Welche Kompetenzen entwickeln Auszubildende tatsächlich? Wie kommen theoretische und praktische Lernangebote bei ihnen an? Das ist Kern des Forschungsprojekts. Zwei Nachwuchswissenschaftlerinnen sollen am Institut unter Leitung von Professorin Darmann-Finck die komplexen Zusammenhänge untersuchen. Sie werden mit 20 Auszubildenden zu jeweils drei Zeitpunkten Interviews führen. Heraus kommt eine „qualitative Längsschnittstudie“, wie sie in der wissenschaftlichen Methodik heißt. Und mehr noch: Die Analyse wird am Ende Anregungen für die Gewichtung und Gestaltung der Lehrpläne für die Pflegeausbildung sowie Empfehlungen für konkrete Lehr- und Lernangebote geben können. Beide Mitarbeiterinnen werden dazu promovieren.
Spezialisiert auf Entwicklung von Lehrplänen
Ingrid Darmann-Finck ist Pflegedidaktikerin. „Die Entwicklung von Curricula ist mein Geschäft“, sagt sie. An der Universität Bremen bildet die Professorin in ihrem Fach auch Lehrerinnen und Lehrer für Berufsschulen aus. Zwei Jahre lang hat sie darüber hinaus im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit in einem vierköpfigen Team an der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für die Pflege mitgearbeitet. Kürzlich ist diese Verordnung vom Bundestag verabschiedet worden.
Hoher Praxisanteil in Pflegeausbildung
„Bei der Gestaltung der Lehrpläne setzen wir auf die Entwicklung von Kompetenzen“, sagt Darmann-Finck. „Dabei werden die Auszubildenden mit einer Bandbreite von Aufgaben konfrontiert.“ Die Fragen seien: Gehen die theoretischen Überlegungen der Lehrplangestalter tatsächlich auch in den Köpfen der Auszubildenden auf? Wann werden welche Kenntnisse gebraucht? Stimmt die Reihenfolge? Dazu muss man wissen, dass die Pflegeausbildung mit einem hohen Praxisanteil konzipiert ist. In den drei Jahren leisten die künftigen Pflegerinnen und Pfleger in den Einrichtungen 2500 Praxisstunden. 2020 sollen zudem die drei Richtungen Krankenpflege, Altenpflege und Kinderkrankenpflege mit einem gemeinsamen Einstieg beginnen. Für diese Generalistik sind plausible Lehrpläne notwendig, die allen drei fachlichen Richtungen gerecht werden.
Kompetenz: Kommunikation
Neben pflegerischen Kompetenzen wie Unterstützung bei den Lebensaktivitäten, bei Schluckproblemen oder dem Umgang mit herausforderndem Verhalten von Patienten wird auch auf die Fähigkeit zur Kommunikation mit unterschiedlichen Zielgruppen Wert gelegt. „Wie spreche ich mit Menschen, die sich in schwierigen Lebenslagen befinden, wie berate ich Angehörige?“, nennt die Professorin Beispiele. Die Entwicklung der Kommunikationsfähigkeit sei eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, sagt sie.
Kooperation mit innovativen Schulen
Um ein heterogenes, wissenschaftlich bewertbares Bild zu erhalten, werden die Testpersonen nach Alter, Geschlecht und Region gestreut. „Wir arbeiten am IPP mit vielen innovativen Schulen zusammen“, sagt die Pflegeprofessorin. „Am Ende des Projektes werden wir wissen, was die Auszubildenden als Entwicklungsaufgaben tatsächlich wahrnehmen.“
Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Ingrid Darmann-Finck
Institut für Public Health und Pflegeforschung
Fachbereich Human-und Gesundheitswissenschaften
Universität Bremen
Tel.: +49-421 218-68940
E-Mail: darmann@uni-bremen.de