Seine praktische Prüfungsvorbereitung war höchst anspruchsvoll. Das Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM) hat im Sommer vergangenen Jahres einen neuen Eiswindkanal bekommen. „Darin werden Materialproben getestet. Mit bis zu 300 Stundenkilometern wird der Wind durchgeballert, es herrschen minus 30 Grad“, sagt der 21-Jährige. Begeisterung schwingt mit. Anerkennend sagt sein Ausbilder am IFAM, Sven Hagenah: „Er musste selbständig die elektrische Anlage planen, dimensionieren, konstruieren und das Material hierfür beschaffen“. Danach hat der Elektroniker, damals noch Azubi, Steckdosen verlegt, die Verteilung verdrahtet, einen Klemmenplan erstellt, Stromlaufpläne gezeichnet und das Ganze dokumentiert und durchgemessen. Dass er es konnte, verdankt Tim Nobel zwei Ausbildern. Dem Gruppenleiter der Haustechnik im IFAM, Sven Hagenah, und RolfRohde, Leiter der Elektro- und Ausbildungswerkstatt der Universität.
„Es war das Nonplusultra“
Um zum ersten Mal einen Ausbildungsplatz für einen Elektroniker in der Haustechnik zu schaffen, brauchte das IFAM Expertise: Einen schriftlichen Test für die Bewerbung, einen individuell abgestimmten Ausbildungsrahmenplan, Hilfe bei Spezialthemen wie speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) und mehr. Da kam der Gedanke der Kooperation mit der Uni-Ausbildungswerkstatt auf dem Betriebshof. „RolfRohde ist ein alter Hase“, sagt Hagenah anerkennend. „Er und sein Team haben uns ihre Materialien bereitgestellt, wir haben sie an unsere Bedürfnisse angepasst. Und die Werkstatt hat Teile der Ausbildung übernommen, die über die Grundlagen hinausgingen.“ Seine abschließende Einschätzung: „Es war das Nonplusultra“.
Alleingang und Austausch
Auf die Ausschreibung für einen einzigen Ausbildungsplatz an dem renommierten Institut haben sich 80 junge Menschen beworben. 12 wurden ausgewählt, 10 sind zum Ausbildungstag gekommen und haben sich den praktischen und schriftlichen Tests gestellt. Tim Nobel war der Glückspilz, der eingestellt wurde. Er schreibt es unter anderem seinen guten Mathe-Kenntnissen zu. „Außerdem hatte ich schon viele Praktika gemacht, unter anderem 2008 am IFAM.“ Bei seiner Prüfung mehr als drei Jahre später hat er dann das zweitbeste Ergebnis seines Jahrgangs aus der Ausbildungswerkstatt erreicht. Der besondere Reiz seiner Lehrzeit lag für Nobel in den zwei Standorten. „Hier habe ich gelernt, vieles selbst zu machen, drüben war ich wieder in der Azubi-Welt, wo der Austausch im Mittelpunkt stand.“
Enge Verbindung zur Forschung
Auch für RolfRohde war die Kooperation mit dem IFAM etwas Besonderes. „Installationstechnik, Steuerungstechnik, Elektroniklehrgänge und Prüfungsvorbereitungen in Zusammenarbeit mit der Berufsschule TBZ haben wir für den Partner übernommen.“ Koordinatorin Dagmar Schernus sieht noch einen weiteren Vorteil, nämlich die enge Verbindung zu Forschung und Wissenschaft. „Das gibt es nur an der Uni, und davon profitieren unsere Auszubildenden zusätzlich.“