15. Conrad-Naber-Lecture: Freiheit in der Polar- und Meeresforschung

Über die Freiheit von Lehre und Forschung in der internationalen Polar- und Meeresforschung haben namhafte Wissenschaftler:innen der Universität Bremen in der Handelskammer diskutiert. Die Veranstaltung fand auf Einladung der „unifreunde“ im Rahmen der 15. Conrad-Naber-Lecture „Visionen“ statt.

Welche Bedeutung hat die Polar- und Meeresforschung für das Klima? Welche Konsequenzen müssen wir ergreifen? Wo bestehen Grenzen für eine internationale Kooperation? Fragen wie diese standen im Zentrum der Podiumsdiskussion mit Klimaforscherin Antje Boetius, Uni-Rektorin Jutta Günther, Kai-Uwe Hinrichs, Direktor des MARUM und Gerald Wefer, Gründer und früherer Direktor des MARUM.

Die Zeiten sind für die Wissenschaft nicht einfach. Täglich gibt es Fake News und Angriffe auf wissenschaftlich belegte Erkenntnisse. Forschungsprogramme werden eingestellt, Kooperationen stehen auf Streichlisten. Klimaforscherin Professorin Antje Boetius, Mitglied des Zentrums für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen (MARUM), äußerte die Sorge, dass Teile der Wissenschaftsfreiheit in Gefahr sind.

Diese sei nicht garantiert und müsse verteidigt werden, stimmte Professor Kai-Uwe Hinrichs, Direktor des MARUM, zu: Die politischen Geschehnisse würden die internationale Zusammenarbeit radikal verändern. Kooperationen auf der ganzen Welt seien durch autoritäres Vorgehen von Regierungen gefährdet.

Die Teilnehmenden der Diskussion waren sich einig, dass es vor diesem Hintergrund enorm wichtig sei, an internationalen Kooperationen nicht nur festzuhalten, sondern sie auszubauen. Denn diese der beste Mechanismus, den Herausforderungen zu begegnen.  

Professorin Jutta Günther, Rektorin der Universität Bremen, betonte, die Kooperationen seien eine große Stärke der Universität Bremen. Ob innerhalb der Uni, mit außeruniversitären Instituten oder anderen Universitäten, wie beispielsweise Oldenburg, mit der man eine strategische Partnerschaft aufbaue. „In einer Welt der Umbrüche ist es wichtig, noch stärker zu kooperieren.“

Die Frage von Moderator Klaus Sondergeld, ob das Interesse der Allgemeinheit an Klimafragen nachgelassen habe, verneinte Antje Boetius. „Ich sehe keine Anzeichen, dass die Bevölkerung sich weniger für den Klimawandel interessiert.“ Allerdings sei es wichtig, die Menschen bei politischen Entscheidungen noch stärker mitzunehmen.

Den Dialog der Wissenschaft mit der Bevölkerung zu pflegen, sie noch stärker an der Forschung und den Ergebnissen teilhaben zu lassen, das ist auch das Leitmotiv, dem sich Professor Gerald Wefer seit vielen Jahren verschrieben hat. Der Gründer und frühere Direktor des MARUM gehört zum Vorstand des Bremer Hauses der Wissenschaft, das seit 20 Jahren mit Ausstellungen, Vorträgen und Diskussionen auf verständliche Weise Wissenschaft aus Bremen und Bremerhaven vermittelt.

„Wahrheitsfindung ohne Freiheit kann ich mir nicht vorstellen“, betonte Rektorin Jutta Günther: „Freiheit ist das Fundament, auf dem wir stehen. Wenn Wissenschaftsfreiheit angegriffen wird, können wir uns nicht zurücklehnen, denn alles ist miteinander verknüpft. Starke Bündnisse zu bilden, ist fundamental.“

Conrad-Naber-Lecture:

Wachstum durch Wissen – Wissenschafft für Bremen: Unter diesem Motto will die nach ihrem Stifter benannte Conrad-Naber-Lecture „Visionen” das Wachstumspotenzial durch Wissen an herausragenden Beispielen am Wissenschaftsstandort Bremen veranschaulichen.

Antje Boetius, Jutta Günther, Kai-Uwe Hinrichs, Gerold Wefer, Klaus Sondergeld.
Über die Freiheit von Lehre und Forschung in der internationalen Polar- und Meeresforschung haben namhafte Wissenschaftler:innen der Universität Bremen in der Handelskammer diskutiert: Antje Boetius, Jutta Günther, Kai-Uwe Hinrichs, Gerold Wefer, Moderator Klaus Sondergeld.