Sie hält dort einen Vortrag über den neuen Roman des Goncourt-Preisträgers Mathias Enard, „Déserter“ (Actes Sud, 2023).
Dass der renommierte französische Autor und Goncourt-Preisträger Mathias Enard ein Kenner und Könner von Grenzgängen ist, hat der studierte Orientalist in seinen literarischen Werken schon vielfach bewiesen: innerhalb der Transit- und Konfliktzone des Mittelmeerraums in Zone (2008), in der Schusslinie zwischen Leben und Tod, Täter und Opfer in La perfection du tir (2003), mit dem Bauprojekt einer Brücke über das Goldene Horn zwischen dem europäischen und dem asiatischen Kontinent in Parle-leur de batailles, de rois et d’éléphants (2010) oder in Boussole (2015) in den Grenzbereichen zwischen Träumen und Wachen, Orient und Okzident, Wissenschaft und Roman, Liebe und Verzweiflung einer „identité-frontière“, wie es im Roman heißt. Enard lotet in seinem Werk die lokalen und politischen Grenzen in Europa und an seinen Rändern aus, im Innenraum seiner literarischen Figuren und immer auch an den Grenzen der Narration und ihrer Verfahren. Dies wird auf komplexe und gewissermaßen verstörende Weise auch in seinem jüngst erschienen Roman sichtbar: in Déserter (2023), in der deutschen Übersetzung Tanz des Verrats (Hanser Berlin 2024).