Nr. 260 / 20. Juli 2012 SC
Von Photovoltaik, Windenergie und Energieeffizienz bis hin zur Hafenlogistik und der Serienfertigung von Großwälzlagern, ob Gasspeicherung, ressourcenschonende Produktion oder intelligente Stromnetze – zahlreiche Themen, Vorträge und Besichtigungen hatten Wissenschaftler des Fachbereiches Produktionstechnik an der Uni Bremen für die 31 ausgesuchten Nachwuchstalente der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktionstechnik (WGP) organisiert. Zur WGP Summer School sind sie in dieser Woche aus ganz Deutschland nach Bremen gekommen. Das Ergebnis: der Entwurf eines Lehrkonzeptes mit dem Titel „Beitrag der Produktionstechnik zur Energiewende“ sowie Begeisterung für das Land Bremen und seine Uni.
Die WGP ist die bedeutendste, wissenschaftliche Organisation in Deutschland auf dem Gebiet der Produktionstechnik. Ihr gehören nur die führenden Produktionstechnik-Professoren von deutschen Universitäten an. Mit vier Wissenschaftlern ist der Bremer Uni-Fachbereich Produktionstechnik überdurchschnittlich stark in der WGP vertreten. Seit Langem engagieren sich Prof.Dr.-Ing. habil. Dr.-Ing. E.h. Ekkard Brinksmeier (Stiftung Institut für Werkstofftechnik – IWT), Prof.Dr.-Ing. Gert Goch (Bremer Institut für Messtechnik, Automatisierung und Qualitätswissenschaft – BIMAQ), Prof.Dr.-Ing. Bernd Scholz-Reiter (Bremer Institut für Produktion und Logistik – BIBA) und Prof.Dr.-Ing. Frank Vollertsen (Bremer Institut für angewandte Strahltechnik – BIAS) in der Vereinigung. In diesem Jahr haben sie gemeinsam mit ihren Wissenschaftlichen Mitarbeitern die WGP Summer School ausgerichtet. Unterstützung gab es dabei von zahlreichen Unternehmen und Instituten sowie der Nolting-Hauff-Stiftung.
„Das Land Bremen und seine Uni haben auf diesem Feld Außergewöhnliches zu bieten“
Die WGP-Mitglieder sehen ihre Aufgabe darin, die Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Produktionstechnik zu fördern und voran zu treiben. So setzen sie sich auch maßgeblich bei der Weiterentwicklung fachlicher sowie methodischer Studieninhalte ein und engagieren sich stark in der Nachwuchsförderung. „Mit der Summer School ermöglichen wir zum Beispiel jungen Wissenschaftlern mit hohem persönlichen Entwicklungspotenzial, sich eine Woche lang besonders intensiv und vielfältig mit einem Themenkomplex auseinanderzusetzen“, sagt Vollertsen. „Für die diesjährige Summer Schoolhaben wir das Thema ‚Beitrag der Produktionstechnik zur Energiewende‘ gewählt. Sowohl die Universität und ihre angeschlossenen Institute als auch das Land Bremen und die hier angesiedelten Unternehmen haben auf diesem Feld Außergewöhnliches zu bieten.“
Entsprechend hochwertig und hart war das Programm, das die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Summer School in Bremen zu absolvieren hatten. Auch die zu bewältigende Aufgabe hatte es in sich: Es galt, das Gelernte aufzubereiten und ein Lehrkonzept zu entwerfen, das nach weiterer Überarbeitung künftig in Lehrveranstaltungen an den WGP-Hochschulen umgesetzt werden soll. Reichlich Anregungen und Informationen dazu boten die zahlreichen Vorträge und Besichtigungen.
