Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten über drei Millionen Juden in Polen. In der Schoa wurden fast alle umgebracht. Das Kommunistische Regime unterband, dass an die Juden als besondere Opfergruppe des Holocaust erinnert wurde. Das hat sich seit 1990 zwar geändert. Doch die Erinnerung an die Juden polarisiert die polnische Gesellschaft noch immer und ist nicht zu einem Teil der Geschichte Polens geworden. Zu diesem Thema ist es dem Studiengang Integrierte Europastudien der Universität Bremen gelungen, den bekannten polnischen Philosophieprofessor Karol Sauerland für einen Gastvortrag zu gewinnen: Am 16. Januar um 15:15 Uhr spricht der renommierte Wissenschaftler über „Polen und Juden innerhalb der polnischen Erinnerungskultur“. Die öffentliche Veranstaltung findet im Europa-Punkt (Bremische Bürgerschaft) statt.
Bei dem Vortrag geht es einerseits um Erinnerungen an den Holocaust, andererseits an den polnischen Widerstandskampf während des Zweiten Weltkriegs, der sich sowohl gegen die deutschen wie auch gegen die sowjetischen Besatzer richtete. Diese schwierige Ausgangslage erzeugte widersprüchliche Erinnerungen in der Volksrepublik Polen und in der Dritten Republik Polen nach 1989, deren Geltungsansprüche noch heute aufeinander treffen.
Karol Sauerland lehrte Literatur und Ästhetik an den Universitäten Warschau und Thorn. Er hatte zahlreiche Gastprofessuren u. a. in Zürich, Mainz, Frankfurt am Main inne und war Fellow am Wissenschaftskolleg Berlin. Seit 2007 ist er erneut Mitglied des Beirats des Hannah-Arendt-Preises für politisches Denken in Bremen. Sauerland ist auch als scharfer Beobachter der polnisch-deutschen Beziehungen hervorgetreten. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört besonders die Wahrnehmung des Judentums in Polen, die er ausführlich in dem Buch "Polen und Juden zwischen 1939 und 1968. Jedwabne und die Folgen", behandelt. Im Zentrum steht die Ermordung einheimischer Juden in dem Städtchen Jedwabne durch polnische Mitbürger am 10. Juli 1941.
Wetere Informationen:
Universität Bremen
Studiengang Integrierte Europastudien
Prof. Wolfgang Kissel
Tel. 0421 218 4120
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