Nr. 378 / 10. November 2014 KG
Welche gesellschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungen bringt die massive Ausweitung humanitärer Hilfe in den Ländern des Nahen Ostens mit sich? Wir wirken sich nichtmilitärische Interventionen auf Syrien und seine Nachbarländer aus? Wie strukturiert das Sicherheitsdenken das Verhalten der Helfer aus Nichtregierungsorganisationen (NGOs)? Was tun sie zu ihrem eigenen Schutz und was zum Schutz der Flüchtlinge in den Lagern? Diese außergewöhnlich aktuellen Forschungsfragen stellt sich die Politikwissenschaftlerin Dr. Sophia Hoffmann. Sie hat mit Beginn des Wintersemesters ihre Arbeit am Institut für Interkulturelle und Internationale Studien im Fachbereich Sozialwissenschaften der Universität Bremen aufgenommen. „Humanitarian Action and Security in the Middle East“ lautet das genaue Thema ihres zweijährigen Projekts.
Allein der UNHCR, die Flüchtlingsbehörde der Vereinten Nationen, setze im Nahen Osten inzwischen ein jährliches Budget von drei Milliarden Euro um, sagt Hoffmann. Damit wachse dessen politische und gesellschaftliche Kraft. Sowohl diese staatliche Organisation als auch die nichtstaatlichen Hilfsorganisationen müssen sich professionell mit Sicherheitsfragen beschäftigen. Hoffmann will nun herausfinden, wie sich Sicherheitsplanung auf die humanitäre Hilfe auswirkt. Dazu befragt sie im ersten Jahr ihrer Forschung Sicherheitsmanager von Nichtregierungsorganisationen. Welche Konzepte entwickeln sie, welche Sorgen bewegen sie, welche Vorstellungen von Gefahr und Sicherheitsrisiken haben sie und wie schulen sie die Helferinnen und Helfer?. „Ich will sehr viele empirische Daten erheben“, sagt die Wissenschaftlerin. 2015 wird sie dann für eine mehrmonatige Feldforschung nach Jordanien gehen und unter anderen in dem riesigen Flüchtlingslager Zaatari die Situation untersuchen. „Teilnehmendes Beobachten“ wird ihre Methode sein, und sie wird Flüchtlingshelfer in ihrem Alltag begleiten. „Wir brauchen mehr empirisches Wissen, was in den Lagern passiert, da weltweit bereits über fünf Millionen Menschen in humanitären Lagern verwaltet werden“, sagt die unerschrockene junge Frau. Interessant seien in diesem Zusammenhang die Auswirkungen solcher Hilfeleistungen auf Regionen, in denen der Begriff vom Bürger, von Bürgerrechten und von der Nation schwächer ausgeprägt sei als beispielsweise in Europa und den USA.
Zur Person:
Die 35-jährige Wissenschaftlerin ist im Rahmen des BREMEN-TRAC Post-Doc Programm an die Universität gekommen. Mit dem von der EU über das Marie-Curie-Stipendium kofinanzierten Programm werden exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland an die Universität Bremen eingeladen. Sophie Hoffmann hat in den vergangenen drei Jahren in Genf gelehrt und geforscht. Sie war Teaching Fellow am englischsprachigen Graduate Institute. Bereits in ihrer Dissertation an der School of Oriental and African Studies der University of London hat sie die Situation irakischer Flüchtlinge in Syrien untersucht. Im Jahr 2008 wurden dort erstmals ein Dutzend internationale humanistische Organisationen ins Land gelassen. Im Rahmen ihrer Forschungsarbeit hat Dr. Hoffmann arabisch gelernt und war von 2005 bis 2011 mehrfach in Damaskus.
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Sozialwissenschaften
Institut für Interkulturelle und Internationale Studien (InIIs)
Dr. Sophia Hoffmann
Tel.: 0163 716 78 25
E-Mail: sophia.hoffmannprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de