Nr. 339 / 6. November 2013 KG
Globale Umweltveränderungen wie die steigende Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre führen zur Versauerung und Erwärmung der Ozeane. Daraus erwächst eine ernsthafte Bedrohung für die Meeresorganismen und die marinen Ökosysteme. Was aber bedeutet das für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Nutzung durch Fischerei, Tourismus oder Aquakultur? Dieser komplexen Thematik widmet sich seit 2009 das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Verbundprojekt BIOACID (Biological Impacts of Ocean Acidification). Es ist 2012 in die zweite Phase gegangen und dauert bis 2015 an.
Untersuchungen zum Einfluss der Ozeanversauerung auf die gesellschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten lebender Ressourcen der Meere zum Beispiel durch die Fischerei sind dabei in dieser Phase neu. Forscher vom artec-Forschungszentrum für Nachhaltigkeit der Universität Bremen haben diese Aufgabe übernommen. Sie haben im Laufe des Jahres potentielle Nutzer in Norwegen zu ihrer Betroffenheit und ihren Interessen am Ökosystem Meer befragt. Einbezogen wurden Fischer und Vertreter von Fischereiverbänden, Unternehmer aus dem Tourismus, aus der Aquakultur und Repräsentanten von Umweltschutzverbänden sowie politische Entscheidungsträger. So soll ein partizipativ entwickeltes Systemmodell mit einem regionalen Fokus auf das Europäische Nordmeer und die Barentsee erstellt werden. Dabei werden die Erfahrungen, Fragen und Sorgen der betroffenen Akteure aufgenommen und in die Forschung integriert.
Dr. Stefan Gößling-Reisemann und Diplombiologe Stefan Königstein von der Universität Bremen haben jetzt einen ersten Workshop in Bergen/Norwegen veranstaltet. Sie präsentierten den Beteiligten den aktuellen Kenntnisstand über Ozeanversauerung sowie das BIOACID Projekt und diskutierten mit ihnen mögliche Auswirkungen. Als relevanter Sektor wurde neben der Fischerei der Tourismus identifiziert, der durch Sportfischerei und Walbeobachtung von den möglichen Veränderungen im Nahrungsnetz betroffen ist. So ist das Auftreten von Walen und großen Raubfischen oftmals abhängig von der Wanderbewegung ihrer Beutefische, die wiederum von Versauerung und Erwärmung der Meere beeinflusst wird. Durch die Integration der Berufsgruppen, die oft seit Jahrzehnten im täglichen Kontakt mit dem Meer stehen, kann das Forschungsprogramm von wertvollem Erfahrungswissen profitieren. Die Akteure haben durch ihre Einbindung einen stärkeren Zugang zur Forschung und dessen Ergebnissen. Am Ende geht es aber um einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen der Meere. Maßnahmen zur Anpassung an Ozeanversauerung sind daher im Fokus der weiteren Arbeit.
Das BIOACID-Forschungsprojekt:
Biological Impacts of Ocean Acidification II (Biologische Auswirkungen der Ozeanversauerung, Phase II) ist ein Verbundprogramm, das vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel koordiniert wird. 14 weitere Forschungseinrichtungen und -verbünde arbeiten mit. Aus Bremen sind beteiligt das Zentrum für Marine Umweltwissenschaften (MARUM), das Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), die Universität Bremen sowie das Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie. Ziel von BIOACID II ist es, die Kette von biologischen Mechanismen - die Reaktionen von Organismen, deren Auswirkungen auf Nahrungsnetze und Ökosysteme sowie die sozio-ökonomischen Konsequenzen zu erfassen und besser zu verstehen. Weitere Informationen: www.bioacid.de
Das artec-Forschungszentrum Nachhaltigkeit:
„artec“ ist ein interdisziplinäres Zentrum der Universität Bremen. Es ist ein Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Fachbereichen wie Sozialwissenschaften, Produktionstechnik, Wirtschaftswissenschaften sowie Human- und Gesundheitswissenschaft. Der Zweck des Zentrums ist die disziplinübergreifende Forschung zu nationalen und internationalen Themen der Nachhaltigkeit sowie die wissenschaftliche Beratungstätigkeit.
Weitere Informationen:
Universität Bremen
artec-Forschungszentrum Nachhaltigkeit
Dr. Stefan Gößling-Reisemann
Tel.: 0421 218 64884
E-Mail: sgrprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de
Stefan Königstein
Tel.: 0421 218 64894
E-Mail: koenigsteinprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de