„Die Corona Krise führt uns unmittelbar vor Augen, wie relevant und gleichzeitig zu gering wertgeschätzt Tätigkeiten im Zusammenhang mit fürsorglicher Zuwendung und Versorgung sind“, so Sonja Bastin vom Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik (SOCIUM). „Die Pandemie verschärft die Situation zwar“, so Andrea Schäfer, „macht aber nur eine schon lange bestehende strukturelle Krise der Sorgearbeit deutlich.“ Diese sogenannte „Care-Arbeit“ kann bezahlte Arbeit sein, wie in der Pflege oder in der Kinderbetreuung, aber auch unbezahlt wie in der häuslichen Pflege in der Familie oder Erziehungszeiten. Überwiegend üben Frauen diese Arbeit aus.
Eltern, Kinder und Pflegende besonders betroffen
Wirtschaft und Staat würden dies ausbeuten – meist zu Lasten von Frauen. Von einer fairen Verteilung solcher Sorge-Arbeit zwischen den Geschlechtern und innerhalb der Gesellschaft könne keine Rede sein. Leidtragende seien auch diejenigen, die von Sorgearbeit abhängig seien: Kinder, kranke und alte Menschen. Dem könne nicht durch tagesaktuelle Maßnahmen, sondern nur durch langfristige Lösungen begegnet werden. Gerade bei der aktuellen wirtschaftlichen Neuordnung müsse dies berücksichtigt werden und dürfe nicht erneut zu verschärfter Benachteiligung führen.
Manifest mit konkreten Forderungen an die Bundespolitik
Insgesamt 18 konkrete Forderungen erhebt das jüngst veröffentlichte Manifest der Initiative „Equal Care Day“, an dem die Soziologinnen, gemeinsam mit der Zentralen Kommission für Frauenfragen (ZKFF) der Universität Bremen, mit einer Veranstaltung mitwirkten. Es kann im Internet unterzeichnet werden.
Unter anderem wird gefordert, dass die durch unbezahlte Sorge-Arbeit erzielte Wertschöpfung in volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen berücksichtigt werden soll, weil sie den Wohlstand maßgeblich mitbegründe. Auch müsse der Aufwand für Kindererziehung, Betreuung und Pflege besser sozial abgesichert werden, etwa bei der Anerkennung für die Alterssicherung. Und Strategien zur gerechteren Verteilung zwischen den Geschlechtern konsequent umgesetzt werden.
Weitere Informationen:
https://equalcareday.de/manifest/
https://frauenseiten.bremen.de/blog/wege-aus-der-care-krise/
www.uni-bremen.de/zentrale-frauenbeauftragte/events/open-space-we-care
Fragen beantwortet:
Dr. Sonja Bastin
SOCIUM - Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik
Telefon: Telefon: +49 421 218-66385
E-Mail: sbastinprotect me ?!bigsss.uni-bremenprotect me ?!.de
Andrea Schäfer
ZKFF - Zentrale Kommission für Frauenfragen
Telefon: +49 421 218-60074
E-Mail: andrea.schaeferprotect me ?!unibremenprotect me ?!.de