Nr. 133 / 11. Mai 2015 KG
Was kostet Unternehmen die Ausbildung junger Menschen? Welchen produktiven Beitrag erwirtschaften Azubis? Wie sieht es mit der Ausbildungsqualität aus? Geht es um diese Fragen, haben viele Betriebe eher vage Vorstellungen als konkrete Antworten. Berechnungen sind aufwändig und kompliziert. Dabei bilden die meisten Betriebe nur dann aus, wenn es sich auch wirtschaftlich lohnt. Abhilfe verspricht das einzigartige Online-Analyseinstrument QEK (Qualität-Ertrag-Kosten), das von der Forschungsgruppe Berufsbildungsforschung (i:BB) der Universität Bremen entwickelt wurde.
Das Online-Tool wurde bereits von zahlreichen Unternehmen im Rahmen von Praxisprojekten erfolgreich erprobt. Wer die Software mit verlässlichen Daten füttert, erhält eine differenzierte Kosten-Nutzen-Analyse der betrieblichen Ausbildung. Die Eingabe der Daten ist schnell erledigt. Sie dauert zwischen 20 und 50 Minuten. Neben den betriebsspezifischen Analysen erfahren Anwender auch, wie sich ihre Ausbildung im Vergleich zu anderen Unternehmen der Branche darstellt.
Tobias Nardmann, Personalreferent bei der BUW Unternehmensgruppe in Osnabrück, einem Dienstleister für Kundenmanagement, zeigt sich vom Nutzen des QEK-Tools überzeugt: „Unsere Auswertungen haben gezeigt, dass wir im Branchenvergleich gut aufgestellt sind. Sehr geholfen haben uns die Kosten- und Ertragsberechnungen der Ausbildungsberufe je Lehrjahr. Jetzt wissen wir, wo wir ansetzen müssen, um unsere Ausbildung weiter nach vorne zu bringen.“
Die Wissenschaftler der Universität Bremen konnten auf der Basis der gesammelten Firmendaten auch neue Erkenntnisse über den Zusammenhang von Qualität und Rentabilität der Ausbildung gewinnen. Es habe sich gezeigt, so Prof. Dr. Felix Rauner von der Forschungsgruppe I:BB, dass hohe Ausbildungskosten kombiniert mit niedrigen Ausbildungserträgen – etwa bei der Ausbildung in Lehrwerkstätten – in der Tendenz eher ein Indikator für Qualitätsdefizite sind. ,,Auszubildende sollten deshalb möglichst früh in die innerbetrieblichen Arbeitsprozesse eingebunden werden", rät Dorothea Piening, Leiterin des Forschungsschwerpunktes. Vor allem aber lohne es sich, auf die Qualität in der Ausbildung zu setzen: ,,Je höher diese ist, umso höher ist die Rentabilität", lautet eine der zentralen Thesen der Bremer Wissenschaftler.
QEK ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie Forschungsergebnisse für die Praxis nutzbar gemacht werden können. Seit Mai ist die AUBI-plus GmbH exklusiver Vertriebspartner für das Tool. Die Ausbildungsexperten aus dem ostwestfälischen Hüllhorst sind außerdem gemeinsam mit der Bremer Agentur KIBO Kommunikation Anbieter von „Best Place to Learn“, Deutschlands Gütesiegel für die betriebliche Ausbildung. Dieter Sicking, Co-Chef von Best Place To Learn, zeigt sich hochzufrieden mit der Kooperation: „Professor Rauner hat mit seinen Forschungsarbeiten maßgeblich unser Verständnis von Ausbildungsqualität und damit die Entwicklung des Gütesiegels beeinflusst. Das QEK-Tool ergänzt unser Zertifizierungsverfahren in hervorragender Weise und erweitert unser Portfolio im Bereich der Ausbildungsberatung.“
Interessierte Betriebe erhalten auf der Webseite www.best-place-to-learn weitere Informationen über das Online-Tool.
Die Forschungsgruppe i:BB der Universität Bremen
Das i:BB ist eine wissenschaftliche Einrichtung der Berufsbildungsforschung an der Universität Bremen. Es forscht in den Bereichen Kompetenzdiagnostik, Rentabilität und Qualität der beruflichen Bildung. Ein weiterer Schwerpunkt ist die international vergleichende empirische Berufsbildungsforschung.
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Forschungsgruppe I:BB
Dorothea Piening
Telefon 0421 21862635
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