Nr. 057 / 20. Februar 2014 SC
Die Forschung zur Windenergie zu bündeln und den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zu fördern – mit diesem Ziel ging 2004 das Zentrum für Windenergieforschung ForWind an den Start. Neun Forschergruppen der Universitäten Oldenburg und Hannover schlossen sich seinerzeit zusammen. 2009 trat die Universität Bremen dem Zentrum bei. Heute gehören ForWind an den drei Standorten insgesamt 28 Arbeitsgruppen mit fast 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an. Sie betreiben ingenieurwissenschaftliche und physikalische Forschung in allen Bereichen der Windenergie.
Mit einem Festakt im Hörsaalzentrum der Universität Oldenburg feierte ForWind sein zehnjähriges Jubiläum und blickte dabei auf eine dynamische Entwicklung zurück. Zu den Gästen zählten die Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Dr. Gabriele Heinen-Kljaji?, Prof.Dr. Katharina Al-Shamery, Vizepräsidentin für Forschung der Universität Oldenburg, Prof.Dr.-Ing. Erich Barke, Präsident der Leibniz Universität Hannover, und Dr. Martin Mehrtens, Kanzler der Universität Bremen, als Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Universitäten sowie zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
„Der Forschungsverbund ForWind liefert bedeutende Impulse für die Zukunft der erneuerbaren Energien“, sagte die Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Dr. Gabriele Heinen- Kljaji? anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Einrichtung. „Mit seinem starken internationalen Engagement und den engen Kooperationen mit Partnern aus Wissenschaft und Industrie hat ForWind dazu beigetragen, dass sich der Nordwesten zu einem Spitzenstandort für die Windenergieforschung entwickelt hat.“
Die Erforschung der erneuerbaren Energien habe an der Universität Oldenburg eine mehr als 30-jährige Tradition, betonte Al-Shamery anlässlich der Feierlichkeiten. „ForWind – gegründet mit Unterstützung des Landes Niedersachsen – belegt auf hervorragende Weise, wie Aktivitäten und Kompetenzen in einer starken Kooperation gebündelt werden können. Die nachhaltige Energieversorgung aus erneuerbaren Energien ist eine zentrale Herausforderung unserer Zeit. Mit ForWind übernehmen die Universitäten Oldenburg, Hannover und Bremen Verantwortung, diese Herausforderung zu meistern“, so Al-Shamery.
Zehn Jahre nach seiner Gründung hat ForWind einen festen Platz in der nationalen und internationalen Forschungslandschaft. So arbeiten seine Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beispielsweise in Forschungsprojekten zu den großen Offshore-Windparks „Alpha Ventus“, „EnBW Baltic 1“ oder „BARD Offshore 1“ und wirken als Experten in zahlreichen Fachgremien mit. Gemeinsam mit dem Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und dem Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) gründete ForWind im vergangenen Jahr den „Forschungsverbund Windenenergie“. Er vernetzt mehr als 600 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich in Großprojekten dringender Fragen der On- und Offshore-Windenergie annehmen – von der Ressource Wind über die einzelne Windenergieanlage und ihre Komponenten bis hin zur Interaktion der Anlagen in großen Windparks und ihrer Einbindung in das Energieversorgungssystem. Dafür steht ihnen Forschungsinfrastruktur mit Testzentren und Laboren zur Verfügung, die weltweit Maßstäbe setzt.
Neben zahlreichen Forschungsprojekten baute ForWind kontinuierlich seine Infrastruktur aus: 2012 wurde der Grundstein für das weltweit einmalige „Testzentrum für Tragstrukturen“ an der Universität Hannover gelegt. In der rund 20 Meter hohen Versuchshalle wollen ForWind-Wissenschaftler die Bedingungen auf hoher See simulieren und originalgetreue Komponenten von Offshore-Windenergieanlagen erproben. Ziel ist es, die Lebensdauer von Windenergieanlagen zu verlängern, die Produktionskosten zu senken und die Tragstrukturen noch sicherer zu machen. Das Investitionsvolumen des Testzentrums beläuft sich auf etwa 25 Millionen Euro.
In Oldenburg nutzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seit 2010 einen eigenen Großrechner, der hochkomplexe und präzise Berechnungen der Umströmung von Rotorblättern und ganzer Windenergieanlagen sowie der Strömung innerhalb von Windparks ermöglicht. Den Bau eines Forschungslabors für Turbulenzen und Windenergiesysteme an der Universität Oldenburg befürwortete der Wissenschaftsrat 2012. Herzstück des 2.300 Quadratmeter großen und rund 21 Millionen teuren Neubaus wird ein turbulenter Windkanal sein. Seine lange Messstrecke soll unter anderem ermöglichen, das Zusammenspiel von mehreren Windenergieanlagen im Verbund experimentell zu untersuchen. Die Messungen tragen dazu bei, die Effizienz von Windparks zu steigern und technische wie finanzielle Risiken zu vermeiden.
Eine 180 Meter hohe Windenergieanlage im Industriepark Bremen wurde 2012 von der Universität Bremen in Betrieb genommen. Hier können ForWind-Wissenschaftler Forschungsprojekte zur Leistungsfähigkeit, Lebensdauer und Umweltverträglichkeit von Windenergieanlagen durchführen. Ebenfalls in Bremen entstand ein deutschlandweit einmaliges „Labor für Großverzahnmessungen“, um neue und defekte Getriebe-Zahnräder von Windenergielangen zu analysieren. Die Wissenschaftler wollen auf diesem Wege den Zusammenhang zwischen Auslegung, Fertigung, Qualität und Funktionseigenschaften von Großverzahnungen und deren Auswirkungen auf Verschleiß, Lebensdauer, Schadensart und Geräuschentwicklung untersuchen.
Neben einer Windenergieforschung auf hohem Niveau bietet ForWind Aus- und Weiterbildung von zukünftigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Ingenieurinnen und Ingenieuren sowie Fach- und Führungskräften an und engagiert sich im Bereich des Wissenstransfers. Das Spektrum reicht von Informationsangeboten für die interessierte Öffentlichkeit über Fachseminare in der ForWind-Academy bis zu berufsbegleitenden und grundständigen Windenergie-Studiengängen.
Weitere Informationen:
Dr. Stephan Barth,
Geschäftsführer ForWind
Tel.: 0151/15789063
E-Mail: stephan.barthprotect me ?!forwindprotect me ?!.de
Foto: http://www.uni-oldenburg.de/presse/mit/2014/000.html