Herr Wild, welche Gefahren drohen Korallenriffen durch unseren CO2-Ausstoß?
Der Ausstoß von CO2 und anderen Treibhausgasen führt im Meer zu einer Erwärmung und einer Ansäuerung. Steinkorallen, die Riffe bilden, reagieren darauf sehr sensibel. Die Erwärmung löst oft die gefürchtete Korallenbleiche aus, während die Ansäuerung die Bildung von Riffstrukturen aus Kalk durch Korallen stark erschwert. Der hohe CO2-Ausstoß beinhaltet für die tropischen Korallenriffe demnach gleich zwei Bedrohungen. Daher könnte es in der Zukunft sogar zum Verlust dieser Ökosysteme kommen. Wir beobachten deshalb sehr genau, was in Kattowitz beschlossen wird. Die UN-Klimakonferenz 2018 stellt die Weichen für die Weltkorallenriffkonferenz 2020 in Bremen.
Bei der Pariser Klimakonferenz 2015 wurde als Ziel formuliert, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. In Kattowitz geht es jetzt um verbindliche Details zur Umsetzung. Angenommen wir erreichen diesen Wert nicht. Was bedeutet das für die Korallenriffe?
Korallenriffe werden bereits bei einer Meereserwärmung um 1,5 Grad Celsius große Probleme haben. Denn viele Korallen fangen schon dann an zu bleichen. Gebleichte Korallen sterben dann oft ab. Jede darüber hinaus gehende Temperaturerhöhung wird das Problem noch verschärfen.
Im Jura, zur Zeit der Dinosaurier vor rund 150 Millionen Jahren, waren große Teile Europas ein tropisches Flachwassermeer mit großen, gesunden Korallenriffen. Damals war der CO2-Gehalt der Atmosphäre etwa fünf Mal höher als heute und die Pole auf Grund des warmen Klimas eisfrei. Warum bedeuten heute wenige Grad höhere Durchschnittstemperatur eine derart große Gefahr?
Nach allem was wir wissen, haben die Klimaveränderungen in der Erdgeschichte über sehr lange Zeitskalen – also Millionen von Jahren – stattgefunden. Korallen hatten also genug Zeit, sich an die neuen Bedingungen anzupassen. Der Klimawandel, den wir im Moment erleben, findet in einer rasenden Geschwindigkeit statt – innerhalb weniger Jahrzehnte. Daher ist es extrem unwahrscheinlich, dass Korallen sich schnell genug anpassen können.
Weitere Informationen:
www.icrs2020.de (Englisch)
www.uni-bremen.de/marine-ecology (Englisch)
Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Christian Wild
Marine Ökologie
Fachbereich Biologie / Chemie
Telefon: +49 421 218 63367
E-Mail: christian.wildprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de