Es muss nicht immer die chemische Keule sein: Auch Nützlinge wie Insekten oder Spinnentiere sorgen in der Natur für eine effiziente Schädlingsbekämpfung – beispielsweise, indem sie diese ganz einfach fressen. Der biologischen Schädlingsbekämpfung kommt wachsende Bedeutung zu, und mittlerweile beschäftigen sich breit angelegte Forschungsvorhaben mit diesem Thema. Eines davon ist das BINGO Training Network (Breeding Invertebrates for Next Generation Biocontrol), das mit 3,3 Millionen Euro durch das EU Horizon 2020 Programm gefördert wird. Zwei der insgesamt 13 Forschungsprojekte werden dabei von der Arbeitsgruppe Populations- und Evolutionsökologie am Fachbereich 2 (Biologie/Chemie) der Universität Bremen durchgeführt; dafür gehen 450.000 Euro an die Bremer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Am 22. Januar 2015 fand jetzt das Starttreffen des internationalen Forschungsnetzwerks BINGO statt. Es will die natürliche genetische Variabilität einheimischer Nützlingsinsekten erforschen. Das Ziel ist, die Effizienz in der biologischen Bekämpfung von Schadinsekten zu verbessern, ohne dabei auf nicht-heimische Arten zurückgreifen zu müssen. Das BINGO Training Network vereint Forscher aus neun Europäischen Staaten. Sie wollen Produktion und Erfolg einheimischer Nützlinge in der Schädlingsbekämpfung durch selektive Zucht von Arten verbessern, die sich besonders gut für die biologische Bekämpfung eignen. Letzten Endes soll hiermit die Abhängigkeit der Nahrungsproduktion von chemischen Pestiziden reduziert und eine sicherere und gesündere Nahrungsmittelproduktion erreicht werden.
Zum Hintergrund: Die Welternährung ist beständig durch bereits vorhandene oder neu eingeschleppte, invasive Schädlinge gefährdet. Um Nahrungsmittelsicherheit zu gewährleisten und Ökosysteme gesund zu erhalten, werden die EU-Richtlinien für den Einsatz von Pestiziden laufend verschärft. Die biologische Schädlingsbekämpfung mithilfe von nützlichen Insekten birgt hier ein großes Potenzial, beide Ziele zu erreichen. Die Kontrolle invasiver Schädlinge macht es bislang häufig nötig, exotische Nutzinsekten zu „importieren“, die unter Umständen die lokale Biodiversität bedrohen können. Die Optimierung einheimischer Nutzinsekten durch selektive und auf die jeweilige Feldfrucht bezogene Zucht kann die Abhängigkeit von eingeführten Nützlingen verringern. Obwohl die Zuchtwahl von Agrarpflanzen und Nutztieren seit Jahrhunderten gang und gäbe ist, wurden solche Ansätze bislang nicht zur Verbesserung von Nützlingen genutzt.
Das BINGO-Forschungsprogramm wird genetische Information und Zuchtwahl in die Nützlingsproduktion bringen und gleichzeitig genomische Spitzentechnologie in die biologische Schädlingsbekämpfung einführen. BINGO wird durch das renommierte Marie Sk?odowska-Curie Innovative Training Network (ITN) Format der Europäischen Kommission gefördert. 13 Nachwuchswissenschaftler erfahren bei zwölf Partnern von Universitäten, Forschungsinstituten, non-profit Organisationen und der Industrie der Niederlande, Deutschlands, Frankreichs, Spanien, der Tschechischen Republik, Österreichs, der Schweiz, Griechenlands und Portugals wissenschaftliches Training. Koordiniert wird das Projekt von der niederländischen Universität Wageningen.
ACHTUNG Redaktionen: In der Universitäts-Pressestelle, presseprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de, können sie ein Foto einer Brackwespe anfordern, die eine Mehlmottenlarve parasitiert. Fotovermerk: Nils Linek/Universität Bremen.
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Biologie/Chemie
Institut für Ökologie
Dr. Andra Thiel und Prof. Dr. Thomas S. Hoffmeister
Tel.: 0421/218-62937
E-mail: thielprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de, tshprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de