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Neue Lichteigenschaften mit Mikrolasern realisiert

Aktueller Bericht in der Zeitschrift "Nature" von Physikern der Universität Bremen mit ihren Kooperationspartnern aus Dortmund und Würzburg

Wissenschaftler der Universität Bremen haben an einem richtungsweisenden Schritt in der Grundlagenforschung der Optoelektronik mitgearbeitet. Wie die renommierte Zeitschrift "Nature" in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet, ist es Prof. Dr. Frank Jahnke und seinen Mitarbeitern des Instituts für Theoretische Physik gelungen, in Mikrolasern neue Eigenschaften des Lichts vorherzusagen, die in Zusammenarbeit mit Experimentalphysikern der Technischen Universität Dortmund beobachtet werden konnten. Die Mikrolaser wurden in der Universität Würzburg sowie im Institut für Festkörperphysik der Universität Bremen hergestellt.

Seit mehr als hundert Jahren ist bekannt, dass Licht aus kleinen Paketen, den so genannten Photonen besteht. Die Entdeckung dieser Quantisierung des Lichtfeldes hat ein neues Gebiet der Physik eröffnet: die Quantenoptik. Das wichtigste Ergebnis dieser Arbeiten war die Entwicklung von Lasern, die bis heute in rasanter Folge zu immer neuen Anwendungen führen. Diese zeigt sich am deutlichsten bei den Fortschritten in der optischen Datenspeicherung auf CDs, DVDs und BDs sowie bei der optischen Datenübertragung durch Glasfasern, die heute das Internet bestimmt. Alltägliche Anwendungen von Halbleiterlasern reichen von Laserdruckern bis zu Barcode-Lesegeräten in jedem Supermarkt.

Eine der Pionierleistungen in der Quantenoptik war der Vorschlag von Roy Glauber aus den 60er Jahren Lichtquellen darüber zu charakterisieren, in welcher zeitlichen Abfolge die ausgesendeten Photonen bei einem Beobachter ankommen. Unter anderem dafür erhielt er 2005 den Nobelpreis. So findet man für die thermische Strahlung von Glühlampen oder im Sonnenlicht, dass Photonen bevorzugt unmittelbar nacheinander ankommen statt mit zeitlichem Versatz. Für Laserlicht hingegen tritt keine solche "Klumpung" (engl.: bunching) der Photonen auf: Jede beliebige zeitliche Verzögerung zwischen zwei Photonen ist gleich wahrscheinlich.

Deutschland ist führend bei der Herstellung von Mikrolasern

Aktuelle Entwicklungen bestehen darin, wenige Photonen auf sehr kleinen räumlichen Ausdehnungen, die der Lichtwellenlänge selbst nahe kommen, zu speichern. In diesen Mikrolasern werden als aktives Material sogenannte Halbleiter-Quantenpunkte verwendet, die nur einige Nanometer groß sind. Diese Laser, bei deren Herstellung Deutschland führend ist, sollen die Grundlage für zukünftige Generationen von Bauelementen bilden. Für die Veröffentlichung in "Nature" wurden zwei Proben aus Würzburg sowie eine Probe aus Bremen verwendet. Letztere stammt aus der Gruppe von Prof. Dr. Detlef Hommel am Institut für Festkörperphysik. In den Experimenten um Prof. Dr. Manfred Bayer an der Technischen Universität Dortmund wurden die einzelnen Photonen in der Lichtemission aus den Mikrolasern mit einem neuen Messverfahren erfasst, das erstmals auch die genaue Bestimmung der zeitlichen Abfolge der einzelnen Photonen ermöglicht. Die Gruppe um Professor Jahnke am Institut für Theoretische Physik an der Uni Bremen hatte gleichzeitig neue Eigenschaften im Photonenstrom vorhergesagt. Wegen der sehr geringen Anzahl von Photonen und Emittern im Laser wird das System jedes Mal durch die Emission eines einzelnen Photons nachhaltig gestört und zu Schwingungen angeregt. Auch konnte eine "Entklumpung" (engl.: anti-bunching) demonstriert werden. Hierbei wird es im Unterschied zu gewöhnlichen Lasern sogar unwahrscheinlicher, zwei Photonen in direkter zeitlicher Abfolge vorzufinden. Die Kooperation der Wissenschaftler wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen der Forschergruppe "Quantenoptik in Halbleitern" gefördert.

Enge Verbindung von Grundlagenforschung und praktischen Anwendungen

Die Untersuchungen der Lichteigenschaften im Grenzfall weniger Photonen berühren grundlegende Fragen der Quantenmechanik. Aber auch hierbei eröffnen sich bereits praktische Anwendungen. So können einzelne Photonen zur abhörsicheren Datenübertragung im Rahmen der sogenannten Quantenkryptographie eingesetzt werden. Seit einiger Zeit zeichnet sich das neue Gebiet der Quanteninformationstechnologien ab, in dem die quantenmechanischen Eigenschaften einzelner Elektronen und Photonen in neuartigen Computern oder Datenübertragungsmedien genutzt werden sollen.

Informationen im Internet unter: www.nature.com/nature/journal/v460/n7252/full/nature08126.html

 

Wetere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Physik/Elektrotechnik (FB 1)
Institut für Theoretische Physik
Prof. Dr. Frank Jahnke
Tel. 0421 218-4522

http://www.itp.uni-bremen.de/jahnke