„Teilnehmer der WGP Summer Schoolentwickeln sich zu Leistungsträgern der Institute“
Wissenschaftler von IWT, BIBA, BIAS und BIMAQ stellten ihre Forschungen vor, darüber hinaus referierten Gäste unter anderem von ArcelorMittal, EWE, AIRBUS und ADLER Solar Services sowie dem Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU) und dem Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS). Auch der weltweit größte Hersteller von Großwälzlagern Rothe Erde war vertreten. Zudem standen etliche Besichtigungen auf dem Programm: Diverse Institute haben sich die WGP-Sommerschüler angeschaut, waren unter anderem bei AIRBUS, am BLG AutoTerminal, bei den Windkanälen der Deutschen WindGuard in Bremerhaven und auch im Weserstadion. Dort interessierte vorrangig die Solaranlage. Eher Freizeitcharakter hatten die Stadtführung durch die Bremer Altstadt, der Besuch des Klimahauses in Bremerhaven sowie die abendlichen Exkursionen.
In Kurzvorträgen präsentierten die Teilnehmer abschließend Ihre Arbeitsergebnisse – konstruktiv-kritisch begleitet von WGP-Mitglied Brinksmeier. „Das Intensive bot eine hervorragende Möglichkeit, sich mit einem hochaktuellen Themengebiet in großer Breite und zugleich mit Tiefgang zu befassen“, sagt er. „Es ist wirklich viel gewesen, was die jungen Forscher aufnehmen und verarbeiten mussten. Ich bin erstaunt, was sie in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben. Sie sollten den derzeitigen Wissensstand für eine didaktische Umsetzung aufbereiten haben diese anspruchsvolle Aufgabe bestens gelöst“, sagt Brinksmeier und lenkt ein: Natürlich sei es zunächst nur ein Rohkonzept für eine Lehrveranstaltung, an dem nun die WGP-Professoren noch individuell weiter feilen würden, aber es sei bereits eine sehr gute Basis. „Eine reife Leistung. Sie bestätigt auch die Nachwuchsförderung der WGP. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass sich die Teilnehmer der Summer School zu Leistungsträgern der Institute entwickeln.“
„Eine moderne Uni, so offen und gut vernetzt. Auch die Stadt ist so einladend.“ Ich bin überrascht und begeistert“
Die Sommerschüler haben beste Eindrücke in Bremen hinterlassen, und umgekehrt haben auch die dynamischen Jungforscher fast ausschließlich Gutes über das Land und die Uni zu berichten. Hier nur ein paar Stimmen: „Es ist eine so moderne Uni, so offen und gut vernetzt. Ich bin überrascht“, meint Markus Daamen von der RWTH Aachen. Auch die Stadt sei „so einladend – bis auf das Wetter“. Mitschüler scherzen dazu, dass das Wetter in Aachen ja auch nicht besser gewesen sei. Auch Florian Herrmann von der Universität Stuttgart fiel die gute Zusammenarbeit unter den Wissenschaftlern und Instituten auf. „Man merkt, dass sie hier an einem Strang ziehen. Erstaunt haben mich besonders die guten Kontakte in die Wirtschaft. Die Uni bietet ein motivierendes Umfeld, das Arbeiten war toll hier, und die Menschen waren sehr herzlich.“ „Ich wusste gar nicht, wie stark die Windindustrie in Bremen ist“, meint Christoph Peukert von der Technischen Universität Dresden. Das Know-how hier vor Ort sei beeindruckend, außerdem habe ihn die offene Atmosphäre begeistert.
Bei der Umfrage wurde klar, dass viele Teilnehmer ihr Bild über Bremen in der einen Woche WGP Summer School deutlich korrigiert haben. „Aufgeschlossen“ und „leistungsstark“ waren häufig genannte Attribute. „So einige von den Teilnehmern werden wir hier bestimmt wiedersehen“, sind sich die Bremer WGP-Professoren nach diesen positiven Kommentaren sicher. Schon während der Veranstaltung seien zudem viele Kontakte und erste kleine Netzwerke entstanden. Auch das sei ein Ziel der WGP-Arbeit.
Sabine Nollmann
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Sabine Nollmann (Wissenschaftskommunikation)
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