Was sind Bastien Bertines „Métacomix“? Wie er selbst erklärt, handelt es sich um eine Reihe von Studien über Comics bzw. bandes dessinées (BD) in Form von BD. Weckt eine BD einmal in besonderem Maß sein Interesse, so sagt er, liest er sie mehrmals, recherchiert und analysiert alle verfügbaren Dokumente über sie, zieht dabei auch einschlägige Arbeiten und Konzepte aus den Geisteswissenschaften heran und reproduziert schließlich zeichnerisch Teile der BD, um sich ihre Bildsprache anzueignenm zu reflektieren und kreativ zu erweitern.
Derzeit besteht "Métacomix" aus vier verschiedenen BD: Seiner universitären Abschlussarbeit in Comicform, dem Céline Comix (2021, Presses Universitaires François Rabelais) zwei Analysen im Sammelband Squelettes, ectoplasmes et fantômes dans la BD (2023, Presses Universitaires de Rennes), und schließlich die essayistische BD Moby Dick et la bande dessinée (2023, Bang Ediciones). Über ihr Entstehen und dabei relevante Einflüsse aus der Geschichte von und Forschung zu Comics berichtete Bastien Bertine in seinem sehr anschaulichen Vortrag. Das Publikum erfuhr über diverse Verknüpfungen zwischen den Comiczeichnern Hergé und Tardi und dem Schriftsteller Louis-Ferdinand Céline, streifte die Darstellung von Skeletten und Geistern in BD und bekam einen Einblick in die zahlreichen BD-Adaptionen von Herman Melvilles Moby Dick. Kurzum: Das lange Zeit als Jugendlektüre abgetane Medium Comic entpuppte sich an diesem Abend als ein durchaus vielschichtiger und intertextuell vernetzter Forschungsgegenstand, deren Mysterien Bastien Bertine in seinen „Métacomix“ eingehend zu ergründen und ästhetisch zu reflektieren sucht.
Auf die Frage hin, ob er sich eher als Comicforscher oder als Comickünstler verstehe, antwortete er: „Les deux.“ Wie ansprechend seine präsentierten Forschungsergebnisse in ungewohnter Comicform für eine breitere Öffentlichkeit sind, zeigten die zahlreichen Nachfragen und Diskussionsbeiträge aus dem Publikum.