Zum Antrittsbesuch in Bremen hatte der neue georgische Botschafter Professor Lado Chanturia ein wertvolles Geschenk mitgebracht: ein lange verschollenes Buch aus dem 18. Jahrhundert, das zur historischen Sammlung der Bremer Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB), der Bibliotheca Bremensis, gehört. Es wurde kürzlich im Rathaus in Beisein von Bürgermeister Jens Böhrnsen der SuUB-Direktorin Elisabeth Müller zurückgegeben. Das Buch war im Zweiten Weltkrieg ausgelagert und danach von der Roten Armee der Sowjetunion beschlagnahmt worden. Ende der 1990er Jahre hatte die SuUB bereits kriegsbedingt verlagerte Bestände aus Georgien und Armenien zurückerhalten.
Ein Botschafter mit Bremer Vergangenheit
Professor Lado Chanturia ist Deutschland, besonders auch Bremen eng verbunden. Mehrere Stipendien des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und der Alexander-von-Humboldt-Stiftung hatten den Juristen in der Vergangenheit als Studenten und Wissenschaftler nach Deutschland – auch nach Bremen – geführt. Von 2006 bis 2009 leitete er am Fachbereich Rechtswissenschaft der Uni Bremen das Projekt „Zivil- und Wirtschaftsrecht in den Staaten des Kaukasus und Zentralasiens”.
Uni Bremen kooperiert aktiv mit Georgien
Die Universität Bremen engagiert sich in zahlreichen deutsch-georgischen Kooperationen: So führen intensive Aktivitäten den Dekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft Professor Jochen Zimmermann seit vielen Jahren nach Georgien. Neben Lehrveranstaltungen, Studierenden- und Doktorandenaustausch und gemeinsamen Forschungsprojekten ist er insbesondere auch als Berater der Staatlichen Universität Tiflis (TSU) in Fragen der Governance und Hochschulentwicklung tätig. Seit 2008 trägt er zudem die Ehrendoktorwürde der TSU. Das jüngste Kooperationsprojekt bezieht sich auf die Stärkung der zivilgesellschaftlichen Beteiligung im Rahmen des Entwicklungsplans „Georgia 2020“, gefördert durch das Auswärtige Amt.
Auch Professor Tassilo Schmitt (Alte Geschichte) ist neben seinen Forschungsvorhaben in der Altertumskunde und seiner Beteiligung an Initiativen des DAAD als Berater des georgischen Wissenschaftsministeriums sowie der Hochschulleitungen der TSU, der Ilia-Universität und der Sulkhan-Saba Orbeliani Teaching University tätig.
Image Georgiens verbessern
Botschafter Chanturia brachte konkrete Wünsche mit nach Bremen: So erhofft er sich ein stärkeres Engagement deutscher Unternehmen in Georgien. Ein Hindernis sieht er im nach wie vor noch postsowjetisch geprägten Image seines Landes. Die Universität Bremen könnte nach fester Überzeugung von Lado Chanturia einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung dieses Images leisten. So ist geplant, die Kooperationen mit Georgien mehr in die Öffentlichkeit zu tragen, und voraussichtlich 2016 eine „Georgien-Woche“ auch unter Einbeziehung von Wirtschaftsvertretern, Handelskammer und anderen Akteuren zu organisieren.
Großes Interesse an den Kompetenzen der Uni Bremen
Weiterhin, so Chanturia, benötigt Georgien Unterstützung beim Aufbau des Deutschunterrichts sowie von Strukturen beruflicher Bildung. Hier verfügt die Universität Bremen über entsprechende Kompetenzen und deshalb sollen mit den verantwortlichen Wissenschaftlern Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit aufgenommen werden. Der Botschafter hob im Gespräch mit Bürgermeister Böhrnsen zudem hervor, wie sehr er es begrüßen würde, wenn Bremer Wissenschaftler auch zu längerfristigen Aufenthalten für Lehre, Forschung und Hochschulentwicklung nach Georgien kämen.