Henning Ziegler ist einer der besten Nachwuchshacker Deutschlands. Gemeinsam mit vier weiteren Studenten aus Berlin, Karlsruhe und Konstanz hat der Informatikstudent von der Uni Bremen jetzt die „Cyber Security Challenge Germany“ in Berlin gewonnen. Der Wettbewerb ist eine Initiative zur Förderung des Fachkräftenachwuchses und wird von einem wissenschaftlichen Institut und zwei Firmen ausgelobt und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Das Gewinnerteam der fünf IT-Sicherheitsexperten fährt am 21. Oktober in die Schweiz und stellt sich in Luzern dem europäischen Vergleich.
In die Rolle des Angreifers schlüpfen
Denkt man an Hacker, dann sieht man vor dem inneren Auge halb vermummte Gestalten in Kapuzenshirts, die finsteren Geschäften nachgehen. Sie erbeuten Daten aus Kreditkarten, nisten sich in Firmennetzwerke ein und schaden Behörden und Unternehmen. Henning Ziegler lacht über diese Darstellung. „Das sind die Klischees aus den Medien“, sagt er. „Es gibt auch gute Hacker und ich bin einer.“ Der 26-Jährige aus Delmenhorst deckt mit Hingabe Sicherheitslücken in Rechnern und Netzwerken auf. „Dafür muss ich in die Rolle des Angreifers schlüpfen“, sagt er. „Wo ist die Lücke, wie kann ich sie ausnutzen?“ Das Ganze aber letztlich zu dem Zweck, diese Lücke zu schließen.
Masterarbeit über Android-Apps
Zunächst hat Ziegler in Oldenburg Informatik als Vollfach studiert und dort auch seinen Bachelor gemacht. Für den Master hatte er den Wunsch, sich auf IT-Sicherheit und Qualität zu spezialisieren. „Ich hatte mich schon privat damit beschäftigt, Filme gesehen und viele Bücher gelesen“, sagt er. „Das Thema ist außerordentlich spannend.“ An der Universität Bremen hat Henning Ziegler gefunden, was er suchte, und schreibt derzeit seine Masterarbeit bei Dr. Karsten Sohr. Darin erforscht er die Wirksamkeit von Datenverschlüsselung in bestimmten Android-Apps.
Sicherheitssperren knacken
Beim Wettbewerb in Berlin standen sich jeweils zwei Gruppen von Schülern und Studenten gegenüber. Warum keine Frauen oder Mädchen dabei waren, kann er auch nicht erklären. „Es ist wahrscheinlich immer noch eine Männerdomäne“, sagt der Masterstudent. Im Finale ging es darum, acht Stunden lang hochkonzentriert Sicherheitssperren zu knacken. Bei einer „Forensik-Aufgabe“ sollten die Hacker beispielsweise Polizeiarbeit leisten. Simuliert wurde ein Angriff auf ein Unternehmen. „Dafür erhalten wir ein Abbild vom Rechner, alle Daten und Speicherinhalte, die drauf sind, und müssen uns durcharbeiten“, beschreibt er die Strategie.
„Iii, Sonnenlicht!“
Über das Bild des Nerds, der mit pickligem Gesicht vor seinem Rechner brütet, während sich auf dem Tisch die leeren Pizzakartons stapeln, muss Henning Ziegler lachen. „Wir machen aber untereinander gern Scherze in diese Richtung“, sagt er. Beliebt sei der Ruf: „Iii, Sonnenlicht!“
Job bei Praxisbörse gefunden
Dass Nachwuchskräfte für Cyber Security dringend gesucht werden, das wird sich in Zeiten weiterer Vernetzung noch verstärken. Davon ist Ziegler überzeugt. „Zum Beispiel bei großen Netzwerken wie Industrie 4.0“, sagt er. IT-Sicherheitsspezialisten haben rosige Zukunftsaussichten. Das hat er auf der Praxisbörse der Uni gemerkt, als er gleich ein Angebot erhielt. Nach Abschluss seiner Masterarbeit im November wird Henning Ziegler in einem Bremer Unternehmen beginnen, das zum „team neusta“ in der Überseestadt gehört. Darauf freut er sich.