Bereits zum fünften Mal haben sich Comicbegeisterte und ZINE-Schaffende auf Initiative von Kulturnetz e.V. auf dem Bremer Zine Festival versammelt, um ZINES, die Neunte Kunst und ihre Underground-Szene - ja, all ihre erdenklichen experimentell-subversiven Ableger zu feiern. Mit über 60 Aussteller:innen und ZINE-Macher:innen aus Bremen, Deutschland und Europa gab es an den Tischen vieles Handgemachtes zu entdecken, zu lachen, manchmal zu fürchten und nicht zuletzt - für viel zu kleine Preise zu erstehen! Ein vielfältiges Rahmenprogramm mit Workshops, Vorträgen und Lesungen im Kukoon und der Musikerinitiative Bremen e.V. rundete die Veranstaltung ab.
Dabei veranschaulichte die "French German ZINE-FRIENDSHIP Vortragstournee" am Festival-Samstag eindrücklich, dass neben dem Do-it-Yourself-Prinzip, einer gehörigen Portion Leidenschaft, Spaß und Ideenreichtum auch das strukturierte Sammeln, tiefgründige Theorisieren und professionnelle Publizieren zur ZINE-Kultur dazugehören - und das über deutsch-französische Längergrenzen hinweg: So erörterte die Künstlerin und ZINE-Aktivistin Marie Pierre Bonniol im Gespräch mit Gervaise Mathé vom Institut Français Bremen die Relevanz des "Amatorat"-Prinzips, das auf den französischen Philosophen Bernard Stiegler zurückgeht. Gregor Martin von der Fanzinothèque aus Poitiers stellte dem interessierten Publikum die Entstehung und aktuelle Arbeitsschwerpunkte der dortigen umfassenden Sammlung internationaler ZINES vor. Und der Gründer des französischen Verlagshauses Adverse, Alexandre Balcean, gab im Interview mit Myriam Macé vielfältige Einblicke in die konkreten Einflüsse der Comic- und Kunst-Avantgarde auf die Auswahl der Werke, die finalen Publikationen sowie ihrer manuellen Fertigungsprozesse.
Wie überall zu sehen und zu hören war und von Gregor Straube, dem Leiter des Raum 404, im Nachgespräch bestätigt wurde: Für alle Beteiligten des Festivals und beherzte ZINE-"Amateur:innen" - im produktiv-passionierten Sinne Bernhard Stieglers, boten sich zahlreiche Möglichkeiten für Austausch und Vernetzung an. Genau diese Kontaktmomente innerhalb der Szene und in die Stadtgemeinschaft hinein regt die internationale ZINE-Kultur immer wieder mit neuen Impulsen an. Auch wir wurden durch den deutsch-französischen Austausch und die positive Energie des Festivals angesteckt und freuen uns schon auf kommende Editionen.
Wer kein ganzes Jahr auf neue ZINES warten möchte, ist vorab herzlich eingeladen, auf den zahlreichen Workshops des Raum 404 mit Bremer aber auch internationalen Künsterl*innen die eigene kreative Ader pulsieren zu lassen! Informationen zu den Workshops und zum weiteren Ausstellungsprogramm von Kulturnetz e.V. gibt es hier.