Nr. 218 / 28. Juni 2012 SC
Militärputsch im Süden, Tuareg-Aufstände und Vormarsch von Islamisten im Norden, Trockenheit, Dürre und Lebensmittelknappheit fast überall: Der westafrikanische Binnenstaat Mali ist ein Krisenland. Können in solch einer Region Entwicklungsprojekte überhaupt langfristig erfolgreich sein? Antworten auf diese Kernfrage sollte im Auftrag der deutsch-malischen Entwicklungsorganisation „Aktion Pro Afrika“ e. V. ein interdisziplinäres Wissenschaftler-Team aus Bremen finden. In einem Dorf im Nordwesten Malis untersuchten Professor Hans Heinrich Bass (Leiter des Institute for Transport and Development, Hochschule Bremen), Dr. Cordula Weißköppel (Institut für Ethnologie und Kulturwissenschaft, Universität Bremen) und Klaus von Freyhold (Agrarökonom und selbständiger Entwicklungs-Consultant (AGEG e.G:)) die Gründe für das Scheitern eines Gartenbauprojekts für Frauen. Ziel des Projektes war es, die Ernährung der Dorfbevölkerung mittelfristig zu sichern.
Das Bremer Expertenteam kam bei den Recherchen vor Ort zum Ergebnis, dass in Mali - eigentlich wie in der gesamten Sahelzone - nicht nur die Knappheit der Ressource Wasser und wiederkehrende Dürreperioden für das Scheitern von landwirtschaftlichen Entwicklungsprojekten verantwortlich sind. Genauso wichtig sind in den Augen der Bremer Wissenschaftler sozio-kulturelle Faktoren: ökologisch verträgliche Entwicklung kann nur gelingen, wenn in Entwicklungsprojekten regional angepasste Formen der Arbeitsorganisation und gerechte Verteilungsmechanismen unter den verschiedenen Bevölkerungsgruppen berücksichtigt werden. Auch eine professionelle Ausbildung der lokalen Akteure in ökologisch angepassten Garten- und Bewässerungstechniken sei von Nöten. „Es geht im langfristig sinnvollen Entwicklungsmanagement darum, lokale Kenntnisse und fachliches Expertenwissen stärker zu vernetzen“, betont die Uni-Ethnologin Dr. Cordula Weißköppel und denkt dabei an das Potenzial zahlreicher auch in Mali existierender Forschungs- und Ausbildungsinstitutionen für ländliche Entwicklung. Dann können Ansätze wie zum Beispiel Agroforestry auf dem Lande greifen. Hierbei werden gezielt lokal verbreitete Sträucher und Bäume angebaut, um den Prozess der Verwüstung zu stoppen und Bedingungen zu schaffen oder zu erhalten, in denen trotz klimatisch schwieriger Verhältnisse produktiv gewirtschaftet werden kann. „Auch wenn in unsere Studie die politisch instabile Situation in Mali nicht einfließt. Wir halten lokal angepasste Entwicklungsprojekte in der Landwirtschaft nicht nur für sinnvoll, sondern für unverzichtbar, damit sich die Menschen in Mali auf Dauer ernähren können“, fasst Professor Hans Heinrich Bass von der Hochschule Bremen die Quintessenz der Studienreise zusammen.
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Kulturwissenschaften
Institut für Ethnologie und Kulturwissenschaft
Dr. Cordula Weißköppel
E-Mail cweisskoeppelprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de