworten und Reaktionen verringert, sodass realitätsnahe Erfahrungen provoziert werden können.
Das Projekt wird geleitet durch Prof. Dr. Andreas Grünewald (Fachbereich 10) und Prof. Dr. Anne Levin (Fachbereich 12). Förderung: Deutscher Stifterverband.