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Sozialwissenschaftlerin Carina Schmitt ist jetzt Mitglied der Jungen Akademie

Wie verändert die Datenflut wissenschaftliche Methoden und das wissenschaftliche Arbeiten überhaupt? Diese Frage will die Sozialwissenschaftlerin Carina Schmitt als Forschungsprojekt in die „Junge Akademie“ einbringen. Ende März ist sie in dieses erlesene Gremium exzellenter Nachwuchswissenschaftler…

Eine große Ehre für sie persönlich, für das Zentrum für Sozialpolitik (ZeS) an dem sie forscht, und natürlich für die Universität Bremen insgesamt. 2013 wurde bereits der Inhaber der Lichtenberg-Professur, Moritz Renner, aus dem Fachbereich Rechtswissenschaft aufgenommen. Die Junge Akademie ist ein Gemeinschaftsprojekt der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina mit Sitz in Berlin.

Was macht Big Data mit uns?

„Es geht dort besonders um interdisziplinäre Diskurse zur Wissenschaftspolitik“, sagt Carina Schmitt. Wegen seiner Brisanz räumt sie dem Thema große Chancen ein. Sie hofft, dass sich auf dem Herbstplenum der Akademie in Zürich eine Arbeitsgruppe von Forscherinnen und Forschern aus Gesellschafts- und Naturwissenschaften findet, die in Zukunft an dem Projekt arbeiten wird. Die Datenflut, als „Big Data“ bekannt, sieht Carina Schmitt durchaus kritisch. „Was macht das mit uns, wenn unendliche Mengen von Zahlen auszuwerten sind?“, fragt sie. „Manchmal schießen wir mit einer Riesendatenkanone auf einen kleinen Spatzen.“ Fünf Jahre lang wird die erfolgreiche Wissenschaftlerin der Jungen Akademie angehören. Ihr persönliches Forschungsbudget beträgt in dieser Zeit 30 000 Euro.

Wie ahmen Staaten internationale Trends nach?

Obwohl sie bereits Ende März als eine von zehn Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern gewählt wurde, konnte sie am Sommerplenum der Akademie nicht teilnehmen. Da war Carina Schmitt noch in Cambridge an der Harvard University. Auch das war eine Auszeichnung für die 34-Jährige. Ihr Aufenthalt an der amerikanischen Ostküste wurde durch das John F. Kennedy Memorial Fellowship des DAAD möglich. Zuvor hatte sie sich am Zentrum für Sozialpolitik der Bremer Uni habilitiert. Sie erforschte die „Diffusion und Konvergenz von Wirtschafts-und Sozialpolitik in reichen Demokratien“. Im Kern geht es darum, wie Staaten internationale Trends nachahmen, zum Beispiel bei der Privatisierung von Dienstleistungen, die zur Daseinsfürsorge gehören. „Da ist dann ein bestimmtes Label modern, das müssen dann alle Politiker im Munde führen“, sagt sie. Ein weiteres Beispiel sei „Flexibilisierung des Arbeitsmarktes“.

Unvergleichlich hohe Ressourcen

Die 34-Jährige, die in Würzburg aufgewachsen ist und an der Uni Mainz Geschichte und Politikwissenschaft studiert hat, kam bereits 2008 nach Bremen, wo sie anfangs in einem Forschungsprojekt von Professor Herbert Obinger zu Privatisierungspolitik gearbeitet hat. „Es kommt darauf an, dass man sich wohlfühlt, mir hat es hier von Anfang an sehr gut gefallen.“ An der Harvard University, das hat sie festgestellt, „wird auch nur mit Wasser gekocht.“ Während hier die exzellente Forschung punktuell entwickelt ist, sei sie an der amerikanischen Elite-Uni flächendeckend etabliert. „Kein Wunder, bei den Ressourcen“, sagt sie. Während ihrer Zeit als Gast sei gerade eine Spende von 150 Millionen Dollar eingegangen, mal eben so. Carina Schmitt hat schon ein neues Projekt angefangen. Sie will die sozialen Sicherungssysteme in Entwicklungsländern erforschen, in einigen davon sogar vor Ort Daten erheben und am Ende ein Buch daraus machen.

Frau lächelt in KIamera
Die Sozialwissenschaftlerin Carina Schmitt will als Mitglied der Jungen Akademie über Big Data forschen