Kaum zu glauben, aber wahr: Von den über 70-Jährigen Menschen in unserem Land haben 10 Millionen das Internet noch nie genutzt. Weitere 10 Millionen Nutzer haben noch nie online eingekauft. Der Bremer Professor Herbert Kubicek vom Institut für Informationsmanagement Bremen (ifib) an der Universität Bremen fordert daher, sofort 330.000 Tablet-PCs für Seniorentreffs und Seniorenheime bereitzustellen.
Studie mit neuen Forschungsergebnissen veröffentlicht
Twittern, chatten, E-Mails versenden, auf Webseiten surfen, online bestellen – das ist für junge und junggebliebene Menschen selbstverständlich. Aber der ältere Teil der Bevölkerung ist mit solchen Online-Tätigkeiten wesentlich zurückhaltender. Und er erhält auch wenig Hilfe, um mit der Internet-Welt in Kontakt zu kommen und umzugehen. „20 Millionen ältere Menschen in Deutschland bleiben bei der Digitalisierung auf der Strecke“, sagt Informatik-Professor Kubicek. Zusammen mit seiner Kollegin Barbara Lippa von der Stiftung Digitale Chancen hat er jetzt eine aktuelle Studie mit neuen Forschungsergebnissen zur Alterslücke veröffentlicht.
Massive Investitionen von der Politik gefordert
Herbert Kubicek fordert von der Politik massive Investitionen, um auch die Seniorinnen und Senioren bei der Digitalisierung „mitzunehmen“: „Vor dem Hintergrund unserer rapide alternden Gesellschaft wäre es mehr als fahrlässig, auf diesem Gebiet weiterhin so wenig wie bisher zu tun.“ Viele Millionen ältere Menschen in Deutschland seien immer noch offline. „Sie haben Berührungsängste zu diesen Technologien oder Sicherheitsbedenken. Aber anders als Kinder, für die Milliarden in ‚Digitalisierungsoffensiven‘ versprochen werden, erhalten sie kaum Unterstützung!“
Lieber Coaching in homogenen Gruppen
Tablet-Abendkurse in der Volkshochschule, so das Forscherteam, würden in der Regel eher wenig helfen. Was ältere Menschen beim Weg ins Internet tatsächlich bräuchten, seien andere Konzepte und Angebote: „Keine Kurse mit gemischten Teilnehmern, sondern lieber Coaching in kleinen homogenen Gruppen“ lautet der Vorschlag von Kubicek und Lippa. Neben praktischen Übungen sollte es vor allem regelmäßige Sprechstundenangebote geben, wo man auch nach einem Training noch Hilfe bekommen könne. In ihrer Studie, die mittlerweile auch als Buch erschienen ist, haben die Autoren zehn Grundsätze für die altersgerechte Förderung digitaler Kompetenzen aufgestellt.
Ausführliche Pressemitteilung der Universität Bremen zur Studie