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Universität im Gespräch: Lebendige Diskussion über Wissenschaftsfreiheit

„Universität im Gespräch“ – so lautet der Titel eines Formates, mit dem das Rektorat mit den Angehörigen der Universität regelmäßig in Dialog treten möchte. Bei der letzten Veranstaltung ging es um das Thema Wissenschaftsfreiheit und die Frage, wie der Artikel 5 des Grundgesetzes gelebt wird.

Im Fokus der Veranstaltung, die in Kooperation mit Worlds of Contradiction (WOC) und dem Zentrum für Perfomance Studies gestaltet wurde, stand die Wissenschaftsfreiheit im Spannungsfeld von Forschungsfreiheit und gesellschaftlichen, politischen sowie ethischen Rahmenbedingungen. Uni-Rektorin Jutta Günther sagte zu Beginn, das Thema sei facettenreich, die Wissenschaftsfreiheit wichtiger denn je: „Sie ist das Fundament, auf dem wir alle stehen. Ich sehe, dass es derzeit viel thematisiert wird. Es gibt etwas zu verteidigen. Einiges ist nicht gut bestellt.“

In vier Paneln beleuchteten Expert:innen aus verschiedenen Fachbereichen der Universität Bremen die Themen:

Im ersten ging es um Wissenschaftsfreiheit im Spannungsfeld von grundsätzlichem Schutz und (globalen) Bedrohungen. Wissenschaftsfreiheit werde in Deutschland gepflegt und sei in der Regel grundsätzlich gegeben, brachte es ein Teilnehmer auf den Punkt. Dabei müsse beachtet werden, dass Wissenschaftsfreiheit nicht gleichzusetzen sei mit Meinungsfreiheit. Die Wissenschaft brauche gute Belege, um in einem Klima der Wissenschaftsfeindlichkeit Contra zu geben. Geopolitische Entwicklungen stellten außerdem eine Bedrohung der Wissenschaftsfreiheit dar, dies führe beispielsweise in der Zusammenarbeit mit Hochschulen in China und Russland zu großen Problemen. Eine weitere Gefährung der Wissenschaftsfreiheit stellt nach Ansicht vieler Teilnehmenden auch die Unterfinanzierung von Hochschulen dar. Wissenschaftsfreiheit hat mit Finanzierung zu tun – so das Fazit.  

In zweiten Runde ging es um den Blick der „Early Career Scholars auf Wissenschaftsfreiheit“ war man sich einig, dass es grundsätzlich Freiheit im Bereich des Forschens gibt. Interessante Einblicke in ihren Uni-Alltag gaben die Diskutant:innen, die sich bei der Auswahl der Forschungsthemen häufig in einem Spannungsfeld zwischen Interesse an einem brisanten Thema einerseits und der öffentlichen Aufregung darüber andererseits befinden.  

Was bedeutet Wissenschaftsfreiheit interdisziplinär? Das war eine weitere Fragestellung der Veranstaltung „Universität im Gespräch“. Konsens herrschte darüber, dass es wichtig ist, dabei auch die Perspektive des Globalen Südens einzunehmen. Ein Blick, der nicht eurozentrisch, sondern transdisziplinär und international sei, öffne deutlich mehr neue Perspektiven.   

Inwieweit Künstliche Intelligenz Chance oder Bedrohung für Wissenschaftsfreiheit ist, war Thema der vierten Gesprächsrunde. Hier wurde unter anderem die Frage gestellt, wer die KI wofür einsetzt und wer die Ressourcen kontrolliert. Einigkeit herrschte darüber, dass es wichtig sei, über den Dienstleistungscharakter der KI hinauszudenken und sich kritisch damit auseinanderzusetzen.

Im Anschluss fanden Diskussionen in Form von Fishbowls mit den Mitgliedern des Rektorats statt. Das Fazit der Teilnehmenden: Auch wenn die Themen, um die es geht, nicht einfach sind, sind die Debatten, die in solch wertschätzenden Formaten geführt werden, immer eine Bereicherung. Denn im Austausch zu bleiben, das gehört zu einer lebendigen Diskurskultur an der Universität Bremen.

Das Thema Wissenschaftsfreiheit steht auch im Mittelpunkt der 36. Bremer Universitäts-Gespräche, die am Donnerstagabend, 21. November 2024 um 18 Uhr in der Kunsthalle Bremen eröffnet werden.  Nach einer Einführung zum Thema „Wissenschaftsfreiheit heute“ durch Prof. Dr. Michi Knecht, Prof. Dr. Ingo H. Warnke und PD Dr. Ehler Voss (alle Worlds of Contradiction, Universität Bremen) gibt es eine Podiumsdiskussion zum Thema „Hochschulen im Kreuzfeuer von geopolitischen Bedrohungen“ mit Prof. Dr. Shalini Randeria (Central European University, Wien) und Dr. Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT, Hamburg).

 

Das Rektorat im Gespräch
„Universität im Gespräch“ – so lautet der Titel eines Formates, mit dem das Rektorat mit den Angehörigen der Universität regelmäßig in Dialog treten möchte.