Man hat ja so seine Vorstellungen von einem Hausmeister. Er wuselt durch die Gebäude, legt hier den Schraubenschlüssel an und kneift dort mit der Zange zu. Ein Gespräch mit Günther Süllow klärt einen Irrtum auf. Der gute Geist an der Universität Bremen ist nämlich „Funktionsmeister Gebäudebetriebstechnik“. Sein wichtigstes Arbeitsmittel ist nicht etwa der Werkzeugkoffer, sondern es sind Tastatur und Bildschirm.
Der Mann in der grünen Jacke
Ist etwas kaputt – Tür klemmt, Licht geht nicht an, Steckdose bleibt tot – schreibt man an Herrn Süllow. Der sitzt in seinem Büro im Souterrain unter den Regalen der Staats-und Universitätsbibliothek. Am Bildschirm sammelt er die „Tickets“ ein, wie er die Fehlermeldungen nennt, und leitet sie an die richtigen Stellen weiter. Seit drei Jahren koordiniert er digital. „Kleinere Reparaturen erledigen wir sehr schnell“, betont der freundliche Mann in der grünen Jacke, den im Nordostbereich des Campus fast alle kennen. Sportturm, Keksdose, Unicom, Cognium, Seminar- und Forschungsgebäude (SFG) sind fünf der zehn Häuser und Anlagen, für die er zuständig ist. „Aktuell kommt noch Aldi hinzu“, sagt der Funktionsmeister. Das ist sein persönlicher Arbeitstitel für die Zwillings-Neubauten an der Universitätsallee, die im September vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaft und vom Discounter bezogen werden. Da ist zwar alles baufrisch, somit kaum Defekte zu erwarten, doch: „Ein neuer Mitarbeiter kommt und ein Zeitplan für notwendige Wartungsarbeiten muss festgelegt werden.“
1989 im Sportturm angefangen
Sechs Funktionsmeister verantworten die Koordination der technischen Reparaturen auf dem Campus, nach den Himmelsrichtungen in vier Planquadrate eingeteilt. Acht Mitarbeiter – Elektriker und Klempner – werden von Günther Süllow im Osten eingesetzt. Er hat selbst Elektriker gelernt. „Mit 14 habe ich angefangen“, sagt der 58-Jährige, der in dem kleinen Ort Schwarme im Landkreis Diepholz aufgewachsen ist. Seit 2014 wohnt er mit seiner Frau im Bremer Stadtteil Horn und düst jeden Morgen mit dem E-Bike zur Arbeit. An der Universität hat er 1989 angefangen. Im Sportturm. Der ist zwar angenagt vom Zahn der Zeit, doch immer noch sein Liebling unter den Gebäuden. Seine Wurzel sozusagen. Er überwacht mit seinen Kollegen auch die Wasseraufbereitung des Hallenbades und schaut nach, ob die Chlormischung stimmt. Eine Aufgabe, die er mit Schließung der Anlage aus seinem Pensum streichen wird.
„Gefahr im Verzug“
„Früher wurde unsere Tätigkeiten von einem Ingenieur erledigt“, sagt Günther Süllow, „der hatte dann aber weniger Gebäude zu betreuen.“ Jetzt belastet ihn die wachsende Arbeitsverdichtung zwar, aber er macht seinen Job unheimlich gerne. „Eigentlich sollte ich drei Viertel meiner Dienstzeit am Computer sitzen und ein Viertel unterwegs sein“, sagt er. Doch es sei genau andersherum. Der Manager und Koordinator ist ständig zwischen den Gebäuden auf Tour. „Manche Reparaturmeldung muss ich erstmal in Augenschein nehmen“, erklärt er. Stellt er dabei irgendwo einen Mangel fest, dann schreibt er sich selbst ein Ticket. Neben dem täglichen Kleinkram gibt es aber auch größere Pannen. Süllow nennt sie „Gefahr im Verzug, sofort handeln“. Zum Beispiel ein Stromausfall der Steckdosen. „Wenn einer einen defekten Wasserkocher anschließt, fliegt der FI-Schalter raus“. Für Nicht-Elektriker: Das ist ein Fehlerstrom-Schutzschalter, der auf den Kurzschluss reagiert. „Alle Rechner sind aus, die Nutzer können nichts machen“, sagt Süllow. Dann läuft die Zeit. Oder es platzt eine Rohrleitung. „Wir leiten Erstmaßnahmen ein, damit das Wasser geregelt abfließen kann, und geben dann an die Bauunterhaltung weiter.“
Präventive E-Mails
Mit seinen E-Mails an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, e-Aushang genannt, ist Günther Süllow auch präventiv tätig. „Im Zuge der Arbeiten können typische Gerüche von Farben und Lacken auftreten“, schreibt er etwa. „Nach Rücksprache mit der ausführenden Firma geht von der Farbe keine Gesundheitsgefährdung aus!“ Neben der digitalen Kommunikation bleibt der bescheidene Mann aber immer noch analoger Ansprechpartner. „Moin, Herr Süllow, die elektrische Uhr am Eingang steht, könnten Sie…?“ Anderntags rücken die Zeiger wieder ordnungsgemäß vor.