Nr. 204 / 19. Juni 2012 MM
Sechs Ausbildungseinrichtungen für Pflegeberufe sind jetzt auf dem Hauptstadtkongress „Medizin und Gesundheit" in Berlin für vorbildliche Konzepte zur Gesundheitsförderung ausgezeichnet worden. Das inhaltliche Spektrum der Preisträger aus Erlenbach, Celle, Rendsburg, Saarlouis, Braunschweig und Paderborn reicht von Bewegung und Sport über Ernährung und Wertschätzung bis hin zum betrieblichen Gesundheitsmanagement. Mit dieser Preisverleihung ist der Ideenwettbewerb „Gesunde Pflegeausbildung“ zu Ende gegangen, den das Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) der Universität Bremen im Auftrag der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) ausgelobt hatte. Es ist der zweite Teil des Gesamtprojektes „Bundesweite Vollerhebung zu Gesundheitsförderung und Prävention an Pflegeschulen“, welches das IPP im Auftrag der BGW durchführt. Vorangegangen war 2009/2010 eine bundesweite Studie zum Projektthema und zum Gesundheitsverhalten von Auszubildenden in der Pflege.
Die ausgezeichneten Preisträger:
Der erste Preis ging an die BRK Berufsfachschule für Altenpflege und -hilfe in Erlenbach. Deren Projekt „Kinaesthetics – Gesundheitsförderung im Berufsalltag für Auszubildende und alte Menschen“ zielt unter anderem darauf, dass angehende Altenpflegekräfte in der Lage sind, rückengerecht zu arbeiten und die Seniorinnen und Senioren in deren physiologischen Bewegungsmustern individuell zu unterstützen. Dazu finden praktische Übungen in der Schule und gezielte Praxisbegleitungen an den Ausbildungsorten statt.
Den zweiten Platz belegte das Schulzentrum für Gesundheitsberufe am Allgemeinen Krankenhaus Celle. Bei dem Wettbewerbsbeitrag dieser Einrichtung geht es darum, ein gesundes mentales Lernklima zu schaffen und die Wertschätzung der Lernenden an den Lernorten zu fördern. Dazu wird ein Verfahren erarbeitet, in dem die Lernenden ihr Erleben der Lernbedingungen schildern können und das zur Reflexion, Konfliktbearbeitung und Planung der weiteren Lernentwicklung beiträgt.
Den dritten Preis erhielt die „imland“ Pflegeschule an den Kliniken Rendsburg und Eckernförde in Rendsburg. Ihr Projekt "gesund essen, gesund pflegen" zielt darauf, die Ernährungsgewohnheiten von Pflegeschülerinnen und -schülern zu verbessern. Dazu wird zunächst ein standardisiertes Befragungsinstrument für Schulen zum Thema Ernährung erarbeitet. Zum anderen sollen in gezielten Interviews Ursachen und Auswirkungen veränderter Essgewohnheiten während der Ausbildung ermittelt und daraus gezielte Angebote zur Prävention ungesunden Essverhaltens abgeleitet werden.
Platz vier erreichte die DRK-Krankenpflegeschule in Saarlouis mit einem Sportprojekt: Unter dem Motto „Von 0 auf 5.000 – gesund und mit Spaß in der Pflegeausbildung“ geht es darum, Auszubildende innerhalb eines halben Jahres zu befähigen 5.000 Meter zu laufen. Ergänzend zum Lauftraining werden anatomische, physiologische und ernährungswissenschaftliche Kenntnisse vermittelt. Außerdem finden regelmäßige Prävention von Rückenbeschwerden sowie Einführungen ins Nordic Walking und in verschiedene Entspannungstechniken statt.
Platz fünf ging an die Gesundheits- und Krankenpflegeschule am Herzogin Elisabeth Hospital (HEH) in Braunschweig für das Projekt „Gesund und fit am Krankenbett“. Die Einrichtung reichte im Rahmen ihrer bereits etablierten Gesundheitsförderung ein Konzept für eine spezielle Gesundheitswoche zum Abschluss der dreijährigen Ausbildung ein. In dieser Woche sollen die Schülerinnen und Schüler kurz vor dem Examen das, was sie in ihrer Ausbildung zu den Themen Ernährung, Bewegung und Stressprävention gelernt haben, wiederholen und festigen.
Den sechsten Preis erhielt die Krankenpflegeschule am Brüderkrankenhaus St. Josef in Paderborn für das Projekt „Gesundheit für Gesundmacher“. Dort erhalten die Schülerinnen und Schüler Anregungen zur individuellen Gesundheitsförderung in den Bereichen Ernährung, Stressbewältigung, Bewegung sowie betrieblicher Arbeitsschutz/Gesundheitsförderung. In Kooperation mit der Siemens Betriebskrankenkasse bietet die Einrichtung dazu im Rahmen des Unterrichts jeweils einen theoretischen und einen praktischen Projektbaustein an.
Es wurden über 60 Beiträge eingereicht
Die Resonanz auf die Wettbewerbsausschreibung war groß: Es gingen über 60 Beiträge beim IPP ein, die aus nahezu allen Bundesländern kamen. Die Auswertung übernahm eine fachkundige Jury aus Vertretern der BGW, des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG), des Deutschen Pflegerates (DPR) sowie aus Pflegepraxis und -ausbildung. Die Preisverleihung für die sechs besten Konzepte wurde unter anderem von der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit, Annette Widmann-Mauz, und dem Vizepräsidenten des Deutschen Pflegerates, Franz Wagner, vorgenommen. Beide brachten damit zum Ausdruck, welche Bedeutung die Gesundheitsförderung in der Pflegeausbildung für das Gesundheitswesen und für die gesamte Gesellschaft hat. Durch Gesundheitsförderung lässt sich die Attraktivität von Ausbildung und Beruf deutlich steigern und dem drohenden Fachkräftemangel vorbeugen.
Prävention von Anfang an
„Je früher Gesundheitsförderung und die Prävention berufsbedingter Erkrankungen im Arbeitsleben einsetzen, desto besser“, erklärt Prof.Dr. Stephan Brandenburg, Hauptgeschäftsführer der BGW. Aus Sicht der Wettbewerbsinitiatoren sind gerade die Ausbildungseinrichtungen wichtige Multiplikatoren, um angehende Pflegekräfte und Pflegeeinrichtungen für gesundes und sicheres Arbeiten zu sensibilisieren. Einige Pflegeschulen haben dazu bereits zukunftsweisende Konzepte erarbeitet und erprobt. Die vorhandenen Ideen und Erfahrungen sollen durch den Wettbewerb „Gesunde Pflegeausbildung“ für andere nutzbar gemacht werden, wie Professor Stefan Görres, Leiter des IPP der Universität Bremen, erläutert: „Wir möchten einen Ideenpool schaffen, auf den alle Ausbildungseinrichtungen für Pflegeberufe zurückgreifen können“.
Die im aktuellen Ideenwettbewerb zusammengetragenen Konzepte werden voraussichtlich im Herbst 2012 als Buch veröffentlicht. Informationen im Internet unter www.ipp.uni-bremen.de
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften
Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP)
Prof.Dr. Stefan Görres
Tel.: 0421 218-68900
E-Mail: sgoerresprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de
Dr. Martina Stöver
Tel.: 0421 218-68908
E-Mail: stoeverprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de