Nr. 388 / 13. November 2014 SC
Sie sind in jeder Bleistiftmine, ultradünn, zweidimensional und eröffnen neue physikalische Anwendungen. Auf dem Forschungsfeld der ultradünnen zweidimensionalen Festkörper ist Graphen am bekanntesten. Um diesen „Wunderwerkstoff“ geht es beim Start des neuen Durchgangs der Vortragsreihe „Eine Uni für alle“. Professor Tim Wehling aus dem Studiengang Physik der Universität Bremen referiert am Mittwoch, den 19. November 2014, um 18 Uhr im Haus der Wissenschaft (Sandstr. 4/5) über „Graphen und atomar dünne Materialien: Vom CERN im Bleistift und masselosen Elektronen zu neuen Anwendungen?“ Wehling ist seit Januar 2012 Juniorprofessor am Institut für Theoretische Physik im Fachbereich Physik/Elektrotechnik der Uni Bremen. Die Reihe „Eine Uni für alle“ wird von den „unifreunden“ in Zusammenarbeit mit der Pressestelle der Universität Bremen veranstaltet. Seit mehr als zwei Jahrzehnten ermöglicht sie interessierten Bürgerinnen und Bürgern Einblicke in die Wissenswerkstatt Universität. Der Eintritt ist frei.
Zum Inhalt des Vortrags:
Wie dünn sind die dünnsten Materialen des Universums, kann man sie herstellen und wenn ja, welche Eigenschaften haben Sie? Die Antwort auf diese Fragen liefern Graphen und verwandte Materialien, die nur noch ein oder wenige Atome „dick“ sind, dennoch reißfester als Stahl sein können und das wohl breiteste derzeit bekannte Spektrum elektronischer Eigenschaften in einer Materialklasse realisieren. Graphen, das berühmteste zwei dimensionale Material, ist eine nur eine Atomlage dünne Schicht Kohlenstoff mit einer honigwabenförmigen Anordnung der Atome. Es kommt in jeder Bleistiftmine vor, seine Isolation wurde jedoch lange für unmöglich gehalten, gelang erst 2004 und wurde 2010 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. Graphen leitet den elektrischen Strom besser als Kupfer, während einige nahe Verwandte nahezu perfekte Isolatoren sind und andere zwei dimensionale Materialien supraleitend werden können.
Professor Tim Wehling gibt in seinem Vortrag eine Einführung in das Thema der zweidimensionalen Materialien und erklärt, wieso sie überhaupt existieren können und wie ihre faszinierenden Eigenschaften zustande kommen. Die Gesetze der Quantenmechanik spielen hierbei eine herausragende Rolle. Sie führen zu seltsamem Verhalten der kleinsten geladenen Teilchen, d.h. der Elektronen, in diesen Materialien. Sie können ihre Masse verlieren und sich wie Teilchen nahe Lichtgeschwindigkeit bewegen – ein Bewegungszustand, den man sonst von großen Teilchenbeschleunigern wie dem CERN her kennt. Die fundamentalen Eigenschaften atomar dünner Materialien und ihre Anwendungen sind Gegenstand großer weltweiter Forschungsanstrengungen. Perspektiven von der Optoelektronik bis zur Luftfahrt und aktuelle Probleme sollen diskutiert werden.
Das weitere Vortragsprogramm der Reihe „Eine Uni für alle“ im Wintersemester 2014/15:
26. November 2014
Prof. Julia Lossau (Geographie)
Bücher, Vögel, Pioniere: Die Transformation des ehemaligen Flughafens
Tempelhof in ein „Zukunftslabor für das urbane Leben im 21. Jahrhundert“
17. Dezember 2014
Prof. Heinz Rothgang (Zentrum für Sozialpolitik)
„Zukunft der Langzeitpflege“
14. Januar 2015
Prof. Stefanie Averbeck-Lietz (Medienwissenschaften)
„Kommunikationsethik im Medienwandel
Welche Antworten hat die Kommunikationswissenschaft auf gesellschaftliche Fragen?“
28. Januar 2015
Dr. Heiko Pleines (Forschungsstelle Osteuropa)
„Die Ukraine auf der Suche nach Stabilität“
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Pressestelle
Eberhard Scholz
Tel. 0421 218 60155
E-Mail: eberhard.scholzprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de