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Einheitsbilder: Deutsche und europäische Staatsschiffe in der Karikatur

Uni-Sonderforschungsbereich „Staatlichkeit im Wandel“ organisiert fünfwöchige Ausstellung in der Bremer Bürgerschaft anlässlich des Tages der deutschen Einheit

Nr. 279 / 29. September 2010 SC

Das Staatsschiff ist als Metapher für den geschlossenen Nationalstaat bestens geeignet. Es symbolisiert Geschlossenheit gegen das gefährliche Außen und nach Innen die hierarchische Organisation mit Schutz und Behausung. Das Schiff steht für Bewegung in die Zukunft hinein, für Steuerung und Kontrolle. Professor Stephan Leibfried Sprecher des Sonderforschungsbereichs „Staatlichkeit im Wandel“ der Universität Bremen hat im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten rund um den 3. Oktober 2010 Karikaturen zum Thema deutsche und europäische Staatsschiffe von 1871 bis 2010 zusammengetragen. Die kleine, aber feine Ausstellung kann in der Lobby des Hauses der Bremer Bürgerschaft angeschaut werden.

Seit dem Zweiten Weltkrieg gibt es eine Tradition im Gebrauch des Bildes und der Metapher des Staatsschiffs, die sich meist an das Bismarck-Bild von 1890 anlehnt, an Sir John Tenniels „der Lotse geht von Bord“ im englischen Karikaturblatt „Punch“. So lassen sich an die 200 Karikaturen nachweisen, bei denen der Lotse, an, von oder über Bord geht oder das Staatsschiff in schwere See kommt, auf Grund läuft, zerbricht, so beim Abgang von Willy Brandt, Helmut Schmidt und Helmut Kohl oder beim Amtsantritt von Angela Merkel. Die deutsche Einheit war ein Idealfall für die vollendete Verwendung des Bildes: Ein Staat zerbrach, ging unter oder in der Bundesrepublik auf.

Im Schlussbild der Ausstellung deuten sich auch die heutigen Grenzen des Bildes an. das Staatsschiff passte am besten in die Epoche „geschlossener Staatlichkeit“ also in die Zeit vom Ersten Weltkrieg bis in die 1960er Jahre. Mit Europäisierung und Globalisierung und der sie begleitenden Öffnung von Staatlichkeit – dem Thema des Sonderforschungsbereichs „Staatlichkeit im Wandel“ – wird das Bild oft defensiv verwendet und richtet sich gegen diesen Prozess.

Die Ausstellung läuft bis zum 31. Oktober 2010.

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Sonderforschungsbereich „Staatlichkeit im Wandel“
Prof. Dr. Stephan Leibfried oder Dr. Dieter Wolf
Tel. 0421 218 8723
E-Mail: stephan.leibfriedprotect me ?!sfb597.uni-bremenprotect me ?!.de