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Studie: Angehende Pflegefachkräfte sind in der Demenzbetreuung nicht ausreichend ausgebildet

Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) der Universität Bremen hat bundesweit alle Kranken- und Altenpflegeschulen sowie rund 2.500 Pflegeauszubildende befragt / Projekt wurde mit dem Schönwald-Preis ausgezeichnet

Nr. 054 / 7. Februar 2012 MM

Immer mehr Patienten in deutschen Krankenhäusern weisen neben ihrer akuten Erkrankung eine Demenz auf. Dies stellt die Krankenhäuser und ihre Mitarbeiter vor eine große Herausforderung. Denn auf die pflegerische Versorgung von dementiellen Erkrankungen sind sie nicht ausreichend eingerichtet. Bislang ist wenig darüber bekannt gewesen, inwieweit demenzsensible Konzepte bereits in der Pflegeausbildung thematisiert werden. Diese Lücke hat das Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) der Universität Bremen in einer Studie geschlossen. Ein zentrales Ergebnis: Der Großteil der Auszubildenden fühlt sich im Umgang mit an Demenz erkrankten Patienten überfordert.

Die Studie „Demenzsensible nicht medikamentöse Konzepte in Pflegeschulen“ liefert erstmals Ergebnisse zu den bisherigen Strategien der Ausbildungsstätten in diesem Bereich. Die Wissenschaftler vom IPP befragten über mehrere Monate alle rund 1.300 Kranken- und Altenpflegeschulen in Deutschland sowie knapp 2.500 Pflegeauszubildende. Die wichtigsten Ergebnisse: Ein Großteil (75,6 Prozent) der Auszubildenden der Gesundheits- und Krankenpflege wird regelmäßig beauftragt, demenzerkrankte Menschen im Krankenhaus zu betreuen. Doch nur knapp ein Viertel (23,4 Prozent) von ihnen glaubt, dass ihre Kompetenzen zum Zeitpunkt der Befragung ausreichen, um Menschen mit Demenz bedürfnisorientiert zu pflegen. Bei knapp dreiviertel (74 Prozent) der Gesundheits- und Krankenpflegeauszubildenden treten Kompetenzunsicherheiten auf, wenn Demenzpatienten zum Beispiel aggressiv sind. 64,9 Prozent haben Probleme, die Bedürfnisse des an Demenz erkrankten Menschen zu erkennen. Gut die Hälfte der Auszubildenden (56,3 Prozent) fühlen sich im Umgang mit den Angehörigen schlecht vorbereitet.

Altenpflegeschulen sind besser gerüstet

Deutliche Unterschiede in der Vermittlung pflegerischer Kompetenzen zeigen sich zwischen den Ausbildungsgängen: Im Gegensatz zu den Schulen der Gesundheits- und Krankenpflege verfügen die Altenpflegeschulen über vielfältige Ansätze und Trainingsmöglichkeiten zur pflegerischen Versorgung demenzerkrankter Menschen.

„Klar ist, dass vor allem innerhalb der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung mehr zur Vermittlung demenzspezifischer Kompetenzen getan werden muss“, sagt der Leiter der Studie, Professor Stefan Görres vom IPP. Eine intensive Auseinandersetzung mit diesem Thema auf allen Ebenen sei dringend notwendig. „Dies wird nicht nur die Versorgungsqualität, sondern auch die Arbeitszufriedenheit deutlich erhöhen“, so Görres.

Schönwald-Preis für Projekt

Für das Projektvorhaben wurde das IPP 2010 mit dem Schönwald-Preis für hervorragende wissenschaftliche Arbeit ausgezeichnet. Mit dem Preisgeld konnte die Studie durchgeführt werde. Die Dr. Karl und Ruth Schönwald-Stiftung hat ihren Sitz bei der deutschen Alzheimer Gesellschaft und fördert neue Forschungsaspekte zum Thema Demenz.

Der ausführliche Projektabschlussbericht steht als Download unter http://www.public-health.uni-bremen.de/pages/info/info.php  zur Verfügung.

 
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften
Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP)
Prof. Dr. Stefan Görres
Telefon: 0421 218-68900
E-Mail: sgoerresprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de 

oder

Dr. Martina Stöver
Telefon: 0421 / 218-68908
E-Mail: stoeverprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de