Spielfilm in der Schule
Beiträge zur didaktischen Entwicklung
Wege zum Ruhm
(Paths of Glory)
Universität Bremen 2007, Fachbereich 10
In diesem Filmheft wird Stanley Kubricks Meisterwerk "Wege zum Ruhm" (Paths of Glory) für den Unterricht auf den Sekundarstufen (ab Klasse 8) aufbereitet. Nach einer ausführlichen Sachanalyse mit annotierter Inhaltsangabe, Produktionsnotizen, Darstellung des Ausbaus, Figurenkonstellation, Hinweisen zu Musik und Ton, Unterschieden zur Romanvorlage, historischem Hintergrund der Story, Diskussion der Genreproblematik und Interpretation gibt es zahlreiche Unterrichtsvorschläge. Auch Kopiervorlagen für den praktischen Unterrichtseinsatz sind vorhanden.
Download PDF-Dokument Matthis Kepser: Wege zum Ruhm (1,1 Mb)
Handlungs- und produktionsorientierte Spielfilmdidaktik am Beispiel des Filmvorspanns
(Main Title Sequence.)
Universität Bremen 2007, Fachbereich 10
Der Filmvorspann (Main Title Sequence) ist ein lohnenswerter Unterrichtsgegenstand für den Deutschunterricht der Sekundarstufen, der sich mit Ästhetik und Narrativität des Spielfilms beschäftigen will. Seine Funktion geht weit über die Bekanntgabe des Filmtitels und die Aufzählung der wichtigsten Produktionsbeteiligten hinaus: Main Title Sequences verorten einen Film in einem gewissen Genre, steuern die inhaltlichen Erwartung der Zuschauer/-innen, evozieren eine bestimmte Atmosphäre, geben Vorausdeutungen und bisweilen sogar Leseanweisungen. Insofern kann der Filmvorspann mit dem Buchumschlag verglichen werden, der im Allgemeinen ebenfalls nicht nur Autor, Titel und Verlag vorstellt, sondern auch häufig einen ikonischen Verweis auf die Art und den Inhalt des Buches enthält. Im Gegensatz zum Buchumschlag ist die Main Title Sequence aber ein ästhetisch integraler Bestandteil des Films. Am Filmvorspann kann studiert werden, was für den narrativen Film insgesamt von ästhetischer Bedeutung ist: filmsprachliche Mittel wie Cadrage, Montage und Musik. Animierte Filmtitel sind überdies verwandt mit der kinetischen Visuellen Poesie.
Zwei studentische Hauptseminararbeiten, betreut von Prof. Dr. Matthis Kepser, geben in einer Sachanalyse den Stand der filmwissenschaftlichen Forschung wieder, begründen das Thema didaktisch und zeigen verschiedene methodische Zugänge auf. Es zeigt sich dabei, dass mit der Main Title Sequence Filmbildung im Regelunterricht möglich ist - und zwar insbesondere handlungs- und produktionsorientiert.
Download PDF-Dokument Ingo Schultz: Der Filmvorspann im Deutschunterricht (200 kb)
Download PDF-Dokument René Stickfort: Der Filmvorspann im Deutschunterricht (197 kb)
Der Umgang mit dem Spielfilm in aktuellen Lehrwerken für die Sekundarstufe I
Universität Bremen 2007, Fachbereich 10
Der Gegenstand "Spielfilm" findet in den derzeit aktuellen Deutsch-Lehrwerken für die Sekundarstufe I keine angemessen Berücksichtigung - das zeigt eine studentische Hauptseminararbeit, betreut von Prof. Dr. Matthis Kepser. Ausgewertet wurden die Reihen "Augenblicke" (Westermann), "Deutschbuch" (Cornelsen), "deutsch.ideen" (Schroedel), "deutsch.werk" (Klett), Kontext Deutsch" (Schroedel), Persönliches Arbeits- und Lesebuch Deutsch (Schöningh) und Wortstark (Schroedcel) Die Autoren kommen zu dem Ergebnis:
"Zur sachlichen und didaktisch-methodischen Analyse lässt sich zusammenfassend sagen, dass aktuelle schulische Lehrwerke erhebliche Lücken aufweisen [...] Zudem ist in vielen Schulbüchern das Medium Film gar nicht vertreten und einige Werke enthalten teilweise gravierende Fehler. Bezüglich der Methodik dominieren analytisch-rezeptive Verfahren, obwohl handlungs- und produktionsorientierte Aufgabenstellungen vorzuziehen wären. [...]. Gattungsintegrative Ausrichtungen lassen sich hingegen in einigen Lehrwerken finden, doch ein fächer- und lernbereichsintegrativer Ansatz ist nur in einem einzigen Werk vorhanden. [...] In den Schulbüchern für die Klassenstufen 5 und 6 werden teilweise fundierte „Grundsteine“ für den Umgang mit Spielfilmen und Medienverbünden gelegt. [...] Auch die ausschließliche Thematisierung bekannterer, „leichterer“ Spielfilme scheint für die Altersgruppe sinnvoll. Von den Schulbüchern für die höheren Klassenstufen müsste nun erwartet werden, dass auch eine breitere Palette von filmischen Richtungen behandelt wird, sodass so etwas wie ein „Spiralcurriculum“ erkennbar wird. Stattdessen nimmt die Behandlung von konkreten Spielfilmen ab. [...] Während sich in einigen Büchern recht gelungene Ansätze finden, um die Schüler dazu zu befähigen, reflektiert mit Massenmedien umzugehen, tragen die Bücher insgesamt nur wenig zur Bildung eines „kanonischen“ filmgeschichtlichen Wissens bei, das auch „schwierigere“ Klassiker beinhaltet. [...]."
