„Auf den Erfolg unserer hoffnungslosen Mission“, so lautete ein Trinkspruch in der sowjetischen Dissidentenszene, der das Engagement derer, die unter schwierigen Bedingungen für Menschenrechte eintraten, mit einem Augenzwinkern auf den Punkt brachte. Auch im heutigen Russland hat diese Durchhalteparole nichts von ihrer Aktualität verloren – gerade angesichts der im vergangenen Jahr ausgeübten Morde an Journalistinnen, Anwälten und Menschenrechtlern. Um über die aktuelle Lage öffentlich zu diskutieren, lädt die Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen am Donnerstag, 3. Dezember 2009, um 18 Uhr zu einer öffentlichen Gesprächsrunde mit der russischen Menschenrechtsaktivistin und diesjährigen Sacharow-Preisträgerin für geistige Freiheit, Ljudmila Alexejewa, ein. Mit dabei ist auch die Sprecherin für Osteuropapolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Marieluise Beck (MdB). Die Veranstaltung findet im EuropaPunkt Bremen in der Bremischen Bürgerschaft (Erdgeschoss),
Am Markt 20, in 28195 Bremen statt. Der Eintritt ist frei.
Die 82-jährige Russin ist als ehemalige sowjetische Dissidentin und heutige Vorsitzende der Moskauer Helsinki-Gruppe eine der bekanntesten russischen Menschenrechtsaktivistinnen. Sie emigrierte 1977 in die USA und lebt seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion wieder in Moskau, wo sie sich aktiv für die Einhaltung der Menschenrechte engagiert. Erst kürzlich demonstrierte sie auf einer Kundgebung für die Einhaltung von Meinungsfreiheit erneut mit ihrem Schild mit der Aufschrift „Achtet die Verfassung“, das sie bereits als Dissidentin in der Sowjetunion getragen hatte. Für ihren langjährigen Kampf für die demokratischen Werte und für die Menschenrechte, ihren Beitrag zur Beendigung des Kalten Krieges und zur Festigung der deutsch-russischen Beziehungen wurde sie im November 2009 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Am 16. Dezember wird sie in Straßburg vom Europäischen Parlament den Sacharow-Preis für geistige Freiheit entgegennehmen. Neben Ljudmila Alexejewa erhalten noch Oleg Orlow und Sergej Kowaljow stellvertretend für alle russischen Menschenrechtler den Sacharow-Preis sowie die russische Menschenrechtsorganisation MEMORIAL.
Der Sacharow-Preis:
Mit dem 50.000 Euro dotierte „Sacharow-Preis für geistige Freiheit“ werden seit 1988 außergewöhnliche Persönlichkeiten oder Organisationen ausgezeichnet, die sich für die Menschenrechte und Grundfreiheiten einsetzen. Er geht auf den russische Physiker und Friedensnobelpreisträger Andrej Dmitrijewitsch Sacharow (1921-1989) zurück. Dieser war maßgeblich an der Entwicklung der Wasserstoffbombe beteiligt. Besorgt über die Folgen seiner Arbeit für die Zukunft der Menschheit, versucht er, auf die Gefahr des atomaren Rüstungswettlaufs aufmerksam zu machen. Einen Teilerfolg erzielte er, als 1963 der Vertrag über das Verbot von Kernwaffenversuchen unterzeichnet wurde. In den 1970er-Jahren gründete Sacharow, der in der UdSSR als Dissident mit subversiven Ideen galt, ein Komitee zur Durchsetzung der Menschenrechte und zur Verteidigung politisch Verfolgter. 1975 wurde ihm für seine Leistungen der Friedensnobelpreis verliehen.
Wetere Informationen:
Universität Bremen
Forschungsstelle Osteuropa
Manuela Putz
Tel. 0421-218-69611
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