Frau Doff, wo sind denn die Schnittstellen in der Lehrerbildung in Bremen?
Wir haben zwei zentrale Schnittstellen identifiziert: Einmal zwischen den beteiligten Disziplinen, also Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Erziehungswissenschaft. Zum anderen zwischen Theorie und Praxis, also zwischen Studium und Einsatz in der Schule. Wir arbeiten daran, deutlich zu machen, wie diese Bestandteile zusammengehören, weil Studierende sonst ihr Studium als fragmentiert erleben.
Sie haben innerhalb der Verbundprojektgruppe für die Lehrerbildung an der Uni Bremen das Leitbild „Reflective Practitioner“ entwickelt. Was verbirgt sich dahinter?
Eine Lehrkraft, die ihr professionelles Handeln theoretisch begründen und kritisch reflektieren kann. Zur Erreichung dieses Ziels wird zentral an vier Teilprojekten gearbeitet: Forschungswerkstatt, E-Portfolio, Studien-Praxis-Projekte und Spotlights Lehre.
Was trägt die Forschungswerkstatt zur Professionalisierung bei?
Letztlich ist das eine differenzierte „tool box“. Das heißt, Studierende bekommen Methoden an die Hand, wie sie Unterricht beobachten, erforschen und analysieren. Wie sieht ein Fragebogen für Schülerinnen und Schüler aus, wie viele muss ich befragen, um verwertbare Ergebnisse zu erzielen, welche Software nutze ich zur Auswertung? Das und weitere methodische Grundlagen vermittelt die Forschungswerkstatt.
Das E-Portfolio hat den Schwerpunkt Heterogenität in der Schulpraxis. Ein Thema, das auch in Bremen schon länger im Raum steht. Was ist neu?
Es sind zwei Schwerpunkte. Neben dem inhaltlichen Schwerpunkt „Umgang mit Heterogenität" soll die Fähigkeit zur Selbstreflexion bei den Studierenden erhöht werden. Für das Praxisseminar im dritten Mastersemester werden Fächer, Fachdidaktiken und Erziehungswissenschaften einen gemeinsamen Aufgabenpool erstellen. Zunächst werden diese Aufgaben für einige Fächer erarbeitet, zum Beispiel ausgewählte Sprachen und Naturwissenschaften. Weitere sollen folgen.
Bei den Studien-Praxis-Projekten arbeiten Sie, wie der Name des Teilprojektes schon sagt, eng mit Schulen zusammen. Haben die auch Interesse?
Ja, prinzipiell schon. Für uns geht es in diesem Teilprojekt darum, Studierende bei der Erstellung ihrer Masterarbeit professionell zu begleiten. Einerseits brauchen wir Schulen, die Forschungsinteressen der Uni mittragen, andererseits kann die Uni den Schulen etwas anbieten. Zum Beispiel die Erarbeitung von Aufgaben für unterschiedliche Leistungsniveaus der Schülerinnen und Schüler. Oder die Erarbeitung von Instrumenten für die Diagnostik. Wie stufen Lehrkräfte Schülerinnen und Schüler ein? Was ist ein „schwieriger Schüler“? Wie identifiziert ihn die Lehrkraft, was macht sie dann? Ein wichtiger Bestandteil dieses Teilprojekts wird die Entwicklung einer Datenbank sein. Schulen brauchen, Uni bietet und umgekehrt.
Für das vierte Projekt, die Spotlights Lehre, haben Sie gerade eine uniinterne Ausschreibung auf den Weg gebracht. Wer kann sich bewerben?
Wir suchen beispielhafte Projekte für die Verzahnung von Fachdidaktik und Fachwissenschaft im Bereich Lehre. Wir wollen zwei Projekte für die Dauer von drei Jahren mit Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter hinterlegen, die Begleitforschung und Koordinierung übernehmen. Solche Modelle könnten dann im Rahmen der Lehrerbildung übertragbar sein.
Was haben alle vier Teilprojekte gemeinsam?
Wir gestalten damit Schnittstellen, um die Lehrerbildung an der Uni Bremen nachhaltig zu verbessern und in die Zukunft zu führen.