Download PDF-Dokument Fabian Ariafar und Marco Chiu: Der Umgang mit dem Spielfilm in aktuellen Lehrwerken für die Sekundarstufe I (2,6 MB)
"Tatsächlich ... Liebe." Vorschlag für eine Unterrichtseinheit
Universität Bremen 2007, Fachbereich 10
Filmdidaktische Handreichungen beziehen sich meist auf Literaturverfilmungen oder sogenannte Kunstfilme. Diese "Genres" repräsentieren freilich nicht eben jene Kinofilme, die ein großes Publikum anziehen, und das gilt für Erwachsene ebenso wie für Jugendliche. Die Filmwissenschaft hat längst Vorurteile gegenüber dem Mainstream-Film abgelegt und gesteht vielen Produkten der "Kulturindustrie" zu, kunstvoll und vielschichtig zu sein. In einer studentischen Hausarbeit (Betreuung Prof. Dr. Matthis Kepser) gehen die Autorinnen der Frage nach, wie eine erfolgreiche romantische Komödie (Love Actually, dt. "Tatsächlich ... Liebe", USA, UK 2003) zur Filmbildung im Deutschunterricht herangezogen werden kann. In erster Linie spricht der Film sicherlich ein weibliches Publikum an. Da aber auch mit dem Fokus auf Männer-Figuren erzählt wird, findet "Tatsächlich .. Liebe" ebenso das Interesse männlicher Rezipienten. Die Bildsprache ist eher konventionell und erlaubt analytische Beobachtungen zur Hollywoodästhetik. Ungewöhnlich ist dagegen die Erzählstruktur, die aus einem episodenhaften Geflecht besteht und neun Handlungsstränge verknüpft, was zu einer äußerst komplexen Personenkonstellation führt. Recht deutlich kritisiert der Film die Außenpolitik der USA, aber auch die Großbritanniens im Hinblick auf den Irak-Krieg. Weniger deutlich - und bislang auch von der Kritik weitgehend übersehen - ist die parodistische Absicht des Films: Im Prinzip repräsentieren die neuen Handlungsstränge neun mehr oder weniger typische Plots für romantische Komödien. Der Regisseur gehört zu einem Produzenten-Team, das in den letzten Jahren etliche sehr erfolgreiche Filme dieses Genres in die Kinos gebracht hat. Intertextuelle Bezüge können Schülerinnen und Schüler leicht herstellen, wenn sie auf diese Spur gesetzt werden. Form, Funktion und Machart der modernen romantischen Komödie werden durchschaubar gemacht und können kritisch reflektiert werden, ohne dass dabei der Spaß an diesem Genre durch die unterrichtliche Aufnahme verleidet wird. Die Autorinnen schlagen dazu vor, mit relativ einfachen Mitteln selbst eine romantische Episode zu drehen.
Download PDF-Dokument Eva-Maria Exner, Farina Fröhlich, Susanne Merten: "Tatsächlich ... Liebe". Vorschlag für eine Unterrichtseinheit (209 kb)
Textsorte Drehbuch im Deutschunterricht
Universität Bremen 2007, Fachbereich 10
In der oben dargestellten Ergebung zum Spielfilmwissen, zur Spielfilmdidaktik und Spielfilmnutzung wurden deutsche Abiturienten und Abiturientinnen auch danach gefragt, welche Unterrichtsaktivitäten sie sich im Zusammenhang mit dem Spielfilm wünschen würden. Neben dem Experimentieren mit Filmmaterial äußerten die Schülerinnen und Schüler vor allem ein hohes Interesse daran, Drehbücher (zumindest ausschnittweise) zu lesen. 69% der Befragten fanden diesen Zugang gut oder sogar sehr gut. Demgegenüber gaben nur 18% an, im Unterricht ein Drehbuch (auch nur ausschnittweise) kennen gelernt zu haben. Die hier veröffentlichte studentische Seminararbeit (Betreuung Prof. Dr. Matthis Kepser) widmet sich dem Drehbuch als Textsorte und erläutert Form und Funktion. Der Wert des Drehbuchs als Gegenstand des Deutschunterrichts wird ausführlich diskutiert, woran sich vielfältige methodische Vorschläge anschließen. Der Beitrag ist als erste Orientierung für alle Lehrkräfte sehr empfehlenswert, die das Drehbuch gerne in ihrem Unterricht aufgreifen möchten.
Download PDF-Dokument Christoph Kulgemeyer: Textsorte Drehbuch im Deutschunterricht (241 kb)