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Universität Bremen startet zwei große Projekte zu geschlechtersensibler Gesundheitsforschung

Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert die beiden Verbundprojekte bis 2021 mit insgesamt rund 2,7 Millionen Euro / zahlreiche Partner beteiligt

Nr. 138 / 12. Juli 2017 KG

Das Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) im Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften der Universität Bremen ist gleich doppelt erfolgreich: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat jetzt zwei Anträge von Gabriele Bolte, Professorin für Epidemiologie im IPP, in der Förderinitiative „Gesund – ein Leben lang" bewilligt. Die beiden großen Vorhaben zu geschlechtersensibler gesundheitswissenschaftlicher Forschung werden für vier Jahre bis 2021 mit insgesamt 2,7 Millionen Euro gefördert.

Das Verbundprojekt INGER

In der biomedizinischen Forschung und Praxis zu Umwelt und Gesundheit wird Geschlecht mit den vielfältigen biologischen und sozialen Dimensionen noch nicht angemessen berücksichtigt. Beispielsweise können biologische Faktoren dazu führen, dass Umweltschadstoffe unterschiedlich im Körper wirken. Zugleich haben gesellschaftliche Geschlechterverhältnisse Auswirkungen auf Lebensbedingungen und Verhaltensweisen, die zu Unterschieden in Art und Ausmaß der Belastung führen. Das Verbundprojekt INGER (Integration von Geschlecht in die Forschung zu umweltbezogener Gesundheit) hat zum Ziel, Methoden für eine geschlechtersensible Datenerhebung und Datenanalyse in Bevölkerungsstudien zu entwickeln und zu erproben. Die Erkenntnisse aus dem Projekt sollen eine Basis bilden für Empfehlungen für geschlechtersensible Präventionsmaßnahmen im Bereich Umwelt und Gesundheit und für einen geschlechtersensiblen umweltbezogenen Gesundheitsschutz. Das Verbundprojekt INGER umfasst die Forschungs- und Anwendungsfelder Umweltepidemiologie, Umwelttoxikologie und Public Health. Führende Institutionen in diesen Forschungsbereichen arbeiten in dem Verbundprojekt zusammen: Neben der Universität Bremen, die die Koordination übernimmt, sind das Helmholtz Zentrum München, das Umweltbundesamt Berlin und der Lehrstuhl Gender and Science an der Humboldt-Universität zu Berlin beteiligt.

Das Verbundprojekt AdvanceGender

In der Gesundheitsberichterstattung werden Daten zwar heutzutage routinemäßig für Männer und Frauen getrennt dargestellt, jedoch fehlt oftmals eine weitergehende Auseinandersetzung. Es stellt sich zum Beispiel die Frage, welche Bedeutung Geschlecht im Kontext sozialer Ungleichheiten, gesellschaftlicher Machtverhältnisse und Normen für die Gesundheit hat. Dies liegt vor allem daran, dass sich Gesundheitsberichterstattung wesentlich auf Studienergebnisse – Befragungen und Untersuchungen – bezieht. Wenn diese Studien lediglich zwei statische Kategorien „Männer" und „Frauen" betrachten, können soziale und biologische Geschlechterdimensionen und deren wechselseitige Beeinflussung nicht angemessen erfasst werden. An diesem Punkt setzt das Verbundprojekt AdvanceGender an: Es analysiert und bewertet die Geschlechtersensibilität des gesamten Forschungsprozesses populationsbasierter Studien zur Gesundheit. Ansätze für eine Verbesserung sollen für die Auswahl von Studienteilnehmenden und für die Datenanalyse entwickelt werden. Das Verbundprojekt wird von der Charité – Universitätsmedizin Berlin koordiniert. Das Institut für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen leitet das Teilprojekt AdvanceDataAnalysis, in dem quantitative Methoden für eine geschlechtersensible Datenanalyse entwickelt werden. Der dritte Partner ist das Robert Koch-Institut Berlin, das für die Gesundheitsberichterstattung auf Bundesebene zuständig ist.

Transfer in die Politik

Beide Verbundprojekte, INGER und AdvanceGender, zeichnen sich dadurch aus, dass in ihnen nicht nur eine interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Forschung stattfinden wird, sondern dass die in dem jeweiligen Themenfeld entscheidenden Bundesbehörden mitwirken. Dadurch wird ein Transfer der Forschungsergebnisse in die Politikberatung auf Bundesebene für einen geschlechtersensiblen, umweltbezogenen Gesundheitsschutz sowie Gesundheitsförderungs- und Präventionsmaßnahmen gewährleistet.

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Institut für Public Health und Pflegeforschung
Abteilung Sozialepidemiologie
Prof. Dr. Gabriele Bolte
Tel. 0421/218-68820
E-Mail: gabriele.bolteprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de